Siegen. In den städtischen Schwimmbädern in Siegen sollen alle Gäste oben ohne schwimmen dürfen.

Frauen sollen in Siegens Bädern ihre Brüste nicht bedecken müssen. Dafür hat sich die Mehrheit des Rates ausgesprochen. Den Antrag der Volt-Fraktion hatten vor allem SPD und Grüne unterstützt, die 20 Gegenstimmen kamen unter anderem aus den Reihen von CDU und GfS.

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Chiara Ludewig (Volt) plädierte für die Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Schließlich dürften Männer „Waschbrett- und Bierbäuche“ samt, anders als bei Frauen, „nicht vollständig entwickelten Brüsten“ zur Schau stellen, während die weibliche Brust gesellschaftlich „sexualisiert und tabuisiert“ werde. „Gleiches Recht für alle“ sei eine „Selbstverständlichkeit“, schloss sich Julia Shirley (Grüne) an, die entsprechende Änderung der Badeordnung sei „zwingend“.

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Erinnerung an Burkini-Debatte in Siegen

Wolfgang Koenen (FDP) sah in der Oben-Ohne-Erlaubnis ein Integrationshemmnis: Muslimen werde so der Besuch der städtischen Bäder verwehrt. Immerhin stehe der vom Schwimmverein Neptun betriebene Seelbacher Weiher schon jetzt für Frauen offen, die auf das Bikini-Oberteil verzichten wollen. Angela Jung (Grüne) berichtete allerdings, dass es am Seelbacher Weiher „sogar muslimische Bademeister gibt, die dort ihren Dienst verrichten“.

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Ingmar Schiltz (SPD) berichtete von einer kontroversen Diskussion in seiner Fraktion. Klaus Volker Walter (FDP) erinnerte an die lange Auseinandersetzung um das Zulassen des Ganzkörper-Burkini: „Ich sehe heftige Konflikte auf uns zukommen.“ „Mir ist das eigentlich egal“, sagte Hans Günter Bertelmann (UWG), „in der DDR war es üblich, nackt zu baden.“ Dennoch forderte Bertelmann, den Antrag an den Sportausschuss zu überweisen: Schließlich gebe es in der Badeordnung weitere Punkte, die der Überarbeitung bedürften. So fehle zum Beispiel eine Regelung für Handys, mit denen fotografiert werden kann: „Damit sollten wir uns mal intensiv befassen“ – was der Rat ebenfalls beschloss.

Michael Groß (Grüne) sah in dem Volt-Antrag die logische Fortsetzung der Burkini-Erlaubnis. Es gehe um Gleichbehandlung, „Badebekleidung darf nicht zum Kulturkampf führen.“

Kommunalpolitik in der Schule: Abgelehnt

Mit der knappen Mehrheit von 30 gegen 29 Stimmen abgelehnt wurde dagegen der Antrag von Volt, „Kommunalpolitik in der Schule“ (KidS) auch in Siegen einzuführen. Das wäre ein „Angebot, sich in der Stadt selbst zu engagieren“, sagte Samuel Wittenburg (Volt) – womöglich mit dem Effekt, dass die Schülerinnen und Schüler dauerhaft Interesse an Kommunalpolitik gewinnen: „Uns würde es gut zu Gesicht stehen, wenn hier auch eine jüngere Generation einziehen würde.“ „Eine sehr schöne Sache“, pflichtete Florian Kraft (Grüne) bei. Und Silke Schneider (Linke) empfand es als „gut, wenn jungen Menschen klar gemacht wird, wie spannend Kommunalpolitik ist“.

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Dagegen sprach niemand. Ingmar Schiltz (SPD) fand jedoch, dass der Antrag im Schulausschuss behandelt werden solle – an CDU und SPD scheiterte denn auch der Beschluss im Rat. Bürgermeister Steffen Mues stellte allerdings fest, dass die Fraktionen sich durchweg nicht an das Gebot hielten, Sachthemen zunächst in den Fachausschüssen zu platzieren. „Für die Fraktionen ist die größere Öffentlichkeit im Rat schöner. Ich habe den Kampf dagegen aufgegeben.“ Michael Groß (Grüne) ärgerte sich. „Was sollen diese Schleifen?“ Niemand sei gegen KidS. Bewirkt werde nun nur, dass das Projekt 2023 in Siegen noch nicht starten könne.

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