Kreuztal. Friedrich Hahn, einst Feuerwehrchef und im Ruhestand Künstler, lässt der Stadthallenbrand nicht los.
Seit fast fünf Monaten ist die Kreuztaler Stadthalle nur noch eine Ruine. Die Feuerwehr konnte an jenem Montagmittag nicht mehr tun, als die benachbarten Schulen vor einem Übergreifen der Flammen zu schützen. Friedrich Hahn hat das Unglück auch mit professionellen Augen betrachtet: Der heute 78-Jährige war selbst stellvertretender Stadtbrandmeister in Kreuztal und 2002 bis 2003 auch kommissarischer Wehrführer. Im Ruhestand widmet er sich der Kunst – und weil ihn das große Kreuztaler Brandunglück nicht losließ, hat Friedrich Hahn zur Säge gegriffen.
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Am Anfang ist der gerettete Balken
In Nenkersdorf, wo er schon viele Jahre wohnt, hat Friedrich Hahn sein Atelier. Dort entstehen Gemälde und Skulpturen – wie jüngst die 2,7 Tonnen schwere und drei Meter hohe Holzskulptur vor seinem Haus. „Nach anfänglichen Zögern entschloss ich mich zu einer Arbeit, die dieses Schadensfeuer als Grundlage haben sollte“, erzählt Friedrich Hahn. Das umzusetzen, fiel ihm allerdings nicht leicht: „Zwei Dinge mussten in der Skulptur zum Ausdruck kommen: der Bezug zur Stadthalle und die positive Aussage der fertigen Skulptur.“
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Friedrich Hahn bekam einen nicht ganz verbrannten Balken der Stadthalle. Der wurde einer der wichtigsten Teile für seine Arbeit . Da die Motorsäge von Friedrich Hahn nicht groß genug war, gingen ihm seine beiden Nachbarn Carsten Schmidt und Stefan Neuser zur Hand und sägten mit ihren großen Kettensägen das Unterteil zurecht. Dann standen die Teile mehrere Wochen in seiner Holzhütte, die Ausarbeitung verlief mehr oder weniger sehr schleppend, weil der entscheidende Gedanke fehlte. Friedrich Hahn: „Ich wollte Hoffnung, Überwinden, Neuanfang ausdrücken, kam aber einfach nicht weiter“.
Kreuztaler schaffen den Stockausschlag
Doch dann kam der entscheidende Hinweis von seiner Tochter Corie Hahn. Und dann ging alles relativ schnell. „Ich hatte einfach nur in die falsche Richtung gedacht.“ Es sollte zu einem Neuanfang kommen – da gibt es für einen Siegerländer ein gutes Beispiel aus dem Hauberg. Nach etwa 20 Jahren werden die Bäume aus dem Hauberg als Brandholz nach Hause geholt, aber aus dem Wurzelstock kommt nach einer gewissen Zeit ein Stockaustrieb für neue Bäume – die dann wieder nach 20 Jahren geerntet werden können.
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Um diesen Kreislauf im Siegerländer Hauberg bildlich umzusetzen, verband Friedrich Hahn zwei Eichenästchen mit grünen Blättern mit dem verkohlten Stamm. Den verkohlten Balken aus der Kreuztaler Stadthalle habe er sechs Mal mit einem Klarlack lackiert, berichtet er. Die Namen aller Kreuztaler Ortsteile schnitzte er in das Unterteil – aus ihnen kommt die Kraft für den Neuanfang. Durch das Dunkle kommt das Helle zur Geltung. Für Friedrich Hahn steht fest: Die Kreuztaler schaffen den Stockausschlag geschafft, in Form einer neuen Stadthalle.
Geschenk für die Stadt Kreuztal
Wenn Bürgermeister Walter Kiß, der zurzeit noch erkrankt ist, wieder im Dienst ist, will Friedrich Hahn seine Skulptur „Kreuztaler Stockausschlag 2022“ der Stadt Kreuztal überreichen. Vielleicht in der Dezember-Ratssitzung, die – wenn der 16. Mai nicht gewesen wäre – vielleicht schon im neuen Bürgerforum stattgefunden hätte. Stattdessen wird der Rat nun in den nächsten Jahren darüber beraten, wie die Stadthalle wieder aufgebaut werden soll. Immerhin auf den Stühlen, die schon für den Neubau ausgestattet wurden.
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