Anzhausen. Plus-Mitglied Bruno Leo macht ADAC schwere Vorwürfe: „Ich habe mich noch nie so diskriminiert gefühlt“, sagt der Italiener. Das ist passiert:

Liegen geblieben und auf Hilfe angewiesen: Bruno Leo, Pächter des Restaurants „Picco Bello“ in Anzhausen hatte mit seinem Sprinter am 10. November eine Panne auf der Autobahn. Der 35-Jährige war an jenem Donnerstag zusammen mit seinem Neffen auf dem Weg, um Ware für sein Lokal zu besorgen. Als er in der Nähe von Wetzlar liegen blieb, rief er den Pannendienst. Danach sollte sich das langjährige ADAC-Mitglied wundern.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Das ist passiert auf der Autobahn

Der ADAC kam, um seinen Sprinter abzuschleppen. Bruno Leo zeigte seine Mitgliedskarte und seinen italienischen Reisepass vor, auf dem zwar der Wohnort, aber nicht die genaue Adresse angegeben ist. Die Mitarbeiter kümmerten sich um das Auto, verweigerten allerdings Leo und seinem Neffen die erbetene Mitfahrt zur nächsten Autovermietung. „Mir wurden die Mitnahme und der Leihwagen wegen des fehlenden deutschen Passes beziehungsweise einer fehlenden Meldebescheinigung verweigert“, ist sich der Restaurantbesitzer aus Wilnsdorf sicher.

„Ich bin seit über 20 Jahren in Deutschland und noch nie hat mich jemanden nach einer Meldebescheinigung gefragt.“ Die Mitarbeiter sollen zu ihm gesagt haben: „Wer weiß, ob sie es wirklich sind. Sie können uns viel erzählen.“ Danach hätten sie ihn darauf hingewiesen, dass es eine neue ADAC-Richtlinie gebe. Ohne Adressen-Nachweis habe er kein Recht auf einen Leihwagen oder Mitnahme. „Ohne Meldebescheinigung konnten sie trotz Mitgliedskarte nicht für mich tun“, berichtet Bruno Leo. Der Pannendienst sei dann mit seinem Sprinter weggefahren. Sie sollten warten, bis sich der ADAC sich wieder bei ihnen meldet. „Mich und meinen Neffen haben sie am Seitenstreifen stehen gelassen.“

+++Lesen Sie auch: Grabfeldern für Muslime in Siegen: Ein Aspekt der Integration+++

Für ihn sei das, unterlassende Hilfeleistung gewesen: „Wir waren geschockt, ich habe sie gerufen, damit sie uns helfen und dann standen wir da ohne Fahrzeug, mit der Ungewissheit, wie es weiter geht oder ob sich noch jemand um uns kümmern wird.“ Gemeldet habe sich der ADAC nicht mehr. So dass Bruno Leo sich nach einer weiteren halben Stunde Warten am Autobahnrand schließlich ein Taxi bestellte. Insgesamt fünf Stunden habe der Aufenthalt auf der Autobahn bis dahin gedauert.

Der abgeschleppte Sprinter von Bruno Leo aus Anzhausen.
Der abgeschleppte Sprinter von Bruno Leo aus Anzhausen. © Bruno Leo

Das sind die Reaktionen

Als europäischer Staatsbürger habe er ein Aufenthaltsrecht in Deutschland. „Ich bin gut integriert und noch nie habe ich mich so diskriminiert gefühlt, nur weil ich keinen deutschen Pass besitze“, sagt Bruno Leo. „Ich lebe seit über 20 Jahren hier und so was ist mir mit meinem italienischem Pass hier noch nie passiert.“ Der Restaurantbesitzer besteht auf eine Entschädigung für seine Mitgliedsjahre, da ihm der ADAC in der Notsituation, für die er die Plus-Mitgliedschaft vor 13 Jahren abgeschlossen hat, keine Hilfe leistete.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Helga Daub (80) war lange Zeit FDP-Bundestagsabgeordnete für Siegen-Wittgenstein – und wohnt in demselben Haus wie Bruno Leo. „Als ich die Vorwürfe von Herrn Leo gehört habe, fand ich das unglaublich, da ich es so kennen, dass der ADAC bei einem Motorschaden oder einer ähnlichen Panne schnell und unkompliziert Hilfe leistet“, sagt Helga Daub. Sie ist empört darüber, dass Bruno Leo offensichtlich nur wegen seiner äußeren Erscheinung diskriminiert wurde. „Da meldet sich mein Gerechtigkeitssinn. Denn mein Motto war immer: nicht schwätzen, sondern machen.“ Die ehemalige Abgeordnete fordert Aufklärung darüber, was dort an der Autobahn geschehen ist.

Das sagt der ADAC zu den Vorwürfen

Der ADAC nimmt Stellung zu den Vorwürfen und schreibt: „ Wir haben den Vorgang überprüft. Unsere Mitarbeiter in der Zentrale und die Mitarbeiter unseres Straßendienstpartners haben sich alle völlig korrekt und in keinster Weise diskriminierend verhalten“, stellt Marion-Maxi Hartung fest, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation beim ADAC. Wenn ein ADAC-Mitglied eine Panne habe, die nicht vor Ort behoben werden kann, werde das Fahrzeug zur nächsten geeigneten Werkstatt abgeschleppt.

„Eine Mitnahme der havarierten Personen ist hingegen nicht in den Bedingungen inkludiert, da unsere Straßendienstpartner häufig schnell beim nächsten Pannenfall sein müssen.“ Deswegen sei auch die Fahrt zur Vermietung beispielsweise mit dem Taxi bis zu einem Betrag von 50 Euro mit der Leistung „Kurzfahrten“ abgesichert.

+++Lesen Sie auch: Platzmangel droht: Siegen braucht mehr muslimische Gräber+++

„Um als ADAC-Plus- oder Premium-Mitglied ein ADAC-Club-Mobil als Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt zu bekommen, müssen ein gültiger Führerschein und Ausweisdokumente mit einer ladungsfähigen Adresse vorgelegt sowie eine Kaution von 250 Euro hinterlegt werden“, betont Marion-Maxi Hartung. Dies sei komplett unabhängig von der Nationalität. „Das ist zu unserer Absicherung notwendig, falls die neuwertigen Fahrzeuge beschädigt, stark verunreinigt oder gestohlen werden.“

Da Leo Bruno nur seinen Reisepass dabei gehabt habe, in dem keine Meldeadresse verzeichnet war, habe ihm der Straßendienstpartner mitgeteilt, dass ihm kein Clubmobil zur Verfügung gestellt werden könne, aber die Zentrale einen Mietwagen über einen herkömmlichen Autovermieter organisieren werde. „Dies ist auch geschehen und es wurde vom ADAC eine Kostengarantie für einen Mietwagen für sechs Tage abgegeben“, erklärt Marion-Maxi Hartung Dass die Abwicklung vom Zeitpunkt der Meldung einer Panne bis zur Organisation des Mietwagens einige Stunden in Anspruch nimmt, sei ebenfalls völlig normal.

+++Täglich wissen, was in Siegen und dem Siegerland passiert: Hier kostenlos für den Newsletter anmelden!+++

Bei herkömmlichen Autovermietern müssen Kreditkartendaten hinterlegt werden, über die die Kosten für Beschädigungen, Verschmutzungen oder Diebstahl eingezogen werden können. Deswegen sei dafür neben einem gültigen Führerschein ein Reisepass ausreichend, so der ADAC.

+++Aktuelles aus der Siegerländer Gastronomie gibt es auch bei unserem Kooperationspartner Gastroguide Siegen+++