Siegen. Die Siegener Stadtbibliothek reagiert auf vielfache Kritik der Nutzer: Mit einer Erhöhung der Mahngebühren war sie übers Ziel hinausgeschossen.
Die Stadtbibliothek ist übers Ziel hinausgeschossen. 2019 war eine neue Benutzer- und Gebührenordnung eingeführt worden, die zu einigen Verstimmungen in der Nutzerschaft geführt hat. Denn die Mahn- und Säumnisgebühren waren erheblich erhöht worden. Weil das ursprüngliche Ziel, lange säumige Medien wieder verfügbar zu machen, nicht wirklich erreicht wurde, gleichzeitig aber viele Benutzerinnen und Benutzer mit Unverständnis und teils „äußerster Verärgerung“ reagiert und einige der Stadtbibliothek auch den Rücken gekehrt haben, wurde nun zurückgerudert. Die entsprechenden Satzungen wurden per Ratsbeschluss geändert.
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Die Bibliotheksleitung hatte „dringenden Anpassungsbedarf“ bei den Säumnis- und Mahngebühren sowie bei der Frequenz gesehen, um einen weiteren Verlust an Nutzenden zu verhindern. Mahnungen wurden demnach wöchentlich per Post verschickt. Weil die Gebühren aber in wöchentlicher Frequenz steigen, kommt es durch die zusätzliche Zustellungszeit durchaus dazu, dass eine höhere Mahnstufe bereits erreicht ist, wenn der Brief bei den Ermahnten ankommt. Sie erfahren dann vor Ort, dass sie mehr bezahlen müssen als in dem Schreiben angegeben war.
Stadtbibliothek Siegen will Kundenorientierung beweisen, Überziehungsgebühr geändert
Eine angemessene Balance soll nun her, auch als Signal an die Bevölkerung, dass die vielfache Kritik nicht ignoriert wird, um „Kundenorientierung“ zu beweisen. Überziehungsgebühren steigen nun pro Woche um einen Euro pro Medium, statt wie bisher ab der zweiten Woche um jeweils 2 Euro. Gebühren für Mahnschreiben steigen nicht ab der zweiten Mahnung auf 5 Euro, sondern bleiben einheitlich bei 2 Euro – zuzüglich 80 Cent Porto. Der Turnus wird verändert: Statt in der ersten, zweiten und vierten Woche nach Überschreiten der Leihfrist werden sie nun in der ersten, dritten und fünften Woche versandt.
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Zwei Gruppen erhalten nun Ermäßigungen: Die Senioren-Jahresmitgliedschaft wird von 16 auf 12 Euro reduziert. Und die ermäßigte Gebühr für Schüler, Azubis und Studierende von 8 Euro gilt auch für Schwerbehinderte.
Politik und Nutzerschaft mahnen Bücherklappe für Stadtbibliothek Siegen an
Eine Stadtbibliothek kann durchaus als Aushängeschild ihrer Stadt verstanden werden; hier kommen viele Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Kommune in Kontakt. So versteht sich die Stadtbibliothek Siegen ausweislich ihrer Benutzerordnung auch selbst: Sie trägt zum kulturellen Reichtum bei, dient gewissermaßen als „Gesicht“ einer Stadt über die Art der Selbstpräsentation, die Räumlichkeiten, die Benutzerfreundlichkeit, die Einbindung digitaler Möglichkeiten.
Blick nach Kreuztal
Auch bei der Kostenstruktur lohnt der Blick aus Siegen in die Nachbarstadt Kreuztal. Die Jahresgebühr beträgt dort mit 15 Euro pro Person nur einen Euro weniger – gilt aber für alle Mitglieder eines Haushalts (Familienkarte Siegen: 25 Euro).
Im Vergleich mit anderen Einrichtungen bleibt die Siegener Stadtbibliothek auch mit der neuen Satzung noch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Aus der Nutzerschaft war beispielsweise mehrfach auf das Fehlen einer Bücherklappe hingewiesen worden. Darauf wies auch Martin Heilmann (Grüne) im Rat hin – die Stadtbibliothek Kreuztal habe eine und mache damit gute Erfahrungen. Sie sei eine ebenso simple wie effektive Möglichkeit, Medien auch außerhalb der Öffnungszeiten zurückzugeben und könne schon allein deshalb dazu beitragen, das Aufkommen der Mahn- und Säumnisgebühren zu senken.
Stadtbibliothek Siegen will benutzerfreundlicher werden: Flexiblere Öffnungszeiten
Astrid Schneider, Leiterin der Siegener Kulturabteilung, hatte im Kulturausschuss berichtet, dass die Umsetzung nicht ganz einfach sei. Sollte die Bibliothek ins Erdgeschoss des Krönchen-Centers erweitert werden, was angesichts des erwarteten Leerstands dort durchaus eine Option ist, könnte das spätestens zu diesem Zeitpunkt umgesetzt werden. In der nächsten Sitzung soll hierzu berichtet werden; der Kulturausschuss wünscht sich auch vor dem Hintergrund des guten Kreuztaler Beispiels eine zügige Umsetzung. Grundsätzlich und langfristig wolle man die Öffnungszeiten flexibler gestalten.
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Auch ein Selbstbuchungsterminal ist angedacht; die Erinnerung für entliehene Medien könnten weiter digitalisiert werden – etwa, indem automatisierte E-Mails verschickt werden. Bislang ist das nur nach einer Registrierung möglich. Das Online-Konto der Stadtbibliothek ist – wie auch der digitale Katalog – eher altmodisch und unübersichtlich.