Burbach. Die Tafel in Burbach ist im vergangenen Jahr umgezogen, um den wachsenden Platzbedarf zu erfüllen. Nun gibt es ganz neue Herausforderungen.

Seit 15 Jahren versorgt die Tafel Burbach Bedürftige einmal wöchentlich mit Lebensmitteln und Dingen des alltäglichen Bedarfs, beispielsweise Hygieneartikel. Seit bald einem Jahr findet die Ausgabe am Wehrstück in Burbach statt. Der Umzug von der Ginnerbach war aufgrund der zunehmenden Kundenzahl und dem wachsenden Platzbedarf überfällig. Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise stellen die ehrenamtlichen Mitarbeiter am neuen Standort vor große Herausforderungen. Die Tendenz ist eindeutig: Während die Zahl der Kunden weiter ansteigt, werden die Lebensmittel weniger.

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Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl derjenigen, die das Angebot der Tafel Burbach in Anspruch nehmen, um etwa 100 Personen auf rund 350 gesprungen, darunter sind laut Vorstandsangaben insgesamt ca. 150 Kinder. Hingegen wird es immer schwieriger, ausreichend viele Lebensmittel über Spenden einzuholen. Zwar gelingt es den etwa 70 ehrenamtlich engagierten Frauen und Männern weiterhin Woche für Woche eine Tonne für die Ausgabe einzusammeln, aber es werde immer schwieriger, teilt der Tafel-Vorstand mit. Die wöchentlichen Touren zu den Supermärkten wurde bereits auf sechs Tage ausgedehnt, man sei nun auch samstags unterwegs.

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Vormittags: Volles Lager wie im Supermarkt. Die Tafel-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter packen die Tüten für rund 350 Kunden. Mit zwei Kühltransportern steuern die Fahrer der Tafel Burbach neben Märkten in der direkten Nachbarschaft auch Adressen in Dillenburg, Bad Marienberg, Hachenburg und Herborn an. Im großen Verteilzentrum der Tafel Siegen wird häufig Tiefgefrorenes abgeholt. Die Absprache mit anderen Tafeln laufe gut, wegen unterschiedlicher Ausgabetage und entsprechender Routenplanung komme man sich gegenseitig nicht in die Quere und vermeide somit Konkurrenz, lässt der Vorstand wissen.

Tafel Burbach: Warum nehmen die Lebensmittelmengen tendenziell ab?

Warum nehmen dann die Lebensmittelmengen tendenziell ab? Zum einen seien die Märkte in der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Situation gezwungen, Warenbestellungen mit noch spitzerem Bleistift vorzunehmen. Darüber hinaus nähmen Aktionen zu, bei denen Waren kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits- oder des Verfallsdatums vergünstigt verkauft werden (30-Prozent-Aktionen). Das macht sich bemerkbar, denn Tafeln müssen das Haltbarkeitsdatum beachten und dürfen keine Waren verkaufen, die dieses überschritten haben. Andererseits seien die Märkte und Spender bemüht, die Tafel tatkräftig zu unterstützen. Aktionen wie die 5-Euro-Tüte seien eine große Hilfe, erklärt der Vorstand, da hierüber auch länger haltbare Waren wie Konserven gespendet würden. Eine wichtige Quelle und verlässlicher Partner sei zudem die Großbäckerei Rothe auf der Kalteiche sowie die Bäckerei Krumm in Wahlbach, von denen Brote, Brötchen und andere Backwaren abgeholt würden, die als Grundnahrungsmittel ein entscheidender Bestandteil der Ausgabe seien.

Nachmittags: Nur noch einige haltbare Lebensmittel sind übrig. Rund 1 Tonne geht wöchentlich über die Theke der Tafel im Wehrstück.

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Unterstützung erfahre die Tafel Burbach auch durch den Vermieter des neuen Standortes, der bisher darauf verzichtet habe, trotz allgemein gestiegener Kosten, die Miete zu erhöhen. Dennoch hofft der Vorstand auf einen milden Winter, um auch die Heizkosten möglichst gering halten zu können. Denn: Der Betrieb wird ausschließlich über Spenden und Zuschüsse finanziert. Man sei über jede Spende dankbar, betont der Vorstand. Das Geld dürfe nur für die laufenden Kosten eingesetzt werden; der Zukauf von frischen Grundnahrungsmitteln lässt die Satzung der Tafel nur im Notfall zu. Der Vorstand rechnet mit Blick auf die aktuelle Entwicklung aber damit, dass diese Ausnahmen demnächst unerlässlich seien. Schon jetzt gebe es eine längere Warteliste mit Personen, die wöchentlich darauf hofften, vom Ausbleiben anderer Kunden profitieren zu können und bedient zu werden.

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Die Tafel Burbach macht bei ihren Kunden keinerlei Unterschiede; einzige Bedingung ist ein Nachweis der Bedürftigkeit, den entweder das Sozialamt der Gemeinde Burbach oder das Jobcenter ausstellt. Aufgrund des Ukrainekrieges, wachsender Altersarmut und der steigenden Inflationsrate ließen sich in den vergangenen Monaten viele Menschen einen entsprechenden Nachweis ausstellen. Die Warteliste sei entsprechend länger geworden.

Tafel Burbach: 70 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Trotz der aktuell herausfordernden Rahmenbedingungen ist die Motivation der Ehrenamtlichen ungebrochen. Noch fänden sich immer wieder genug Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – selbst in der Corona-Zeit habe es immer wieder Neuzugänge gegeben. Dennoch werde man auch in Zukunft weiter auf engagierte neue Helferinnen und Helfer angewiesen sein. Grund zur Freude bereitet nach wie vor der Standort am Wehrstück, wo neben einer komfortablen Ausgabe und großzügigen Lagerflächen auch endlich ausreichend Sanitärräume zur Verfügung stehen. Zudem bietet die ehemalige Werkshalle so viel Platz, dass dort 70 Personen gemütlich beisammensitzen könnten.

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Der Vorstand hofft, demnächst parallel zu der Lebensmittelausgabe auch Kaffee, Tee und kleine Naschereien anbieten zu können. Hierzu gebe aber die pandemische Lage den Zeitplan vor. Noch wird in den Räumen der Tafel Burbach großer Wert auf das Tragen eines Mundnasenschutzes gelegt. Außerdem ist die Anzahl der Kunden an der Anmeldung und bei der Ausgabe auf jeweils zwei Personen gleichzeitig beschränkt.

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