Siegen. Hartz IV beantragen, weil das Einkommen des Jobs nicht reicht: Das müssen immer mehr Menschen in Siegen. Der Paritätische nennt die Gründe dafür.

Mehr als 22,6 Prozent der Hartz-IV-Leistungsempfänger im Kreis Siegen-Wittgenstein sind so genannte „Aufstocker“. Das geht aus dem Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor. Der größte Teil dieser Aufstocker sind Leistungsempfänger, die trotz Erwerbstätigkeit auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Ein geringerer Teil erhält Sozialleistungen wie Kranken- oder Arbeitslosengeld.

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Immer mehr arbeiten für Niedriglohn

„Es ist skandalös, dass so viele Menschen aufstockende Leistungen beim Jobcenter beantragen müssen”, sagt dazu der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverband im Kreis Siegen-Wittgenstein Felix Dornhöfer. Lag der Anteil derer, die zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch Hartz IV beantragen müssen, 2010 noch bei etwa neun Prozent im Kreis Siegen-Wittgenstein, so waren es 2021 mehr als 11 Prozent. Der wachsende Niedriglohnsektor sorge dafür, dass bei immer mehr Menschen das Einkommen nicht zur Versorgung der Familie ausreicht.

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„Strukturelle Diskriminierungen“ von Zugewanderten

Darüber hinaus verschärfen die steigenden Lebensunterhaltskosten die prekäre Situation der Familien zunehmend. Schon jetzt verdienen im Kreis Siegen-Wittgenstein 7,2 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2.000 Euro brutto pro Monat und weniger. Besonders schlecht verdienen Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist mit 14,9 Prozent deutlich höher als der der Männer (4,2 Prozent). Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit stehen mit 17,5 Prozent im Vergleich sogar nahezu dreifach schlechter da als Deutsche (6 Prozent).

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Zu erklären sei das nur in Teilen mit fehlenden Qualifikationen bei Zugewanderten, so der Geschäftsführer des Paritätischen im Kreis Siegen-Wittgenstein Felix Dornhöfer. Es sei offensichtlich, dass es strukturelle Diskriminierungen bei der Entlohnung gibt, indem Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit für die gleichen Jobs schlechter bezahlt werden. „Hier muss der Gesetzgeber stärker aktiv werden, um gerechte und angemessene Bezahlung aller Menschen zu gewährleisten. Zudem braucht es mehr Kinderbetreuungsangebote, damit sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen.“

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Hier gibt es allle Daten

Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Er erscheint mehrmals jährlich. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet heruntergeladen werden: www.arbeitslosenreport-nrw.de

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