Müsen. Rainer ZIPP Fränzen ist Filmemacher – nun hat er seinen ersten Roman geschrieben. „Schergenaufstand“ versammelt Komik, Action und Filmreifes.
Ohne sie wäre all das Böse gar nicht möglich – trotzdem werden Schergen in Geschichten kaum gewürdigt. In Rainer ZIPP Fränzens erstem Roman „Schergenaufstand“ kriegen sie endlich eine Position in der ersten Reihe. Sie reisen durch Zeit und Raum – „quer durch die Menschheitsgeschichte“, betont der Müsener Filmemacher. Von der Illusion, dass der Autor die Macht über die Geschichte hat, hat sich Rainer ZIPP Fränzen schnell verabschiedet. Die Figuren bestimmen, wo es lang geht: „Wenn sie sagen, wir gehen nach links, ich will aber nach rechts, geht es eben nach links“, sagt er und lacht.
Hilchenbach: Die Idee für den Roman „Schergenaufstand“ gab es schon lange
2008 entstand die „grobe Idee“ für „Schergenaufstand“ – aber nicht als Roman, sondern als TV-Serie. Daraus wurde nichts. Doch die Idee blieb Rainer ZIPP Fränzen weiter im Kopf, bis er sich dachte: „Die Umsetzung als Buch ist viel Arbeit, aber dafür brauche ich nur mich. Ich mach ein Buch draus.“ 2009 begann er dann mit dem Schreiben. Immer wieder gab es Unterbrechungen, Zeiten, in denen das Leben dazwischenkam. Die Arbeit bei seinem Film- und Medienservice „Und Action!“ spannt ihn voll ein, dazu kommt der aufwändige Umbau der Alten Menage in Müsen (wir berichteten). „Am Anfang habe ich auch viel in der Rumpelkammer geschrieben“, erzählt Rainer ZIPP Fränzen. Die Kreuztaler Kultkneipe schloss vor mehreren Jahren (wir berichteten). Vielleicht sei das auch ein Grund gewesen, warum er nicht weiterkam, sagt der Müsener mit einem Augenzwinkern.
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Ohne den „roten Faden“, den er sich schon vor dem Schreibprozess aufschrieb, hätte er wohl in all den Jahren den Überblick verloren. Der Anfang und das Ende standen fest, nur der Weg dorthin war nicht ganz klar. „Ich schreibe das, was mir in den Sinn kommt“, sagt Rainer ZIPP Fränzen. In den vergangenen eineinhalb Jahren arbeitete er nun intensiv am „Schergenaufstand“. Vorher war er am Ende des zweiten Akts stehengeblieben. Dass er dann noch einmal 140 Seiten schreiben würde, hätte er selbst nicht gedacht. Generell hätte er nicht damit gerechnet, dass sein Roman so lang wird: „393 Seiten, Arial, 10er Schriftgröße, normaler Zeilenabstand – das sind schätzungsweise 878 Buchseiten“, sagt Rainer ZIPP Fränzen.
Neuer Roman „Schergenaufstand“: So lässt sich der Stil beschreiben
Es ist keine „Hau-drauf-Fantasy“, die die Leserinnen und Leser erwartet, betont der Schriftsteller. Der Roman hat Elemente vieler Genres. „Es ist eine skurrile Action-Komödie, es könnte aber auch eine Action-Satire sein“, sagt der Autor. Erzählt wird sehr bildhaft – kein Wunder, bei einem Filmemacher. Auch der Stil kommt manchmal einem guten Trailer nahe – aber einem, der nicht alles vorwegnimmt und gleichzeitig nicht zu viel verspricht.
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So heißt es in einer Leseprobe: „Das Leben eines Schergen ist hart. Es ist ungerecht. Und es kann schnell tödlich enden.“ So könnte auch ein guter Film beginnen. An anderen Stellen wird mit einem Augenzwinkern mit der Sprache gespielt, erzählt Rainer ZIPP Fränzen. Immer dann, wenn ein Wort das herausfordert. Der Roman sei in sich geschlossen und „speziell“, sagt der Autor selbst. Er ist keine Berieselung, die Leserin oder der Leser muss aktiv mitdenken.
Roman „Schergenaufstand“ von Rainer ZIPP Fränzen: Darum geht’s
Rainer ZIPP Fränzen ist klar, dass der Schergen-Job keiner ist, den jeder machen kann (siehe Infobox). Und deshalb gibt es in „Schergenaufstand“ kurzerhand eine Agentur für Schergen („Schergen United“), die geschultes Fachpersonal vermitteln. Die zwei Schergen Ungurt Klemmer und Rutger Neidhardt werden auf die Welt losgelassen. Alles fängt damit an, dass sie mit Simon Petrus den falschen Mann kreuzigen lassen. „Kaiser Nero liest ihnen dann die Leviten“, sagt Rainer ZIPP Fränzen.
Ein unterschätzter Charakter
Rainer ZIPP Fränzen beschreibt einen Schergen auch als Büttel, Henkersknecht und Henker. Gerade in Krimis, Fantasy- und Abenteuergeschichten würden sie meist als die „leicht ersetzbaren Befehlsempfänger des wichtigen Schurken“ charakterisiert.
„Jederzeit würden sie für ihren Meister töten oder getötet werden, Gegner kidnappen oder bedrohen. Oft werden sie dann von einem Helden umgebracht, manchmal auch von ihrem Meister selbst – als Strafe oder Opfer seiner schlechten Laune. Kurzum: kein leichter Beruf.“
Vom Römischen Reich gibt es in der zweiten Episode einen Zeitsprung ins englische Mittelalter („Ivanhoe“) bis es schließlich in der dritten Episode in die 1940er Jahre in Philadelphia geht. Damit auch alles Historische stimmt, hat Rainer ZIPP Fränzen vorher recherchiert. Ihm geht es bei seinem Roman auch darum, dass die Leserinnen und Leser die Geschichte noch einmal reflektieren. „Wir kennen nur das, was überliefert ist. Aber wer weiß, was früher wirklich war.“ Mit „Schergenaufstand“ will Rainer ZIPP Fränzen auch den „Hut ziehen vor dem kleinen Mann“.
Hilchenbach: Rainer ZIPP Fränzen sucht noch einen Verleger für „Schergenaufstand“
Seine Figuren hätten auch ihn mit auf eine Reise genommen. „Es gibt Abenteuer ohne Ende“, sagt er. Schon immer wollte er ein Buch schreiben. „Ich habe auch schon welche geschrieben“, sagt er. Veröffentlicht wurden sie nie – er schrieb sie allein für sich selbst. Bei „Schergenaufstand“ soll das anders werden: Er möchte den Roman verlegen lassen. „Erstmal muss er aber den Testlesern und Lektoren standhalten“, betont er. Sie sollen sagen, ob das Buch überhaupt genug Substanz hat und ob es verständlich ist. „Vielleicht habe ich vergessen, Töpfe zuzumachen“, so Rainer ZIPP Fränzen. Er möchte keinen Handlungsstrang anfangen und ihn nicht zu Ende führen. Er als Autor sei dafür „betriebsblind“.
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Natürlich wird aber auch er den Roman noch einmal von vorne bis hinten gegenlesen. 20 Seiten schafft er am Tag. „Man konzentriert sich sehr“, sagt er. Wenn sein Roman dann durch seine und die Kontrolle der Testleser und Lektoren kommt, „versuche ich einen Verlag zu finden. Im Zweifelsfall bringe ich ihn im Eigenverlag raus.“
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