Siegen. In Siegen könnten die innerstädtischen Gemeinden Nikolai, Christus und Erlöser fusionieren – wenn die Presbyterien den Tendenzbeschluss fällen.
Die Weichenstellungen für eine Fusion der drei evangelischen Innenstadtgemeinden Christus, Erlöser und Nikolai im Jahr 2022 stehen vor einem entscheidenden Schritt. Kommende Woche steht in den Presbyterien ein so genannter Tendenzbeschluss auf der Tagesordnung, mit dem die Umsetzung konkret würde.
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Fusion von drei evangelischen Gemeinden in Siegen: Ausgangspunkt 1
„Die Herausforderungen sind bekannt: Die Gemeindegliederzahlen sinken – demografisch bedingt“, sagt Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen. Der Rückgang sei nicht „lawinenartig“, sondern verlaufe konstant mit einem Minus von etwa 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr. Die aktuelle Situation stelle sich umgekehrt dar wie die in den 1960ern, als es eine große Kirchengemeinde Siegen gab, die dann in fünf kleinere aufgeteilt wurde. „Das war überall in der Gesellschaft eine Phase der Expansion analog zur Bevölkerungsentwicklung und Besiedlungsdichte“, sagt der Superintendent.
War es damals erforderlich, die Strukturen auszubauen, um allen Gemeindegliedern gerecht werden zu können, sei nun eine gegenteilige „Herausforderung strukturell zu bewältigen“. Laut landeskirchlicher Vorgaben sei für 2500 bis 3000 Gemeindeglieder eine Vollzeit-Pfarrstelle vorgesehen. Werde dieser Wert unterschritten, müssten entsprechend angepasste Teilzeitmodelle eingeführt werden, denn „eine Pfarrstelle bedeutet ja auch finanziellen Aufwand“. Gerade das ist aber gar nicht so einfach.
Fusion von Christus-, Erlöser- und Nikolai-Gemeinde in Siegen: Ausgangspunkt 2
„Man kann eine 75-Prozent-Pfarrstelle ausschreiben. Da wird man aber Null Bewerber finden“, sagt Peter-Thomas Stuberg. Es mangele an Nachwuchs, „wir haben nicht mehr so viele Pfarrerinnen und Pfarrer wie noch in den 1990ern“. Niemand entscheide sich für diesen Beruf wegen des Geldes; aber in finanzieller Hinsicht sei eine Teilzeitstelle trotzdem nur bedingt attraktiv, gerade wenn man beispielsweise eine Familie zu versorgen habe. Außerdem spiele Berufung bei der Wahl dieses Jobs eine Rolle, so das ein hohe Wahrscheinlichkeit bestehe, dass eine 75-Prozentstelle faktisch auf 100 Prozent Arbeitszeit hinauslaufe. „Sich als Pfarrerin oder Pfarrer abzugrenzen und konsequent zu sagen ,Mittwoch ist aber mein freier Tag’ – das ist schwierig“, räumt der Superintendent ein.
Erster Versuch
Ursprünglich war eine Fusion aller fünf innenstädtischen Gemeinden geplant – also inklusive Martini und Kaan-Marienborn. Der Versuch scheiterte aber im vergangenen Jahr, „die Gemeinden fanden den Zeitpunkt dafür nicht richtig“, sagt der Superintendent.
Konsequenzen einer Gemeindefusion in Siegen-Mitte
Mit Gemeindefusionen auf die veränderte Lage zu reagieren, ist nichts Exotisches mehr. Im Siegener Süden etwa schlossen sich zum 1. Januar 2020 die vier Gemeinden Gosenbach, Niederschelden, Eiserfeld und Eisern zur Gemeinde Emmaus zusammen; in Netphen ist die Vereinigung der Gemeinden Dreis-Tiefenbach, Deuz und Netphen für 2021 angepeilt. Wichtig sei es, die Menschen im Prozess mitzunehmen und ihren Bedürfnissen Rechnung zu tragen, betont Peter-Thomas Stuberg: „Sie sind verankert in ihren Gemeinden und sollen es auch bleiben. Daran soll eine Fusion nichts ändern.“ Die Gemeinde, die in Siegen-Mitte neu entstehen könnte, wird mehr als 9000 Gemeindeglieder haben. Was dabei hilft, so der Superintendent: „Die Bezirksgrenzen werden von vielen Menschen nicht mehr so empfunden.“ Die Gläubigen orientierten sich heute ohnehin eher an Programmen und Schwerpunkten als an formaler Zuordnung aufgrund der Wohnadresse.
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Die Entscheidung über eine Fusion obliege den Presbyterien, unterstreicht Peter-Thomas Stuberg. „Dem kann ich nicht vorgreifen. Herr des Verfahrens sind die Kirchengemeinden, nicht der Kirchenkreis.“ Sollten alle drei Presbyterien kommende Woche den Tendenzbeschluss fällen, sei dieser allerdings schon weitgehend binden, in der Folge gehe es noch um Detailfragen – Finanzen, Gebäude und so weiter. Die nächsten Schritte seien Gemeindeversammlungen, es müsse ein Name für die neue Gemeinde gefunden werden, die Fusion sei bei der Landeskirche zu beantragen – und würde dann rechtskräftig, sobald die Urkunde vorliegt.
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