Siegen. Siegener Stadtbibliothek hat schon Lange Luft nach oben, anders als etwa Kreuztal. Es hat sich zwar etwas getan, aber der große Wurf fehlt noch.

Die Stadtbibliothek Siegen soll schöner, benutzerfreundlicher und sichtbarer werden. Im Kern steht „ein neues Konzept zur Gestaltung“, mit dessen Erstellung der Kulturausschuss die Verwaltung in seiner jüngsten Sitzung beauftragte. Auch ein Außenrückgabeautomat und neue Formate der „aufsuchenden Bibliotheksarbeit“ sind Teil des ohne Gegenstimmen verabschiedeten Maßnahmenkatalogs.

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Grundlage sind Sammelanträge von sieben Fraktionen (CDU, Grüne, FDP, UWG, Linke, Volt und „Gemeinsam für Siegen“). Vorangegangen waren, wie der Begründung zu entnehmen ist, „interfraktionelle Treffen zur Aufwertung der Stadtbibliothek“. Dass die Einrichtung im Krönchen-Center in der Siegener Oberstadt Luft nach oben hat, bestimmt seit Längerem die Diskussion – insbesondere mit Blick nach Kreuztal, dessen Stadtbibliothek als ausgesprochenes Positivbeispiel für das Metier gilt. Verbesserungen gab es in der Siegener Bücherei zwar schon, unter anderem dank 30.000 Euro Fördermitteln seitens des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Kultur und Wissenschaft im Jahr 2020. Aber der große Wurf steht noch aus.

Stadtbibliothek Siegen soll mehr werden als „nur“ eine Stadtbibliothek – Wohnzimmer

Das Konzept, das der Kulturausschuss nun in Auftrag gab, soll „in Zusammenarbeit mit der zuständigen städtischen Abteilung und der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken“ erarbeitet werden. Letztere ist eine Beratungsstelle, die fachlich dem Landes-Kulturministerium unterstellt ist. Sie unterstützt nach eigenen Angaben kommunale Büchereien dabei, „ihre vielfältigen Funktionen als Bildungs- und Informationszentrum sowie Dritter Ort zeitgemäß und erfolgreich erbringen zu können“.

Unter dem Schlagwort „Dritter Ort“ standen schon die Fördermittel im Jahr 2020. Gemeint ist damit eine Einrichtung, die aufgrund ihrer Gestaltung und Angebote über ihre eigentliche Hauptaufgabe hinaus für Menschen zur Anlaufstelle und zum beliebten Aufenthaltsort wird. Im Falle einer Bücherei bedeutet das: Anstatt „nur“ für die zielgerichtete Ausleihe von Büchern und sonstigen Medien aufgesucht zu werden, soll sie ein Treffpunkt und ein Ort sein, an dem Leute gerne Zeit verbringen, den sie für Information, Unterhaltung und Inspiration aufsuchen. Die Verwaltung spricht deshalb auch von einem „Wohnzimmer der Stadtgesellschaft“.

Stadtbibliothek Siegen raus aus dem Krönchen Center: Aufsuchende Bibliotheksarbeit

Um diesem Ziel näher zu kommen, soll das Konzept laut Beschluss „nach finanzieller Prüfung“ umgesetzt werden: „Dazu sind die notwendigen finanziellen Mittel zu beziffern und nötigenfalls Fördermittel zu akquirieren.“ Wie teuer das Ganze wird, ist derzeit noch unklar. In einem Detailpunkt zumindest gibt es aber bereits eine Zahl: Die Kosten für einen Außenrückgabeautomaten, nach denen in den Sammelanträgen gefragt wird, liegen laut Bibliotheksleiter Frank Wiederhold bei 35.000 Euro für das Gerät plus geschätzten 3500 Euro Baukosten. Der Standort stehe noch nicht sicher fest, doch „die bauliche Umsetzung wird mit dem Hauseigentümer geprüft“.

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Darüber hinaus soll die Verwaltung dem Kulturausschuss noch in diesem Jahr „verschiedene Möglichkeiten einer aufsuchenden Bibliotheksarbeit“ vorstellen. Innerhalb eines solchen Ansatzes würde die Stadtbücherei nicht nur warten, bis die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer ins Krönchen-Center kommen, sondern aktiv außer Haus auf sie zugehen. Zielgruppe sind vor allem Kinder und Jugendliche, die das Angebot auf diese Art kennenlernen sollen. „Dabei sollen verschiedene Leseförderungsprojekte (Pop-Up-Bibliothek, Book-Bike, Bücherbus, Zusammenarbeit mit anderen Jugendbildungsangeboten) in den Blick genommen werden“, heißt es im Beschluss.

Siegener Kommunalpolitik sieht Stadtbibliothek fast einstimmig als zentrale Aufgabe

Die SPD, nicht am Sammelantrag beteiligt, sagte ihre ausdrückliche Unterstützung zu. Kritisch äußerte sich Brigitte Eger-Kahleis (AfD), über den Auftrag für das Konzept: „Da sehe ich neue Ausgaben auf uns zukommen.“ Angesichts der Haushaltslage und der steigenden Energiekosten plädierte sie dafür, „nur wirklich notwendige Maßnahmen zu ergreifen“. Bärbel Gelling (Grüne) widersprach: Eine hochwertige Stadtbibliothek vorzuhalten sei Teil der „Fürsorgepflicht und eine ganz wichtige soziale Aufgabe“. Bei einer Enthaltung von Eger-Kahleis ging der Antrag durch.