Kreuztal. Senioren oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen können in Kreuztal mit einer Rikscha durch die Stadt fahren. Das Angebot begeistert.

„Das hätte weitergehen können!“, ruft Edith Schmidt. Zusammen mit Elfriede Rathloff ist sie einmal mit der Rikscha vom Haus Hadem aus bis nach Ferndorf gefahren. Die beiden Bewohnerinnen der Senioren-Wohngruppe haben den Ausflug sichtlich genossen. Es sei eine „schöne Abwechslung“, sind sich die beiden nach ihrer Spazierfahrt einig. Zum ersten Mal wird die Rikscha-Tour beim Haus Hadem angeboten. „Es ist ein generationsübergreifendes Projekt. Auch jüngere Leute, die mobilitätseingeschränkt sind, können mitfahren“, betont Mitinitiatorin Elfrun Bernshausen vom Kreuztaler Seniorenbeirat.

Rikscha-Fahrt durch Kreuztal: An Ausdauer darf es nicht fehlen

„Ich bin schon mit meinem Papa Rikscha gefahren, da haben wir im Wald gesungen“, erzählt Pilot Wolfgang Hoffmann. Auch sein 102-jähriger Vater hatte an der Tour große Freude. Wolfgang Hoffmann genießt das Fahrradfahren und die Gesellschaft bei seinen Touren. In Siegen und Netphen gibt es schon seit längerer Zeit die Rikscha-Fahrten für mobilitätseingeschränkte Menschen. Wolfgang Hoffmann stieß das Projekt „Radeln ohne Alter“ (siehe Box) nach seinen positiven Erfahrungen in Netphen auch in Kreuztal an.

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Um es zu realisieren, wurde über die Stiftung Diakoniestation Kreuztal ein Förderantrag gestellt. Danach flossen 5000 Euro aus dem Verfügungsfonds „Soziale Stadt – Kreuztal-Mitte“ von Bund, Land und Stadt Kreuztal. Bei der Rikschaanschaffung halfen die Stadt Kreuztal, die Volksbank, die Sparkasse Siegen und die Bürgerstiftung finanziell mit, erzählt Katja Ermert-Weise von der Diakoniestation Kreuztal. Im Februar wurde die Rikscha dann geliefert, im Frühling begannen die ersten Fahrten.

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„Es ist die einzige Rikscha, die für das Siegerland in Frage kam“, erklärt Katja Ermert-Weise. Die Berge wären sonst – ohne E-Bike – wohl kaum zu erklimmen. Es ist sowieso nicht ganz so einfach, das Gefährt, das in den Niederlanden gefertigt wurde, zu steuern. Wolfgang Hoffmann wird dabei zwar von dem E-Bike unterstützt, aber es braucht trotzdem Ausdauer. „Wenn jede Tour eine halbe Stunde geht, schaffe ich maximal vier am Tag. Der Motor macht es nicht von alleine“, erzählt er.

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Außerdem ist etwas Geschick gefragt: Man muss als Rikscha-Pilot den Überblick über das Geschehen haben und sich die Kraft richtig einteilen. Wer zum Beispiel einmal am Hang steht, kommt nicht mehr weiter, berichtet Wolfgang Hoffmann. Und auch das Rückwärtsfahren muss geübt werden.

Rikscha-Tour in Kreuztal: Das Soziale steht im Fokus

Eine Route gibt Wolfgang Hoffmann bei seinen Touren nicht vor. „Ich frage die Leute, was sie gerne machen möchten. Wir haben auch schon einmal eine Runde über den Markt gedreht“, sagt Wolfgang Hoffmann. Wenn es sich ergibt, kann kurz auch einmal etwas eingekauft werden. Die Rikscha sei aber „kein Taxi“, betont Elfrun Bernshausen. Sie ist dafür gedacht, mobilitätseingeschränkten Menschen eine Auszeit zu ermöglichen. Die Ausfahrten sind kostenfrei. „Hier geht’s um das Mit-den-Senioren-in-Kontakt-kommen und Spaß haben“, fasst Wolfgang Hoffmann zusammen.

Rikscha-Fahren kennt kein Alter

Das Projekt ist Teil der Initiative „Radeln ohne Alter“, bei der deutschlandweit Rikscha-Touren für mobilitätseingeschränkte Menschen angeboten werden. Die Rikschafahrten werden aufgrund der Förderrichtlinie ausschließlich im Stadtzentrum von Kreuztal angeboten. Die Stadt Kreuztal stellt einen Stellplatz für das 12.000 Euro teure Gefährt zur Verfügung. Die Schulung der Piloten übernimmt der RSV Osthelden. „Wir suchen dringend noch Fahrer“, sagt Wolfgang Hoffmann. Wer die Ausbildung zum Rikscha-Piloten macht, ist erst einmal ohne Fahrgäste unterwegs. „Man fährt versuchsweise, bevor sich auf die Fahrgäste gestürzt wird“, erläutert Wolfgang Hoffmann. Wer mit der Rikscha fahren möchte, kann sich bei der Stiftung Diakoniestation Kreuztal melden und zwar bei Seniorenberaterin Katja Ermert-Weise, Tel. 02732-582470. Sie schaut dann, ob ein Pilot zu der gewünschten Zeit auch einen Termin frei hat. Auch Menschen, die gerne Rikscha-Pilot werden möchten, können sich bei der Stiftung Diakoniestation Kreuztal melden.

„Wir werden das auf jeden Fall nochmal machen“, sagt Annemarie Piche von der sozialen Betreuung im Haus Hadem. Irmgard Patt steigt als Nächstes in die Rikscha. „Kann meine Tochter mitfahren?“, fragt sie. Und schnell sind beide Sitzplätze besetzt. Pilot Wolfgang Hoffmann tritt in die Pedale und schon kurze Zeit später verschwindet er mit seinen beiden Fahrgästen hinter der Kurve.

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