Beienbach. Viele Interessierte sind nach Beienbach gekommen, um sich über die vielseitig nutzbare Pflanze zu informieren: für Öl, Futter und sogar Kleidung.

Zahlreiche Gäste sind zum Hanf-Ernte-Festival nach Beienbach gekommen, um sich über die erste Aussaat und die Aufzucht von Hanf zu informieren. Die Pflanzen, die der Beienbacher Sebastian Schmeck vor einigen Monaten ausgesät hat, haben mittlerweile eine Größe von teilweise über zwei Metern erreicht. „Einige der Hanfpflanzen stehen schon in voller Blüte und haben Blüten und Knospen gebildet, die, wenn alles reif ist, abgeerntet werden können“, erklärt der 39-Jährige.

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Das Projekt: Mocene Landwirtschaft

Sebastian Schmeck hatte im Frühjahr auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern mit Unterstützung des Beienbacher Landwirts Henner Braach die EU-Nutzhanfsorte „Futura75“ gesät. Damit liegt Schmeck voll im Trend, denn der Markt für Produkte mit Hanf und Cannabidiol (CBD), das aus den weiblichen Pflanzen gewonnen wird, boomt. Der Nutzhanf, der in Beienbach angebaut wurde, ist einer von 93 verschiedenen Sorten. Der Anbau soll Pilotprojekt für eine moderne, innovative Landwirtschaft sein.

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Die Pflanze: Für den Rausch ungeeignet

Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Weil manche Sorten auch als Drogen gebraucht werden, hat Sebastian Schmeck seine Anzucht bei der Polizei angemeldet und steht in ständigen Kontakt mit der Kriminalpolizei und auch dem Kreis Siegen-Wittgenstein, der das Projekt mitüberwacht. „Der Beienbacher Hanf taugt nicht, um in einen rauschbaren Zustand zu kommen“, stellt Sebastian Schmeck klar. Dazu müsste jemand von der Pflanze gleich mehrere Kilo zu sich nehmen.

Zahlreiche Besucher informieren sich über den Anbau. Einige melden sich schon als Erntehelfer.
Zahlreiche Besucher informieren sich über den Anbau. Einige melden sich schon als Erntehelfer. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

Die Produkte: Samen, Nüsse und Faser sind nutzbar

Die Pflanze lässt sich zu 99 Prozent verwerten. Aus dem Samen kann man einen nährstoffreichen Superfood herstellen. Und aus den Nüssen, wenn sie gepresst werden ein leckeres Hanföl, das aber auch seinen Preis hat: In ausgesuchten Lebensmittelgeschäften oder Biomärkten kostet der Liter nicht selten 7 bis 8 Euro. Die Fasern der Pflanze könnten als Einstreu Verwendung finden, für Viehfutter, für Kleidung oder auch in der Papierherstellung.

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Erfreut ist Sebastian Schmeck , dass in dem Hanffeld keine Wildschweine oder Rehe ihr Unwesen treiben. „Wir haben da schon vorgesorgt und am Anfang des Feldes einen kleinen Bereich freigelassen. Diese Stelle wird auch vom Wild besucht.“

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Die Verarbeitung: Die ersten Erntehelfer sind bereit

Insgesamt wachsen in Beienbach rund 8000 Pflanzen heran – das Produkt von 25 Kilo Samen. Aussaat war Ende April. Durch Düngen mit Gülle wuchsen die Pflanzen prächtig heran. Die Ernte, die Ende August erfolgen soll, ist körperliche Arbeit. Sind die Pflanzen abgeschnitten, werden sie in einer Scheune oder Schuppen zum Trocknen aufgehängt oder auf Edelstahlgitter gelagert. Sie müssen bei einer bestimmten Luftfeuchte vier bis sechs Wochen trocknen. Danach wird der Samen gelöst und weiter gelagert, später in einer Ölmühle gemahlen und zu Speiseöl oder Knusperhanf weiterverarbeitet. Der Presskuchen, der durch die Ölpressung entsteht, kann zur Herstellung von Pellets für Viehfutter Verwendung finden. Die Biomasse, bestehend aus den Blüten und Blättern, wird für Extraktion von legalem Cannabidiol (CBD) verwendet.

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„Wir wollen in erster Linie Erfahrungen in den Bereichen Anzucht, Ernte und auch in der Verarbeitung sammeln“, so Sebastian Schmeck. Ziel sei es, die Landwirtschaft zu stärken, nachhaltig zu handeln und somit später auch eine regionale Lebensmittelversorgung zu sichern. Schmeck hatte sich gut vorbereitet, um alle Fragen der Besucher zu beantworten – und fand auch einige Mitstreiter, die bei der Ernte helfen wollen.

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