Siegen. 20 Prozent des Altpapiers werden noch nicht verwertet. Das führt zum Ausstoß von mehr Kohlendioxid und verbraucht Energie

Den CO2-Ausstoß bei der Produktion von neuem Papier senken, die Herstellung nachhaltiger machen und das Recycling optimieren – darum geht es im Forschungsprojekt „EnEWA“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Lehrstuhls für International Production Engineering and Management der Universität Siegen entwickeln gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft eine Lösung, um Altpapier aus den Wertschöpfungsketten Leichtverpackungen, Restabfall und Gewerbeabfall recyclen zu können. Das Projekt wurde nun in Brüssel mit der höchsten Auszeichnung des europäischen Rates für Papierrecycling (ERPC) in der Kategorie „Innovative Technologien und Forschung & Entwicklung“ ausgezeichnet.

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20 Prozent noch nicht recycelt

Das Projekt EnEWA ist im Dezember 2021 gestartet und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Neben der Universität Siegen zählen der Lehrstuhl für Anthropogene Stoffkreisläufe der RWTH Aachen und vier Industrie-Unternehmen zu den Projektpartnern. Das gemeinsame Ziel ist, den Ressourcenverbrauch bei der Papierherstellung und dem Recycling weiter zu reduzieren. Denn: Mit dem Ausstoß von 10,6 Millionen Tonnen an CO2 pro Jahr entspricht der Primärenergieverbrauch der deutschen Papierindustrie dem Verbrauch von rund fünf Millionen deutschen Haushalten.

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In den vergangenen Jahrzehnten konnte dieser Verbrauch, durch technische Optimierungen von Anlagen sowie durch einen deutlich geringeren Energiebedarf bei der Wiederaufbereitung von Altpapier gesenkt werden. So stellt der Einsatz von Altpapier heute eine wichtige Basis für die Produktion von neuem Papier dar. Dennoch gelangen derzeit noch rund 20 Prozent des produzierten Papiers nicht zurück in den Recyclingkreislauf und werden lediglich zur Energieerzeugung unter CO-Ausstoß verbrannt und nicht in einer energiesparenderen Variante zu neuem Papier recycelt.

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Neuer Aufbereitungsprozess

Zur Rückführung dieses Papiers in den Recyclingkreislauf entwickelt das Siegener Forschungsprojekt einen hoch komplexen Aufbereitungsprozess von der trockenmechanischen Sortierung, Zerkleinerung und Reinigung bis hin zum Einsatz in der Produktion von neuem Papier. Somit soll auch das Altpapier, das aus Leichtverpackung, Restabfall und Gewerbeabfall kommt, in die nachhaltige Kreislaufwirtschaft integriert werden. Gelingt dies, so könnten potenziell über 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

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Dabei werden auch die Qualitäten von Papier berücksichtigt, die zwar nicht in der Altpapiersammlung hätten entsorgt werden können, für die aber ein hohes Potenzial zur stofflichen Verwertung beim Recycling vorliegt. In weiteren Schritten wird das Wissen in die zukünftige Weiterentwicklung des Mindeststandards zum Verpackungsrecycling, einfließen. Das einbezogene Altpapier aus diesen drei Abfallströmen könnte dann als Rohstoff zur Herstellung von neuem Papier eingesetzt werden und somit zu einer erheblichen Einsparung von Energie und Wasser führen.

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