Siegen. Alternativ könne die Stadt auch ganz auf das Stadtfest verzichten, sagt Siegens oberster Klimaschützer. Er rät zu mehr Realismus in der Politik.

Die Stadt Siegen wird weiter zum „klimaneutralen Stadtfest“ vom 26. bis 28. August einladen. Einen Antrag von Joachim Boller (Grüne), das Prädikat „klimaneutral“ nicht in der Öffentlichkeit zu verwenden, lehnte eine große Mehrheit des Rates ab. Die 21.400 Euro für entgeltfreien öffentlichen Nahverkehr während des Stadtfestes, um die es eigentlich ging, beschloss der Rat einstimmig bei zwei Stimmenthaltungen.

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Öffentlichkeitsarbeit für den Klimaschutz sei schließlich ein wesentlicher Bestandteil des Stadtfest-Konzepts, sagte Lars Ole Daub, Leiter der städtischen Klimaschutz-Stabsstelle. Wenn die Stadt die verschiedenen Maßnahmen – von der Abfallvermeidung bis zum kostenlosen Busshuttle – umsetze, darüber aber nicht rede, „ist für den Klimaschutz nichts gewonnen“. „Dann gibt es aber auch keine Kompensationszahlungen“, warf Bürgermeister Steffen Mues ein: Bis zu 15.000 Euro sind im Stadtfest-Budget für Klimaschutzprojekte vorgesehen, um nicht vermiedene Umweltbelastungen auszugleichen.

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Angst vor Siegen in der Satireshow

Und davon gibt es eine ganze Reihe. Jochen Boller (Grüne) nannte das kompostierbare Geschirr, das am Ende nicht kompostiert, sondern mit dem anderen Restmüll verbrannt werde. Sein Vorschlag: Besucher sollten aufgefordert werden, eigene Getränkebecher von zu Hause mitzubringen. Von einer „Mogelpackung von vorne bis hinten“ sprach Michael Groß (Grüne): „Es reicht nicht, das Wort ‘klimaneutral’ zu verwenden, wir müssen uns auch faktisch so verhalten.“ Sonst könne gegen entsprechende Ausgleichszahlung sogar das Silvesterfeuerwerk als klimaneutral bezeichnet werden. „Ich habe die Befürchtung, dass wir uns in einer Satireshow wiederfinden“, sagte Martin Heilmann (Grüne).

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Von einem „Ablasshandel“ sprach Juli Shirley (Grüne): „Das führt nicht dazu, dass wir unsere Umwelt mehr schonen.“ Tatsächlich sei auch Freizeitgestaltung klimaneutral möglich. André Hähner (CDU) wies darauf hin, dass das Fest-Konzept tatsächlich die Anforderung der Definition von Klimaneutralität erfüllt. „Ich glaube auch, dass der Begriff mittlerweile allen zu den Ohren raushängt. Besser, wir lassen ihn ganz weg.“

Höhere Anforderungen als beim Firmenlauf

Stabsstellen-Chef Lars Ole Daub erinnerte daran, dass das klimaneutrale Stadtfest vom Rat beschlossen worden sei. Vorgabe seien die Anforderungen an den AOK-Firmenlauf gewesen, die die Stadt sogar übertreffe. „Was wollen Sie denn mehr? Dann müssen wir das Stadtfest eben lassen.“ Eine „Spaßveranstaltung“ ohne jegliche Umweltbelastung sei nicht möglich: „Es wird immer Emissionen geben, die wir kompensieren müssen. Wir sollten realistisch damit umgehen.“ Tatsächlich sei es wohl „schwer zu akzeptieren“, dass beim Stadtfest anfallender Müll nicht getrennt wird. Dafür habe sich aber nach einem gescheiterten Versuch sogar der städtische Arbeitskreis Abfallwirtschaft ausgesprochen.

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