Siegen. An der Weidenauer Straße soll auf 175 Quadratmetern ein weiteres hochmodernes Herzkatheterlabor entstehen – das bestehende ist stark ausgelastet.

Kaum eine andere medizinische Disziplin entwickelt sich so rasant wie die Kardiologie. Nach wie vor sind Herzkreislauferkrankungen die häufigste Todesursache. Um diese zukünftig schneller behandeln zu können, wird das Kreisklinikum Siegen seine Abteilung für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin erweitern: Um ein zweites hochmodernes Herzkatheterlabor an der Weidenauer Straße. Auf 175 Quadratmetern sollen hier schon ab Frühjahr 2022 Krankheiten am Herzen erkannt und therapiert werden. Rund 5,5 Mio. Euro investiert der Kreis in den Anbau und in die Modernisierung der bereits bestehenden Einrichtungen.

Investition des Kreisklinikums Siegen

Beim offiziellen Spatenstich kann sich Landrat Andreas Müller den nahe liegenden Kalauer nicht verkneifen – es sei ihm und allen Beteiligten „eine Herzensangelegenheit, im wahrsten Sinne des Wortes“. Als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Kreisklinikums Siegen betrachte er die Investition als einen wichtigen Schritt, „für die kardiologische Versorgung der Menschen in unserer Region“.

Die jetzt anstehende Baumaßnahme reihe sich ein, „in eine ganze Liste von Investitionen am Standort Weidenau“. Unter anderem entstanden hier ein Multifunktionstrakt im Jahr 2009 – dann 2013 das Medizinzentrum Siegerland und das Haus Ferndorf. Neben dem nun geplanten Erweiterungsbau für die Kardiologie wird zudem ein neues Bauteil an der Weidenauer Straße errichtet – „in Zusammenhang mit einer geplanten Demenzstation und einem ambulanten OP“, so der Landrat. „Wir wollen für die Menschen in Siegen-Wittgenstein auf Dauer bessere medizinische Versorgung anbieten – das ist unsere Aufgabe als Kreisklinikum.“

Notwendigkeit für ein neues Katheterlabor in Siegen

Die ebenfalls 2013 eröffnete Kardiologie habe sich nach Ansicht des leitenden Chefarztes Dr. Hans-Peter Hobbach gut entwickelt. Er steht einem rund 90 köpfigen Team aus Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften vor – das jährlich circa 6000, teilweise intensivpflichtige Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen des Herz-, Kreisreislauf- und Gefäßsystems behandelt.

Der Erweiterungsanbau sei dringend nötig: „Neue Methoden erfordern mehr Platz“, sagt der Chefarzt, „wir sind mit 2500 Untersuchungen im Jahr am Ende unserer Kapazität.“ Das Team der Kardiologie arbeite regelmäßig über seine Arbeitszeiten hinaus: „Allein am Pfingstwochenende haben wir zehn Herzkatheter gemacht, damit wir unter der Woche mehr Kapazitäten frei haben.“ Dr. Hans-Peter Hobbach redet von Glück, dass die Kardiologie auf einer Ebene liege: „Das schlimmste, was es gibt, ist Patienten über Etagen zu transportieren“, das raube Zeit und Arbeitskraft. „Wenn das anders wäre, würden wir es jetzt schon kaum schaffen.“

In das neue Katheterlabor werde man jetzt „um die 250 bis 300 operative Eingriffe verlagern können“ – eine echte Entlastung. Seit Jahren beobachte man, dass die akute Versorgung von Herzinfarktpatienten im Herzkatheterlabor die Sterblichkeit deutlich gesenkt hätte, so Dr. Hans-Peter Hobbach weiter. „Bei einem akuten Infarkt zählt jede Sekunde.“

Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen des Kreisklinikums Siegen

Auch der Ärztliche Direktor – und Neurologe – Prof. Dr. Martin Grond sieht die Dringlichkeit. Warum in der Region noch ein weiteres Herzkatheterlabor entstehen müsse? „Wir haben sehr viele Patienten, die viele Erkrankungen gleichzeitig haben – und das Herz ist eigentlich immer dabei.“

Als Neurologe könne er nicht viel über das Herz sagen. Über das Gehirn aber schon: „Das muss gut durchblutet sein – und dafür sorgt Herr Dr. Hobbach mit seiner Kardiologie seit vielen Jahren, mit der wir sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten“, so Prof. Dr. Martin Grond. Der interdisziplinäre Austausch sei wichtig: „Schlaganfallpatienten beispielsweise haben fast alle etwas am Herzen.“ Um solche Patienten auch zu Ende behandeln zu können, bräuchte man eine „schlagkräftige Kardiologie“.

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