Siegen. „Turning Figure“ von Francis Bacon ist jetzt Teil der Sammlung Lambrecht-Schadeberg im Siegener MGK. Christian Spies berichtet über den Erwerb.
Barbara Lambrecht-Schadeberg hat die Erwerbung eines Bildes von Francis Bacon ermöglicht und macht das Museum für Gegenwartskunst (MGK) um ein weiteres Meisterwerk des britischen Künstlers reicher.
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Francis Bacon bekam 1967 den Siegener Rubenspreis
Natürlich ist Siegen nach wie vor Rubensstadt, wurde der flämische Meister doch hier geboren, hängen sechs seiner Werke im Siegerlandmuseum und hat die Stadt den Rubenspreis ausgelobt, mit dem alle fünf Jahre ein bedeutender Künstler ausgezeichnet wird. 1967 hieß der Preisträger Francis Bacon, einer der wichtigsten gegenständlichen Maler des 20. Jahrhunderts. Der großzügigen Sponsorin Barbara Lambrecht-Schadeberg und dem Spürsinn von Christian Spies, dem Kurator der Sammlung Lambrecht-Schadeberg, ist es zu verdanken, dass im Museum für Gegenwartskunst inzwischen das siebte Werk Bacons zu sehen ist. Siegen ist also auch eine Baconstadt.
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„Manchmal gibt es Zufälle, die einfach schön sind“, erzählt Christian Spies, „nämlich dass ein Bacon angeboten wird.“ Das war 2020, als die Pandemie ihren ersten Anlauf nahm. „Da konnten wir finanziell nicht mitspielen“, berichtet der Kölner Kunstprofessor weiter. Dennoch flog er nach London, sah das Werk, das ihn nun nicht mehr losließ, ein typischer Bacon: 1963 gemalt, großformatig, mit „Turning Figure“, ein Titel, der nicht viel sagt, aber ein Geheimnis birgt, und bei genauerem Hinsehen collagenhaftes erkennen lässt. Das unterscheidet das neu erworbene Bild von den bisherigen im MGK gezeigten sechs Werken des Rubenspreisträgers.
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Pandemie hat den millionenschweren Ankauf ermöglicht
Nicht unwichtig für die Neuerwerbung war auch der Preis: „Bacon ist auf dem Kunstmarkt nicht günstig, aber die Pandemie hat den Ankauf ermöglicht. Und klar ist: „Einmal im Museum angekommen, ist das Preisschild verschwunden.“ Im Katalog des Londoner Auktionshauses Sotheby’s wurde der Wert des Gemäldes auf sechs bis acht Millionen britische Pfund geschätzt, das wären bis zu rund 9,1 Millionen Euro.
Wer je einen Blick in das Londoner Atelier hat werfen können, wird entsetzt gewesen sein von dem, was sich dem Betrachter bot: knöcheltiefes, buntes Chaos von Büchern, Zeitungsfragmenten, farbverschmierten Fotografien. Doch genau das inspirierte Francis Bacon zu seiner Kunst. Auch zu „Turning Figure“. Ein Mensch blickt zurück auf ein nicht sichtbares Geschehen: Eine Straßenszene mit einem Gehweg, der aus dem Nichts kommt und in das Nichts mündet. Die Weimarer Kunsthistorikerin Gast-Kuratorin Katharina Günther hat sich zur Aufgabe gemacht, dieses scheinbare Chaos Bacons zu entschlüsseln, die Bildquellen seiner Arbeiten aufzuspüren und hat dabei auch die Vorlage für das siebte Siegener Bacon-Bild entdeckt: das Foto eines Mannes, der nach einem deutschen Bombenangriff im 2. Weltkrieg seine getötete Tochter auf der Straße wiederfindet und sich entsetzt abwendet
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Ausstellung im Studiolo des MGK Siegen
Katharina Günther hat die Ergebnisse ihrer Nachforschungen kürzlich veröffentlicht und darüber im MGK einen Vortrag unter dem Titel „Im Spiegel der Fotografie“ gehalten. Und dies ist auch die Überschrift der Ausstellung, in die das neue Bild im Studiolo des MGK eingebunden ist. „Man hat immer wieder Wünsche, und die werden immer spezieller“, sagt Christian Spies. Die Kunstfreunde des Museums für Gegenwartskunst können also darauf hoffen, dass der Kunstprofessor noch weitere Bilder-Schätze für die Sammlung Lambrecht-Schadeberg erwerben kann.
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