Müsen. Die Renovierung der alten Menage in Müsen geht voran. Einen Vorgeschmack auf die Escape Games aus Hilchenbach gibt es nun online
„Das Schwierigste war, im Sarg zu filmen“, sagt Rainer Fränzen. Gemeinsam mit Werner Halft sitzt er in seiner Menage in Müsen in einem Zimmer, das aussieht, wie einmal ein Bergarbeiterzimmer ausgesehen haben könnte – bis auf den Sarg. Der Raum soll einmal ein Escape Room werden, zahlreiche Geschichten, Rätsel und Requisiten stehen schon bereit. Da die Renovierung aber noch nicht abgeschlossen ist, und weil es gut in die Corona-Zeit passt, haben die beiden zunächst ein Online-Escape-Game produziert, das ab sofort gespielt werden kann.
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Die Alte Menage in Müsen
Im Juni 2017 hat Rainer Fränzen die Alte Menage gekauft. „Ich habe mich in das Haus verliebt“, begründet Fränzen seine Entscheidung. Und Liebe macht bekanntlich blind. „Ich habe nicht den Zustand gesehen, sondern die Möglichkeiten“, sagt der Filmemacher im Rückblick. Zwar kann er aus heutiger Sicht sagen, dass er nicht wirklich wusste, was auf ihn zukommen würde, aber trotzdem: „Ich würde es wieder machen. Einiges würde ich anders machen, aber ich würde es wieder machen“.
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Die Müsener Menage in der Straße „Auf der Stollenhalde“ ist ein altes Schlafhaus für Bergarbeiter, gegenüber erinnert auch das Stahlbergmuseum an die Geschichte des Bergreviers Müsen. Neben seiner Verliebtheit hat Fränzen auch zwei sachliche Gründe für den Kauf. Erstens habe er schon immer ein eigenes Haus haben wollen, um es als Künstler zu „verschönern wie man möchte“. Zweitens findet er es wichtig, alte Häuser zu erhalten. „Geschichte wiederholt sich“, sagt Rainer Fränzen. Um zu wissen, wo es hingeht, müsse man auch wissen, woher man kommt.
Hilchenbacher Bürger helfen bei der Finanzierung
Ein weiterer Grund ist die Nachhaltigkeit. Die Menage stand 17 Jahre leer – ohne Heizung. Das Fundament ist grundsätzlich aber immer noch in Ordnung. Bei modernen Häusern sei das undenkbar, sagt Fränzen. Außerdem würden umweltschädliche und im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährliche Materialien verbaut. „Wo ist das die Nachhaltigkeit?“, fragt er.
Natürlich ist in dem alten Haus trotzdem einiges zu tun – und dabei müssen zahlreiche Vorschriften befolgt werden. „Die Auflagen sind wie beim Berliner Flughafen“, sagt Fränzen mit einem Augenzwinkern. Die Brandschutzauflagen hätten ihn bei der Rettung des Denkmals „wie ein Boomerang getroffen“, sagt der Filmemacher, ohne die Sinnhaftigkeit anzuzweifeln – „Sicherheit geht vor“. Immerhin hat er das Gebäude von der Stadt Hilchenbach für den symbolischen Euro bekommen – nach harter Verhandlung. Er bekommt aus Hilchenbach und insbesondere Müsen viel Unterstützung.
Escape-Games online und mobil
Bis zu sechs Spieler können mit einem Ticket gemeinsam versuchen, aus dem Grab zu entkommen. Tickets gibt es unter www.verschlusssache-escape.de/grave-escape.
Zum Tag des offenen Denkmals haben Fränzen und Halft auch ein mobiles Escape-Game entwickelt. „Das Vermächtnis des Ewigen Bergmanns“ kann aktuell bei Bücher buy Eva gespielt werden. Weitere Informationen und Reservierung unter www.rescape-games.de.
Auch mit Privatkrediten griffen ihm engagierte Bürger unter die Arme, als die Sparkasse ihn hängen lies. Auch er selbst setzt sich bei der Renovierung der Menage strenge Auflagen. Die mit dem Bergbau verknüpfte Geschichte des Gebäudes soll authentisch erhalten bleiben. Außerdem legt Fränzen viel Wert auf die Nachhaltigkeit. Ausgebauter Bretter oder Türen werden wiederverwertet, geheizt wird mit Pellets. Wann alle Arbeiten abgeschlossen sind, möchte Rainer Fränzen nicht mehr sagen. Da habe ihn die Realität eines Besseren belehrt.
Escape Games aus Müsen
Wenn der Umbau dann abgeschlossen ist, soll die Menage zum Escape Room werden. Genauer gesagt sollen zwei Räume zu solchen Zimmern werden, in die Gäste sich – scheinbar – einschließen lassen können, um dann durch das Lösen von Rätseln zu entkommen. Das Konzept entwickelt Fränzen mit seinem Freund und Geschäftspartner Werner Halft. „Er ist der große Rätselfreund und ich bin der Möchtegern-Geschichtenerzähler“, lacht Fränzen. Die Geschichten haben natürlich einen Bezug zum Bergbau und spielen zur Jahrhundertwende.
„Das lässt sich wunderbar in Rätsel umsetzen“, sagt Werner Halft. „In der Welt der Fantasie sind wir lange zuhause“, ergänzt Fränzen. Die beiden wissen also, woran Rätsel- und Fantasy-Fans ihre Freude haben. Die Storys hängen zusammen, wer alle spielt, kann immer wieder Verbindungen entdecken, ohne dass dies Voraussetzung für ein erfolgreiches Bestehen eines einzelnen Abenteuers wäre. Zusätzlich zu den Escape Rooms ist eine Art Salon geplant, in dem Veranstaltungen wie Krimi Dinner stattfinden können.
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Bis es soweit ist, können Rätselfreunde den ersten Teil der Müsener Bergbau-Escape-Games online spielen. „Buried alive“ – Lebendig begraben – heißt das Abenteuer, bei dem die Spieler, soviel darf bereits verraten werden, aus einem Sarg entkommen müssen. „Nicht wundern, wenn am Anfang das Bild weg ist“, sagt Fränzen. Überhaupt herauszufinden, was die Rätsel sind, gehört zu den Abenteuern made in Müsen dazu, die innerhalb des Genres durchaus zu den anspruchsvolleren gehören, erklärt Werner Halft. Daran, wie die Geschichte weitergeht, soll auch die Community beteiligt werden, eigentlich sei aber schon genug Stoff für einen ganzen Roman vorhanden. Ein „bisschen Hintergrund“ sollte Fränzen schaffen, scherzt Halft in Richtung seines Freunden. „Er hat mit Kanonen auf Spatzen geschossen“.
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