Kreuztal. Auf einige hundert Euro mehr müssen sich Angehörige einstellen, die eine Beerdigung bezahlen müssen. Kreuztal dreht ein paar Gebührenrunden.
Die Friedhofsgebühren in Kreuztal werden drastisch erhöht. „Sicher ist das ein deutlicher Sprung“, räumt Kämmerer Michael Kass ein – andererseits aber auch die erste Erhöhung seit 2017. Zu Buche schlagen die gestiegenen Energiekosten und die Investitionen in neue Gemeinschaftsgrabanlagen: „Sie finden sehr viel Zuspruch, haben aber auch ihren Preis.“ Hinzu kommt, dass sich Angehörige zunehmend für preiswerte Bestattungsformen entscheiden. Der Anteil der Erdbestattungen ist von über 60 Prozent im Jahr 2000 auf 24 Prozent zurückgegangen, entsprechend gestiegen ist der Anteil der Urnenbeisetzungen.
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Nur noch 59 Prozent der Friedhofskosten werden durch Gebühreneinnahmen gedeckt. Bezahlen lassen von den Angehörigen will sich die Stadt aber 70 Prozent der Kosten für die Grabüberlassung und die Nutzung der Friedhofshallen oder Leichenzellen und sogar 80 Prozent des Aufwandes bei der Grabherrichtung. Auf diese Weise möchte die Stadt die Verteuerung der Erdgräber, die mehr Fläche in Anspruch nehmen als Urnengräber, begrenzen. Außerdem schaut die Stadt auf die Alternativen für Trauerfeiern: Auch Kirchen und Bestatter bieten Räume dafür an. Eine zu starke Verteuerung der Gebühr für die Hallenbenutzung wäre dann „kontraproduktiv“ – sprich: Die städtischen Hallen würden noch weniger genutzt.
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Ein Drittel der Trauerfeiern nicht auf dem Friedhof
Aktuell werden noch rund 200 Trauerfeiern in den Friedhofshallen abgehalten. 2021 fanden insgesamt 324 Beerdigungen statt. 91 Urnen wurden in einem bereits vorhandenen Urnengrab beigesetzt, 54 Urnen in einem auf den Friedhöfen eingerichteten Waldbestattungsbereich. 38 Urnen-Doppelgräber wurden neu angelegt, außerdem 29 Urnen-Doppelwiesengräber. Dagegen wurden nur 49 Einzel-Erdgräber und vier Familiengräber neu ausgehoben. Ein Aschestreufeld wurde lediglich einmal genutzt.
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Am teuersten ist in Kreuztal weiterhin die Bestattung in einem Familiengrab: Die erste Beisetzung kostet 5933 Euro, die zweite Belegung 2396 Euro, hinzu kommt möglicherweise die Gebühr für die Verlängerung des Nutzungsrechtes um 117,30 Euro pro Jahr, wenn die 30-jährige Ruhezeit für die erste Beisetzung überschritten wird. Einzel-Erdgräber werden rund 900 Euro teurer und kosten dann 4824 Euro – sowohl als Reihengrab als auch im Gemeinschaftsfeld. Das Urnengrab wird rund 800 Euro teurer und dann mit 2855 Euro berechnet. Anonymes Urnengrab und Urnenwiesengrab kosten 2649 Euro. Eine Urnengrabstätte im Kolumbarium – das gibt es bisher in Kronbach – wird mit 2441 Euro berechnet und damit um rund 700 Euro teuer. Die Verstreuung der Asche auf dem dafür vorgesehenen Feld kostet 2270 Euro, fast 900 Euro mehr als bisher.
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Abwasser: Erst billiger, dann teurer
Der Hauptausschuss stimmt der Erhöhung der Friedhofsgebühren einstimmig zu und folgt auch der Berg- und Talfahrt, auf die sich die Abwassergebührenzahler einrichten müssen: Die Schmutzwassergebühr wird für 2022 rückwirkend von 2,35 auf 2,22 Euro je Kubikmeter gesenkt und 2023 wieder auf 2,35 Euro erhöht, die Schmutzwassergebühr von 80 auf 70 Cent je Quadratmeter und Jahr reduziert. Wie alle Kommunen muss auch Kreuztal neu kalkulieren. Das ist die Folge eines Urteils des Oberverwaltungsgerichts. Demnach darf sich die Stadt das Kapital, das sie in Kanäle und Klärwerke steckt, vom Gebührenzahler nicht mehr mit fünf, sondern höchstens noch mit drei Prozent verzinsen lassen.
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Klärwerk: Hohe Stromkosten und Sanierungsbedarf
Dieser Ermäßigung, die die Einnahmen der Stadt insgesamt reduzieren, stehen höhere Kosten gegenüber. Zum einen rechnet die Verwaltung mit „kostenintensiven Sanierungsmaßnahmen“ auf der Kläranlage Kreuztal. Zum anderen machen sich die steigenden Energiekosten bemerkbar. Selbst wenn die Energiepreisbremse auch für die Kommunen ebenfalls angewendet wird, bleiben 300.000 bis 400.000 Euro Mehrkosten für Strom zum Betrieb der Kläranlage Kreuztal zu finanzieren. Entlastend wirkt sich die „spürbare“ Senkung der Kosten für die Entsorgung des Klärschlamms aus, den Kreuztal nun auf der neuen Anlage des Entsorgungsbetriebs der Stadt Siegen (ESi) in der Siegener Rinsenau trocknen lässt. Von den 3,868 Millionen Euro, die der Betrieb der Kläranlage Kreuztal jährlich kostet, gehen 2,26 Millionen Euro auf das Konto des „Sondervertragseinleiters“ (Krombacher Brauerei), nur der Rest von rund 1,6 Millionen Euro wird durch Gebühren finanziert.
Im Kreisvergleich liegt Kreuztal bei den Abwassergebühren im Mittelfeld: Siegen nimmt für das Schmutzwasser 2,20, Freudenberg 4,60 Euro je Kubikmeter. Die Spanne bei den Regenwassergebühren reicht von 65 Cent je Quadratmeter in Netphen bis 1.19 Euro in Freudenberg.
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