Siegerland. Not der Tierhalter wächst: Haustier-Hilfe unterstützt Halter, die ihre Tiere nicht mehr vorsorgen können. Damit kein Vierbeiner leiden muss
Immer mehr Menschen brauchen derzeit Unterstützung – darunter auch viele Tierbesitzer. Die „Siegerländer Haustier-Hilfe“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, in soziale Not geratene Halter bei der Versorgung ihrer Haustiere zu unterstützen. Ihre sechs ehrenamtlichen Helfer kümmern sich seit 2009 um die Versorgung der Haustiere. „So wollen wir den Menschen in ihrer Not helfen und sie finanziell ein wenig entlasten“, sagt die 1. Vorsitzende Daniela Zamponi. Auf die Unterstützung angewiesen seien vor allem Menschen mit kleiner Rente, Grundsicherungsbezieher, Mini-Jobber und Obdachlose.
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Die Futter-Ausgabe in Siegen
Die Ehrenamtlichen verteilen alle vier Wochen, am letzten Samstag des Monats, Futter- und andere Sachspenden. „Am Monatsende ist das Geld immer besonders knapp“, weiß Daniela Zamponi. „Die Menschen können sich aktuell kaum noch die Lebensmittel für sich selbst leisten.“ Berechtigt, die monatliche Futterspende entgegenzunehmen, ist jeder, der nachweisen kann, dass er bedürftig ist und ein Tier hat. Zu den Ausgaben kommen in der Regel zwischen 30 und 40 Personen. Häufig werde das Angebot der Haustier-Hilfe von neuen Leuten in Anspruch genommen.
„Erschreckenderweise sind es in den letzten zwei Jahren immer mehr Menschen geworden, die auf unsere Hilfe angewiesen sind“, sagt die Vereinsvorsitzende. Im vergangenen Halbjahr sei die Nachfrage noch einmal deutlich angestiegen, die Halter würden immer jünger. Es reiche momentan bei vielen hinten und vorne nicht mehr. Dennoch würden sich die Menschen immer noch schämen: „Viele trauen sich nach wie vor nicht, unsere Hilfe annehmen“, berichtet sie.
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Die Haustier-Hilfe heißt alle Halter, die Unterstützung benötigen, herzlich willkommen. „Wir sind verschwiegen und nehmen jeden freundlich auf. Die Leute brauchen keine Angst zu haben“, versichert die Vorsitzende. Sie versteht, dass es vielen schwerfällt, sich ihre Hilfsbedürftigkeit einzugestehen. Aber genau dafür sei der Verein da: Bevor es den Tieren nicht gut geht, sollte man über seinen Schatten springen und die Unterstützung annehmen, findet sie.
Für langjährige Bezieher leistet der Verein auch Beihilfe bei hohen Tierarztkosten. „Unter unseren Kunden ist auch schon lange ein besonders kranker Hund. Wir versuchen den Besitzern unter die Arme zu greifen, so gut es uns möglich ist“, erzählt die Vorsitzende. Viele Halter „sind wirklich am Limit mit ihrem Geld.“ Die Haustier-Hilfe übernimmt in solchen Fällen einen Teil der Kosten, wenn es die Spendenlage zulässt. Die sind auch die Tierarztkosten kürzlich stark gestiegen. Daniela Zamponi hat selbst zwei Hunde: „Das ist schon heftig und kann für Menschen mit wenig Geld eine erhebliche finanzielle Belastung sein.“
Die Spenden kommen Tieren in Siegen zu Gute
Um Tiere versorgen zu können, ist die Haustier-Hilfe auf Spenden angewiesen. Allerdings sei die Spendenbereitschaft aktuell nicht sehr hoch – die Krisen machen sich bemerkbar. Im Advent gebe es zwar mehr Weihnachtsspenden, „aber generell sind die Spender gerade sehr zurückhalten“, berichtet die Vorsitzende. Schon während Corona sei das Aufkommen gesunken, nun sei es wegen der zunehmenden Verunsicherung so. „Wir haben einige private Spender. Es rufen aber auch viele Leute an, deren Tiere verstorben sind und die noch Futter übrig haben“, erzählt Zamponi.
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Auch schon geöffnete Futtersäcke nimmt die Haustier-Hilfe gern an. Außerdem gebe es eine Mietpatin, die die Miete für die Ausgabe-Räume übernimmt. „Sonst hätten wir die Ausgaben schon längst stoppen müssen“, betont Zamponi. Wer die Arbeit der Haustier-Hilfe unterstützen möchte, kann auch eine Tier-Patenschaft übernehmen: Futter zur Verfügung stellen oder monatlich einen bestimmten Betrag spenden. „Gerade, wenn wir für unsere kranken Tiere Paten finden, freuen wir uns immer sehr“, sagt Daniela Zamponi. Für einen schwer kranken Hund ist der Verein aktuell noch auf der Suche nach einem zuverlässigen Paten.
Die großen Sorgen der Tierhalter in Siegen
Zusätzlich zur Futterausgabe und der Übernahme der Tierarztkosten bietet die Haustier-Hilfe auch persönliche Beratungsgespräche an und erklären den Haltern, worauf sie achten sollten. Gerade bei Haustieren müsse vieles bedacht werden. Die Ehrenamtlichen leisten dabei immer auch ein Stück Lebenshilfe: „Viele der Halter haben große Ängste: Wir hören ihnen zu, reden ihnen gut zu, und sind für sie da“, sagt die Vorsitzende. Die meisten Halter seien unverschuldet in die Situation geraten, auf Hilfe angewiesen zu sein. Die multiplen Krisen treffen zunehmend die, die ohnehin schon wenig haben.
Unterstützung und Spenden
Die nächste Ausgabe: 28. Januar 2023 von 10 bis 12 Uhr in der Porschestraße 4, Siegen.
Der Verein ist immer auf der Suche nach neuen Helfern. Aktuell sucht die Haustier-Hilfe noch jemanden, der ihnen ehrenamtlich bei der Gestaltung ihrer Onlineauftritte hilft.
Für ihre Arbeit ist die Haustier-Hilfe auf jede Spende angewiesen. Egal, ob Sachspenden wie Tierfutter, Spielzeug, Körbchen, Decken, Leinen und Halsbänder oder Geldspenden.
Geldsummen können über PayPal oder unter der IBAN DE 93 4605 0001 0010 1080 58 auf das Konto der Haustier-Hilfe bei der Sparkasse Siegen gespendet werden. Sachspenden können nach Absprache abgeben werden.
Kontaktdaten sind auf der Webseite der Siegerländer Haustier-Hilfe unter www.sihatihi.jimdofree.com oder auf der Facebookseite des Vereins zu finden.
Viele von ihnen haben große Geldsorgen. „Da muss jeder Euro für das Haustier zweimal umgedreht werden“, sagt Zamponi. „Die meisten Tiere begleiten ihre Menschen schon eine sehr lange Zeit.“ Für viele von ihnen sind ihre Tiere Motivation, weiterzumachen, am Leben teilzunehmen. Zwischen Tier und Halter bestehe oft eine sehr enge emotionale Verbindung. Daniela Zamponi sagt: „Wir geben unser Bestes damit die Haltern ihre Tiere behalten können.“
Das Engagement der Siegener Tierhelfer zahlt sich aus
Daniela Zamponi engagiert sich gerne ehrenamtlich für die Halter und ihrer Tiere. „Wir wollen die Menschen lokal unterstützen und sind für die Bedürftigen aus Siegen und Umgebung da.“ Das Schönste an ihrer Tätigkeit sei die Dankbarkeit der Menschen. „Viele Besucher kommen zur Ausgabe und bedanken sich für unseren Einsatz“, erzählt Zamponi. Über Jahre haben sich auch persönliche Bekanntschaften aufgebaut. „Wir machen andere Menschen glücklich, das macht mich auch glücklich“, sagt die Vorsitzende.
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Während ihrer Zeit bei der Haustier-Hilfe habe sie schon einige emotionale Momente miterlebt. Wenn beispielsweise Tiere, die jahrelang mit zur Ausgabe gekommen waren dann plötzlich schwer erkranken und versterben. „Das macht traurig und wir im Team leiden dann immer mit“, sagt sie. Aber das Schöne überwiege: „Es sind auch schon Menschen freudestrahlend zu uns gekommen, um uns zu sagen, dass sie uns nicht mehr brauchen, weil sie wieder einen Job haben und es jetzt ohne Hilfe alleine schaffen.“
Das sei zwar selten, aber wenn die Leute von alleine wieder auf die Beine kommen, sei das immer etwas ganz besonderes „Das wünschen wir uns für jeden unserer Besucher“, betont die Vorsitzende. „Viele von denen möchten uns dann unbedingt etwas für unsere Unterstützung zurückgeben und spenden.“
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