Siegen. Auch Fahrräder brauchen Parkplätze – aber wie viele? Die Meinungen gehen auseinander, der Rat hat jetzt entschieden.

Es bleibt dabei: Für jede neue Wohnung in Mehrfamilienhäusern müssen 1,5 Stellplätze für Fahrräder nachgewiesen werden. Das hat der Rat jetzt einstimmig beschlossen. Die Grünen fanden auch diesmal keine Mehrheit für ihren Antrag, ab 50 Quadratmetern Wohnungsgröße einen zusätzlichen Stellplatz je 30 Quadratmeter Wohnfläche vorzuschreiben.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

SPD warnt: Wohnungsbau nicht behindern

Stadtbaurat Henrik Schumann bezeichnet den Vorschlag der Verwaltung für diesen Paragrafen der Stellplatzsatzung als „ausgewogen“. Er wies auch darauf hin, dass Fahrradabstellplätze außerhalb der Gebäude angelegt werden können, wenn sie ebenerdig und barrierefrei erschlossen sind. Christian Sondermann (GfS) äußerte Zweifel an dem von den Grünen erwarteten Fahrradboom, zumindest bei den Pedelecs: „Die Dinger sind unwahrscheinlich teuer, die Leute halten ihr Geld zusammen.“ Eher werde sich das E-Bike-Sharing entwickeln, wie es Velocity Siegerland jetzt etabliert. „Dafür brauche ich zu Hause keinen Stellplatz.“ Ingmar Schiltz (SPD) nannte es vordringlich, der Wohnungsnot zu begegnen. Dazu sei es wichtig, „dass wir Bauherren nicht noch weitere Steine in den Weg legen.“

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Wie viele Fahrrad-Stellplätze braucht eine Wohnung? +++

Grüne: zwei Fahrräder pro Person

Joachim Boller (Grüne) bezeichnete es als „völlig weltfremd“, in einem Vier-Personen-Haushalt nur ein oder zwei Fahrräder zu vermuten. Eher seien pro Person zwei Fahrräder zu warten, wobei das zweite Ersatz sein, „wenn das erste kaputt ist“. Denn zügige Reparaturen seien auch nicht zu erwarten, „bei d e m Zustand der Werkstätten“. Bedenken äußerte Boller allerdings zu der Vorschrift von einem Fahrradstellplatz je fünf „Kleiderablagen“ und einem weiteren je zehn Besucherplätzen im Hallenbad – ob dadurch nicht der geplante Hallenbad-Neubau in Weidenau zu teuer werde? Da war Stadtbaurat Schumann ganz entspannt: Der benachbarte Bismarckplatz gehört der Stadt; sie könne dort alle erforderlichen Stellplätze nachweisen.

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Autos hindern Verkehr – nicht mehr an Straßen parken +++

Verpflichtung kann gegen Geld abgelöst werden

Martin Heilmann (Grüne) legte im Sinne seiner Fraktion nach: Wer sich eine große Wohnung leiste, habe oft auch zwei Fahrräder. Henning Klein (Linke) glaubt ebenfalls an das neue Verkehrsmittel, das das Auto ablösen kann: Für 7000 Euro bekomme man auch schon „wunderbare Lastenräder“.

Die Stellplatzsatzung erlaubt es, Parkplatzverpflichtungen mit einem Geldbetrag abzulösen. Der Preis richtet sich nach der Lage in einer der fünf Gebietszonen – am teuersten ist die Siegener Altstadt. Die Gebietszonen spielen auch beim möglichen Stellplatz-Nachlass zugunsten des ÖPNV-Angebotes eine Rolle.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++