Siegen. Im Museum für Gegenwartskunst Wiedersehen mit einem alten Siegener: Gerd Dudek hat mit den ganz Großen gespielt.

Bilder der Rubenspreisträgerin Miriam Cahn mit ihrer intensiven Farbenpracht, aber auch kratzbürstigen Direktheit stimmen ein auf die klanglichen Zaubereien von zwei Musikern, die zusammengenommen weit mehr als hundert Jahre Bühnenerfahrung mitbringen. Da ist Achim Weiss, Musiklehrer und ein ganz Großer der regionalen Jazzszene, sei es als Solist am Piano in verschiedenen heimischen Formationen oder auch als Leiter von Big Bands.

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Von Breslau über Siegen nach Köln

Gerd Dudeks musikalischen Lebensweg zu beschreiben, würde Seiten füllen. Wichtig aber, dass der vor 83 Jahren in Breslau als Gerhard Rochus Dudek geborene Musiker eine besondere Beziehung zu Siegen hat. Dort wuchs er auf, lernte an der Musikschule unter anderem Saxofon, Klarinette bis hin zur Flöte unterschiedliche Instrumente und hatte hier als Jugendlicher auch seine ersten Auftritte: in einer Feuerwehrkapelle. Doch um sich wirklich weiterzuentwickeln, gab es nur ein Ziel: Köln, wo er seitdem wohnt und mit nahezu allen Größen der deutschen Jazzszene zusammenarbeitete. Etwa in der Big Band des legendären Kurt Edelhagen, aber auch in kleineren Formationen mit Albert Mangelsdorff, Manfred Schoof, Joachim Kühn, Wolfgang Dauner…

Unzählbar die Anzahl der Konzerte, an denen er beteiligt war, unüberschaubar die Fülle der Tonträger, an denen er in den über 65 Jahren seiner Karriere beteiligt war. Schön, dass einige „alten Fuhrleute“ der hiesigen Jazzszene ins MGK gekommen waren, um den stets freundlichen, zurückhaltenden Künstler wieder einmal zu treffen und zu staunen, wie jung Gerd Dudek geblieben ist und wie neu sein Programm, das er mit Achim Weiss an diesem Abend präsentiert.

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Unglaubliche klangliche Vielfalt

Dazu gehören auch Geräusche, die normalerweise auf einer Konzertbühne nicht zu Hause sind. Etwa die eines vorbeifahrenden Autos, die Achim Weiss, der sich auch als Meister der Percussion erweist, noch am Abend vorher aufgenommen hat, um dann nahtlos überzugehen in elektronische Klänge, in die sich Gerd Dudek zunächst fast zaghaft hineinfügt, um sich dann bis ins Fortissimo hinaufzuschwingen. Die beiden entwickeln mit ihrer Spielkunst Spannungsbögen, lassen immer wieder auch Ungewöhnliches wie menschliches Flüstern einfließen und schaffen so eine unglaublich klangliche Vielfalt: Mal lyrisch, einmal sogar im rasend schnellen Swing, der auch in einen Jazzclub passen würde, dann elektronisch à la Karl Heinz Stockhausen und hymnisch wie in einer Kathedrale.

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Zugabe: Suche nach Frieden

So lassen sie die sieben Titel des Abends mit musikalischen Brücken ineinander übergehen und auch die erlesene Zuhörerschar lässt sich gerne auf die musikalischen Erzählungen zweier Ausnahmekünstler ein. Die weichen nur einmal bei der Zugabe von diesem Konzept ab: einer Ballade des Power-Pianisten McCoy Tyner (der war vor Jahrzehnten auch einmal in Siegen, als der Jazz Club Oase seine Heimat noch in der Kaan-Marienborner Irle-Brauerei hatte): „Search for Peace“, Suche nach Frieden aus dem Jahr 1967. Was würde besser in die Gegenwart passen?

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