Siegen/Burbach. Ein 37-Jähriger soll als Wachmann in der Flüchtlingsunterkunft Burbach Bewohner misshandelt haben. Doch vor Gericht erinnern sich die Zeugen kaum.

Es sind inzwischen fast acht Jahre vergangen, seit die Burbacher Flüchtlingsunterkunft bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Ganz abgeschlossen schien die Angelegenheit nie wirklich, was der Prozessauftakt am Siegener Landgericht am Donnerstagmorgen untermauert. Dem ehemaligen Wachmann S. wird schwere Körperverletzung in mehreren Fällen im August und September 2014 zur Last gelegt.

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Dem inzwischen 37-Jährigen wird vorgeworfen, einem Heimbewohner durch das extra schnelle Öffnen einer Eingangstür mit Absicht eine Verletzung zugefügt zu haben sowie gemeinsam mit einem anderen Wachmann mindestens einen weiteren Bewohner eingesperrt und verprügelt zu haben. Außerdem soll er in einem weiteren Fall auf einen Bewohner eingetreten haben, als dieser auf dem Boden lag. Der gebürtige Görlitzer machte von seinem Schweigerecht Gebrauch.

Burbach-Prozess am Landgericht Siegen: Zeugen erinnern sich kaum

Im Laufe des ersten Prozesstags erschien ein halbes Dutzend Zeugen, die sich aber größtenteils nicht mehr oder nur sehr verschwommen an die Geschehnisse von 2014 erinnern konnten. S. wurde bereits von einigen früheren Anklagen freigesprochen, da er erst inmitten der Rangeleien zwischen Wachmännern und Bewohnern seine Stelle angetreten hatte beziehungsweise es nicht genügend Beweise gab, um ihn zu verurteilen. „Wir mussten damals jeder dutzende Menschen im Eilverfahren mit Hilfe eines Fragebogens konsultieren“, erinnerte sich ein Polizeibeamter des Staatsschutzes an die Befragungen im Jahr 2015.

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Eine Wachdienstmitarbeiterin, die sich während der Vorfälle im Praktikum befand, entlastete den Angeklagten in der ersten Angelegenheit: „Er hat die Bewohner lediglich ermahnt, dass sich diese ruhig verhalten sollen.“ Im Vorhinein des besagten Tatvorwurfs hätten sich die Bewohner in einer Reihe aufstellen sollen, um ihre Taschengeldauszahlung entgegenzunehmen. Generell sei die Lage in Burbach fast täglich angespannt gewesen und es wäre vermehrt zu Auseinandersetzungen gekommen, berichtete ein ehemaliger Arbeitskollege des Angeklagten.

Es sind zwei weitere Verhandlungstage geplant.

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