Siegen. Für 5,5 Mio Euro hat das Klinikum Siegen seine Kardiologie modernisiert. Inbegriffen ist ein neues Herzkatheterlabor. Doch es gibt noch mehr.
Mit einem neuen Herzkatheterlabor, Modernisierungen und einer Erweiterung stellt das Klinikum Siegen das Angebot seiner Kardiologie breiter auf. Rund 5,5 Millionen Euro flossen in die Maßnahmen. Nach etwas mehr als einem Jahr Bauzeit wurde nun die offizielle Eröffnung gefeiert.
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„Es ist ein wichtiger Schritt für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Region – mit einer technischen Ausstattung der neuesten Generation“, sagt Landrat Andreas Müller, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Klinikums Siegen, bei der öffentlichen Vorstellung der Räume. In dem Projekt steckt nicht nur viel Geld, sondern auch sehr viel Arbeit, wie Klinikums-Geschäftsführer Ingo Fölsing darlegt.
Klinikum Siegen: Erweiterung der Kardiologie mit zwölf Fachabteilungen abgestimmt
Etwa zwei Jahre vor der Eröffnung hätte das erste Planungstreffen stattgefunden, 51 weitere seien gefolgt – interdisziplinär. Zwölf Fachabteilungen seien beteiligt gewesen, unter anderem auch IT, Einkauf, selbstverständlich die Pflege. „Das ist eine wahnsinnig große Aufgabe“, schildert Ingo Fölsing. „Ein Riesenberg, den man zu bewältigen hat“. Wobei er keinen Zweifel daran lässt, dass die Treffen angenehm gewesen seien und dass sich der Aufwand lohne.
Die Dimensionen
Die Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin im Klinikum Siegen wurde am 1. Oktober 2013 gegründet. Das etwa 90-köpfige Team „behandelt dort jährlich 6000 Patienten mit Erkrankungen des Herzens, des Kreislauf- und Gefäßsystems sowie intensiv- und überwachungspflichtige Patienten“, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist.
Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den kardiologischen und kardiochirurgischen Zentren der Universitätskliniken Bonn und Gießen, der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim und den niedergelassenen Ärzten der Region.
Die Herzkatheteruntersuchung an sich ist in aller Regel nicht schmerzhaft, wie Chefarzt Dr. Hans-Peter Hobbach erklärt: In den Gefäßen gebe es nämlich keine Schmerzfasern. Der notwendige Einstich von außen ins Gefäß könnte zwar im üblichen Rahmen ein wenig weh tun – die Bewegung des Katheters zum Herz hingegen ist vom Empfinden her unproblematisch.
Interdisziplinäre Planung ist inzwischen bei Großprojekten (hausinterner Name dieses Vorhabens übrigens: „Herz über Kopf“) der Weg der Wahl, um von vorneherein die Anforderungen aller beteiligten Personen und alle Bedürfnisse möglichst umfassend abzudecken – statt hinterher feststellen zu müssen, dass etwas an den Praxisanforderungen strack vorbeigeht und im Zweifel teuer und umständlich im Bestand nachgebessert werden muss.
Klinikum Siegen: Was die modernisierte Kardiologie für Patienten bedeutet
„Ich bin sehr dankbar“, betont Chefarzt Dr. Hans-Peter Hobbach. Es sei durchaus nicht selbstverständlich, dass in der heutigen Zeit eine solche Summe in eine Abteilung investiert werde. Teil der Maßnahme war auch ein eingeschossiger Erweiterungsbau. Die Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin bietet nun:
– Ein neues Herzkatheterlabor zusätzlich zum bereits vorhandenen zweiten „Linksherzkathetermessplatz“. Über die hochmoderne Technik hinaus verfügt es über eine Schleuse und eine spezielle Lüftungsanlage. Damit sind operative Eingriffe wie die Implantation von Herzschrittmachern, Eventrecordern oder Defibrillatoren möglich. Ebenso „können Herzrhythmusstörungen mit Hilfe von Ablationsbehandlungen besser differenziert und therapiert werden“, wie in einer Mitteilung des Klinikums erläutert wird. Dank einer Kooperation mit der Kardiologie des Krankenhauses Porz am Rhein lassen sich im neuen Herzkatheterlabor außerdem sogenannte Elektrophysiologische Untersuchungen vornehmen. Dabei „wird ein Elektrokardiogramm direkt vom Herzmuskel durch das Einführen spezieller Katheter im Herzen abgeleitet“, heißt es weiter. Rhythmusstörungen könnten so besser diagnostiziert und interventionell behandelt werden. Patientinnen und Patienten erspart das längere Fahrten durchs Land – denn die Fachleute aus Porz kommen nach Siegen. „Elektro-Physiologie ist nicht einfach“, sagt Hans-Peter Hobbach. Weniger als 20 Einrichtungen seien dafür bundesweit zertifiziert.
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– Eine neue kardiologische Kurzliegerstation. Die „Cardiac Care Uni“ (CCU) hat sechs Patientenzimmer und zwei Untersuchungsräume.
– Eine frisch renovierte „Intermediate Care Uni“ (IMC). Das ist eine Überwachungsstation für Patientinnen und Patienten, die zwar „keiner intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, aber dennoch intensiv pflegerisch betreut werden müssen“, wie das Klinikum schreibt.
– Kurze Wege. Es klingt vielleicht etwas banal – ist es aber ganz und gar nicht. „Hier ist alles auf einer Ebene. Das ist eine extreme Erleichterung für alle“, betont der Chefarzt. Für Patientinnen und Patienten sei der Transport über Treppen und in Aufzügen oft unangenehm, für das Team sei er zeitaufwendig und je nach zurückzulegender Strecke auf Dauer auch anstrengend. Die neue Kardiologie bietet aufgrund einer Karree-Struktur und einer Etage sogar Abkürzungen. Hochgerechnet auf einen Arbeitstag spart das Personal eine Menge Meter und Zeit, die dann für die Betreuung der Patientinnen und Patienten eingesetzt werden kann.
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– Platz. Das neue Herzkatheterlabor hat eine hohe Decke und einen großzügigen Grundriss. Das macht die Arbeit angenehmer, wie Dr. Hans-Peter Hobbach anmerkt. Einerseits wirkt der Raum dadurch einladender, andererseits müssen sich die Teammitglieder nicht aneinandervorbeidrängen.
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