Siegen. Junge Leute sollen in Siegen einen neuen Treffpunkt bekommen. Was die Lukas-Kirchengemeinde mit dem Umbau des Gemeindezentrums plant.
Junge Menschen sollen in der noch jungen Lukas-Kirchengemeinde einen Ort bekommen, der speziell auf ihre Bedürfnisse und Lebensrealität zugeschnitten ist. Das Gemeindezentrum Christuskirche am Wellersberg wird deshalb zum Jugendhaus umgebaut, in dem Formate extra für diese Zielgruppe Platz finden.
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„Wir glauben, dass die Kirchengemeinden – gerade auch unsere – da noch Luft nach oben haben“, beschreibt Presbyteriumsvorsitzender Dirk Hermann das bisherige Angebot für die junge Generation. „Jung“ bedeutet in diesem Fall nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern Menschen unter 35. Zu dieser Altersklasse gehören von den knapp 9500 Gemeindegliedern etwa ein Drittel. „Wir wollen deutlich machen: Wir interessieren uns für Euch, Ihr gehört zu uns!“, sagt Dirk Hermann.
Siegen: Lukas-Kirchengemeinde will jungen Leuten ein besonderes Angebot machen
Die Notwendigkeit, diese Altersgruppe stärker als bisher in den Blick zu nehmen, sei bereits bei den Fusionsgesprächen der Gemeinden Christus, Erlöser und Nikolai erkannt worden – aus diesen dreien entstand mit Stichtag 1. Januar 2022 die evangelische Lukas-Kirchengemeinde. Diese Fusion macht das Jugendhaus im Übrigen erst möglich, wie Finanzkirchmeisterin Hannelene Reuter-Becker anmerkt. Das Projekt mit Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich „wäre für eine Gemeinde allein viel zu teuer“ gewesen. Nach dem Zusammenschluss sieht die Sache nun anders aus. Wobei noch nicht klar ist, wie viel die Lukasgemeinde aus der eigenen Tasche stemmen muss, und wie viel über Fördermittel und Zuschüsse bezahlt werden kann.
Zeichen der Zeit
Der neue Balkon des Jugendhauses erhält eine Überdachung, auf der eine Photovoltaikanlage installiert wird. Diese soll Energie für das Gebäude inklusive der benachbarten – und unmittelbar angrenzenden – Kita liefern.
„Die Bewahrung der Schöpfung ist Teil der DNA des Christentums“, sagt Dirk Hermann, Vorsitzender des Presbyteriums der Lukas-Kirchengemeinde. Der Einsatz erneuerbarer Energien sei gerade bei einer Einrichtung, die ausdrücklich junge Menschen im Fokus hat, auch „ein Beitrag zur Glaubwürdigkeit.“
Um Inklusion zu fördern, wird zudem ein Aufzug eingebaut.
Innerhalb des nun recht großen Gemeindegebiets – „von Achenbach bis zur Dautenbach und von der Hermelsbach bis zum Lindenberg“, wie Dirk Hermann sagt – wären theoretisch mehrere Immobilien in Betracht gekommen. Letztlich fiel die Wahl einstimmig auf die Obenstruthstraße 8a. Das 1983 in Betrieb genommene Gebäude ist dank beweglicher Wände bereits multifunktional nutzbar, ist zentral gelegen, vom Hauptbahnhof aus locker zu Fuß und über die HTS bestens mit dem Auto zu erreichen. Es verfügt über einen eigenen Parkplatz, hinter dem Haus gibt es einen öffentlichen Spielplatz, einen Bolzplatz und eine kleine Grünanlage mit altem, hohem Baumbestand – der Blick aus den rückwärtigen Fenstern geht direkt in die Kronen. Dieser Außenbereich wird im Jugendhaus eine wichtige Rolle spielen.
Siegen: Jugendhaus am Wellersberg mit Bistro, Balkon und Veranstaltungen im Freien
„Die Architektin hat darauf hingewiesen, auch das Draußen in den Blick zu nehmen“, sagt Dirk Hermann. An der Gebäuderückseite ist nun in der ersten Etage über die komplette Länge ein Balkon geplant, von dem eine Treppe auf eine Terrasse im Erdgeschoss führt. Auf beiden Ebenen sollen im Freien auch Veranstaltungen stattfinden. Zudem soll regelmäßig der Parkplatz gesperrt werden, um dort Sportangebote zu ermöglichen, etwa mit mobilen Skaterampen. Und Spiel- und Bolzplatz darf die Gemeinde natürlich sowieso nutzen. Der Balkon ist darüber hinaus auch noch ein Ort der generationenübergreifenden und -verbindenden Begegnung: Da einer der angrenzenden Räume unverändert bleibt und weiterhin für Kreise und Gruppen aller Altersgruppen reserviert ist, treffen sich auf dem Balkon jung, alt und alles dazwischen ganz von selbst im täglichen Betrieb. Und kommen, so die Hoffnung, miteinander ins Gespräch.
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Die zweite große bauliche Veränderung betrifft den hinteren Teil des großen Gemeinderaums in der ersten Etage. Hier wird auf halber Höhe eine Empore eingezogen, die neue Aufenthaltsflächen schafft. Außerdem wird es eine Theke geben – denn hier soll an vier bis fünf Tagen pro Woche ein Jugendbistro geöffnet sein. Die Gemeinde schafft dafür neues Mobiliar an, teilweise werden die künftigen Besucherinnen und Besucher aber auch selbst Möbel bauen, etwa aus Paletten, wie Dirk Hermann sagt. Überhaupt würden diejenigen, an die sich das Haus richtet, in Planung und Gestaltung eingebunden. Dies gelte auch für die Entwicklung neuer inhaltlicher Formate. Dieses Vorgehen hat zwei gewaltige Vorteile: Einerseits gehen Angebote auf diese Weise nicht an der Zielgruppe vorbei, weil diese selbst die Richtung beeinflussen kann. Und andererseits schafft aktive Mitwirkung „eine höhere Identifikation mit dem Haus“, ist Dirk Hermann überzeugt.
Lukasgemeinde Siegen: Jugendhaus als Raum für neue Formate rund um den Glauben
Über den Bistrobetrieb hinaus soll von Kindergottesdiensten über Guten-Abend-Kirche, Theaterkirche und Talkrunden bis zu Kochabenden und Musikprojekten in der Obenstruthstraße 8a vieles möglich sein; was genau, das wird sich auch dank der Beteiligung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch zeigen. Auch bei der Namensgebung wird die Zielgruppe gefragt. Vorschläge, wie das Jugendhaus heißen soll, werden bereits entgegengenommen. Die Umbauarbeiten starten am 1. September und werden etwa sechs Monate dauern, während derer das Gemeindezentrum geschlossen bleibt. Die derzeit dort stattfindenden Gruppen und Kreise weichen derweil auf andere Gebäude der Lukasgemeinde aus.
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