Siegen. Mutter und Tochter haben ein großes Herz, sind gastfreundlich und erfüllen sich mit dem Café Schmatz ihren Traum von der eigenen Gastronomie.

In einem kleinen roten Klinkerhäuschen etwas versteckt in der Friedrichstraße hat vor ziemlich genau zwei Jahren das Café Schmatz seine Türen geöffnet. „Schmatz steht für etwas Herzliches, denn wenn man schmatzt, dann schmeckt’s“, so die Inhaberinnen.

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Das Café wird von Mama Henrike „Henny“ Nöh-Nimmermann (56) und ihrer Tochter Finja „Fine“ Nimmermann (26) betrieben. „Wir haben uns überlegt, wir wollen hier einen Ort schaffen, an dem Begegnungen stattfinden können und eine Wohlfühlatmosphäre herrscht“, erzählen sie. Gelernt haben die beiden etwas vollkommen anderes und sind Quereinsteigerinnen in der Gastronomie. Henny Nöh-Nimmermann arbeitete ihr Leben lang in einem Labor und Fine Nimmermann hat in Siegen Soziale Arbeit studiert. „Wir haben aber beide ein großes Herz für Gastfreundschaft und haben uns Gedanken darüber gemacht, wie ein Café aussehen könnte, was Henny und mich widerspiegelt“, erinnert sich Fine.

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Siegen: Jeder ist willkommen im Café Schmatz

Ein Nischen-Café sollte das Schmatz von Anfang an nicht sein: „Wir wollen nicht nur Studenten, Arbeitnehmer oder Familie ansprechen, sondern für alle da sein, weil wir ja aus zwei vollkommen unterschiedlichen Generationen kommen“, schildert Henny Nöh-Nimmermann. „Wir möchten hier im Viertel ein Anlaufpunkt sein, an dem die verschiedensten Menschen zusammenkommen.“

Das Ziel der beiden Inhaberinnen war es, Räume der Begegnung zu schaffen, in denen jeder willkommen ist. „Hier sollen Leute mittags genauso ihr Gulasch essen wie auch ihren Haferlatte trinken können“, betont Fine Nimmermann. Denn im Café Schmatz soll Vielfalt gelebt werden. „Unser Café soll nicht nur hip, sondern auch gemütlich sein“, fügt Henny Nöh-Nimmermann hinzu. Am Anfang haben beide zusammen lange überlegt, wie sie diesen Spagat hinbekommen. Aber nun würden sich alle sichtlich wohl bei ihnen fühlen. „Es ist spannend zu beobachten, dass das Zusammenkommen dieser doch sehr unterschiedlichen Menschen so gut funktioniert und unsere Idee so gut angenommen wird.“

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Siegen: Alles selbst gemacht im Café Schmatz

Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt: Fine Nimmermann backt die Kuchen und ihre Mutter kocht die warmen Speisen. Alles, was im Café Schmatz angeboten wird, ist von den beiden selbst gemacht. Unter der Woche gibt es einen Mittagstisch. „Das liegt daran, weil Henny fantastisch kochen kann“, schwärmt Fine Nimmermann. Es stehen immer zwei warme Gerichte, eine Suppe sowie Salatbowls zur Auswahl. „Wir wollen den Leuten mittags auch immer eine vegane Alternative anbieten.“ Außerdem beinhaltet das Tagesangebot mindestens drei Kuchen, mit einer veganen Option. Auch Milchersatzprodukte bietet das Café an. So sei immer für jeden Geschmack etwas dabei. Das Speisen- und Kuchenangebot variiert wöchentlich.

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„Unsere Rezept-Ordner sind in den letzten Jahren stetig gewachsenen, die platzen mittlerweile schon aus allen Nähten“, erzählt Henny Nöh-Nimmermann freudestrahlend. Das Gulasch sei das Lieblingsessen der Kunden, denn das gebe es heutzutage fast gar nicht mehr, außer beim Metzger. Aber auch vegane Köttbullar habe es im Café schon gegeben. Sehr beliebt seien ihre selbst gemachten Limonaden in verschiedenen Geschmacksrichtungen. „Es macht uns Spaß alles, was wir anbieten, auch selber herzustellen. So wollen wir uns das Ursprüngliche und etwas Urige erhalten“, erklären die Inhaberinnen. „Unser Café soll diesen kleinen selbst gemachten Charme versprühen. Bei uns weiß man, wer das Fleisch angebraten oder den Möhrenkuchen gebacken hat.“

Das Café Schmatz soll den Besuchern gemütliche Wohlfühlatmosphäre bieten.
Das Café Schmatz soll den Besuchern gemütliche Wohlfühlatmosphäre bieten. © Verena SchlüteR

Auf Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit legen die beiden besonderen Wert. „Wir haben einen lokalen Kaffeeröster wie auch Eierhändler, unser Wasser stammt aus der Region – 57-Wasser – und unsere Milchprodukte sind alle Bio“, schildert Henny Nöh-Nimmermann. „Wir bemühen uns, so lokal wie möglich einzukaufen und dabei wirtschaftlich zu bleiben.“ Denn das Angebot müsse für die Menschen auch bezahlbar sein. Die Preise aktuell inflationsbedingt halten zu können, sei eine schwere Aufgabe. „Den Mittagstisch können wir dadurch leider nicht mehr für 6,50 Euro anbieten.“ Die Inhaberinnen haben aber das Gefühl, dass ihre Kunden dafür Verständnis haben.

Siegen: Ein buntes Miteinander im Café

Im Eingangsbereich des Cafés gibt es eine Tafel mit Strichen darauf. Die Striche stehen für eine Mahlzeit oder ein Getränk, dass jemand im Voraus bereits bezahlt, aber selber nicht verzehrt hat. „Die bezahlten Speisen und Getränke können dann Leute in Anspruch nehmen, bei denen das Portemonnaie gerade etwas enger ist. Dafür müssen sie uns an der Theke einfach nur Bescheid geben“, erklärt Fine Nimmermann. Viele der Kunden bezahlen gerne einen Kaffee, Zimtschnecke oder Mittagstisch mehr, den dann jemand anders nutzen könne.

Öffnungszeiten

Die beiden Inhaberinnen kommen aus Siegen und sind sehr heimatverbunden. Das Café hat an vier Tagen (Mittwoch bis Samstag) geöffnet.

Samstags kann man dort auch frühstücken. Vor dem Haus gibt es einen kleinen Außenbereich.

Am Anfang während des zweiten Lockdowns 2020/2021 waren Mutter und Tochter im Café zunächst auf sich gestellt. Mittlerweile werden sie von sechs Aushilfen im Service und in der Küche unterstützt.

Es gibt ein Schüssel-Mehrwegsystem zum Mitnehmen von Speisen. Diese werden mithilfe von QR-Codes ausgeliehen.

Weitere Informationen und Speisekarte: www.cafe-schmatz.de

„Unser Café kommt gut an. Vor allem der Mittagstisch wird regelmäßig sehr gut besucht. Das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal von uns hier in Siegen“, freut sich Fine Nimmermann. Die Gäste seien bunt gemischt: Von den Rentnerinnen, die sich zum Kaffeeklatsch treffen, bis zu Familientreffen wie Geburtstagen oder Studenten und zunehmend auch Arbeitnehmern, die vom „Denkerstübchen“ aus arbeiten, sei alles dabei. Das Denkerstübchen ist eine Nische mit vier großen Schreibtischen, Steckdosen und freiem WLAN-Zugang. „Dort kann man sich hinsetzen, einen Kaffee trinken und standortunabhängig seiner Arbeit nachgehen oder für die Uni büffeln.“ Fine Nimmermann habe so eine Möglichkeit zu ihrer Studienzeit in Siegen immer vermisst. Für Familien mit kleinen Kindern haben die Inhaberinnen auch eine kleine Spielecke aus Holz eingerichtet.

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Auch Veranstaltungen richtet das Café aus. „Wir haben öfter geschlossene Veranstaltungen oder Ausstellungen zu Gast.“ Zu diesen Gelegenheiten bieten die Inhaberinnen komplettes Catering mit beispielsweise Rinderbraten, Rotkohl und Klößen an. Im November kommt das Literaturfestival „vielseitig“ mit einem Termin zu ihnen. Möglich wären aber auch kleine Konzerte, Poetry Slam oder Lesungen, da das Café über die benötigte Technik verfüge.

Die Dekoration für sein Café hat das Mutter-Tochtergespann in mühevoller Kleinarbeit und mit viel Herzblut auf Flohmärkten oder bei Haushaltsauflösungen zusammen gesucht.

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Siegen: Die Geschichte hinter dem Café

Die Inhaberinnen haben die Räume ihres Cafés von der Freien evangelischen Gemeinde gemietet, der das kleine Klinkerhäuschen gehört. Henny Nöh-Nimmermann und Fine Nimmermann sind schon lange Teil der Gemeinde, daher begleiten die Räume sie schon seit einiger Zeit. Ihr Café stehe aber in keiner wirtschaftlichen Verbindung zu der Glaubensgemeinschaft, so Fine Nimmermann.

Das Haus wurde früher schon als Jugendbistro von der Gemeinde genutzt. Dort habe Henny Nöh-Nimmermann damals Fines Vater kennengelernt. Dann zog ein Soziales Café ein, das Henny Nöh-Nimmermann für einige Jahre ehrenamtlich leitete. Danach standen die Räume Jahre lang leer. Seit 2006 sei keine Farbe mehr an die Wände gekommen.

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Mutter und Tochter haben in den Räumen mit den vielen alten Fenstern, der schönen Aufteilung und der kleinen Bühne viel Potenzial gesehen. „Wir wollten den leerstehenden Räumen wieder Leben einhauchen. Hier musste einfach wieder frischer Wind rein“, erklärt Fine Nimmermann. „Als wir dann so rumüberlegt haben, wie man diese schönen Räume sinnvoll nutzen kann, ist die Idee für ein Café entstanden.“ Das kleine Klinkerhaus habe sich einfach perfekt geeignet.

Die Speisekarte im Café Schmatz variiert wöchentlich. Das Angebot ist vielfältig.
Die Speisekarte im Café Schmatz variiert wöchentlich. Das Angebot ist vielfältig. © Verena Schlüter