Siegen. Die Gebührenordnung für Tierärzte wird am 22. November erhöht. Tierbesitzer in Siegen fürchten nun sehr hohe Kosten. So sind die Reaktionen.
Nach nun etwa 20 Jahren wird die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) erhöht. Drohen Tierbesitzern ab dem 22. November nun auch höhere Behandlungskosten? Theoretisch schon, doch in der Realität sieht das alles ein bisschen anders aus, sagt Tierarzt Dr. Marco Germann aus Siegen. Die Anpassung sei laut Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“, auch schon längst überfällig.
Neuerung
Tierärztinnen und Tierärzte können bei jeder Behandlung festlegen, ob sie den einfachen, doppelten oder dreifachen Satz berechnen, erklärt Karina Omelyanovskaya von „Vier Pfoten“. Im besten Fall würden sie dies auf der Grundlage entscheiden, wie herausfordernd, umfangreich oder zeitintensiv die Behandlung ist. Es können auch der Wert des Tieres oder die Tageszeit eine Rolle spielen.
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Erst wenn es über das Dreifache des Gebührensatzes hinausgehen soll, müssen Praxis und Tierhalter oder Tierhalterin das vor der Behandlung ausdrücklich vereinbaren, erklärt Philipp Opfermann, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale NRW. Mit der neuen Anpassung erhöht sich zum Beispiel der Preis für eine einfache Hunde-Untersuchung um rund zehn Euro, und rund 15 Euro sind es mehr bei einem Katzen-Check. Beides kostet nun jeweils 23,62 Euro.
Reaktionen
„Es hat sich viel in der Tiermedizin getan, somit ist die Erhöhung auch wichtig, um neue Verfahren anwenden zu können“, so Karina Omelyanovskaya. „Die Tierärztinnen und Tierärzte müssen die Möglichkeit haben, die Kosten der Praxen abzudecken.” Auch Tobias Neumann, Leiter des Siegener Tierheims, kann die Gebührenanpassung nachvollziehen: „Besonders bei der allgemeinen Preissteigerung war eine Erhöhung abzusehen.“
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Tierarzt Dr. Marco Germann findet die „Angstmacherei der Medien“ unsinnig: „Wir haben unsere Preise vorher schon angepasst, so wie auch viele andere Praxen. In der Realität verändert sich nicht viel“, erklärt der Experte. „Es ergibt keinen Sinn, den alten 1-fachen Satz mit dem neuen zu vergleichen, da derzeit meist nur der zweite oder dritte Satz berechnet wird. Zudem müssen wir natürlich auch kostendeckend arbeiten.“
Tierbesitzer
Viele Besitzerinnen und Besitzer versuchen derzeit dennoch, ihre Tiere noch vor der Gebührenerhöhung untersuchen oder impfen zu lassen. „Die Leute sind nicht gut genug informiert. Ich kläre die Menschen dann am Telefon auf“, erklärt Dr. Marco Germann. Allzu viele besorgte Tierhalterinnen und -halter aufgrund der allgemeinen finanziellen Lage registriere er derzeit nicht: „Das kommt aber noch.“
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Die allgemeine Preissteigerung ist auch eine große Last für die Tierheime: „Besonders den Kostenanstieg der Medikamente und Impfstoffe haben wir massiv gespürt“, sagt Tobias Neumann. Direkt betroffen von der neuen Gebührenordnung ist das Tierheim nicht, da es eine angestellte Tierärztin hat, die sich um das Wohl der Tiere kümmert.
Dennoch stellt Tobias Neumann fest, dass die Anzahl der abgegebenen Tiere stark steigt. Außer 20 Hunden habe das Tierheim auch etwa 80 Kaninchen auf der Warteliste — die Kapazitäten sind voll. „Und wir erwarten noch mehr.“
Empfehlungen
Karina Omelyanovskaya rät den Leuten zu finanzieller Absicherung: „Es ist sinnvoll, sich ein Sparkonto anzulegen und vielleicht auch bei materiellen Dingen zu sparen, um das Geld im Notfall parat zu haben.“ Auch Tierversicherungen seien eine gute Investition, so Dr. Marco Germann und Tobias Neumann. Dabei käme es natürlich auf die Krankheitsgeschichte und die Rasse an.