Siegen. Der Burkini bleibt in den Siegener Hallen- und Freibädern erlaubt. Nach langer Diskussion gab der Rat knappe Zustimmung – aber speziell formuliert.

Der Burkini bleibt — unausgesprochen. „Übliche Badebekleidung aus geeignetem Material“ schreibt die neue Bäderordnung vor. Und, etwas verklausuliert, dass die „bisherige Umsetzung der Bäderordnung nicht einzuschränken“ sei. Womit die Tolerierung des Burkini gemeint ist, die bisher — ohne dass es eine Regelung gab — in Siegens Bädern Praxis war.

Knappe Abstimmung im Rat

Mit 34 gegen 30 Stimmen hat der Rat diese Formulierung nach zweieinhalbstündiger Debatte beschlossen. Eingebracht hatten die Formulierung SPD, Grüne, Linke, FDP und WAS. Die Gegenstimmen kamen von CDU, UWG, AFS und Bürgermeister Steffen Mues. Wobei Mues beiläufig auch von der eigenen Vorlage abrückte, den Burkini zu erlauben: eine Formulierung, die die Verwaltung dem Muster des Fachverbandes entnommen hatte. „Im Verwaltungsvorstand ist das nie Thema gewesen“, sagte Mues, „ich habe durchaus meine Bedenken.“ Immerhin handele es sich um ein Kleidungsstück, „das in manchem muslimischen Land dazu führt, dass eine Frau ausgepeitscht wird, wenn sie es nicht trägt.“

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„Ist der Burkini das richtige Objekt, eine solche Auseinandersetzung zu führen?“, fragte Joachim Pfeifer (SPD). „Wir erwarten, dass unsere Gepflogenheiten akzeptiert werden“, erwiderte Rüdiger Heupel (CDU), „die Trennung von Staat und Religion gilt auch für alle Zugewanderten“ — eine Äußerung, auf die Emetullah Hokkaömeroglu (SPD) später reagierte: Sie empfinde es als „Schlag ins Gesicht“, nach 42 Jahren in Deutschland immer noch als „Gast“ betrachtet zu werden: „Sollen wir alle blonde Haare haben?“

CDU-Forderung „neokoloniale Überheblichkeit“

„Neokoloniale Überheblichkeit“ sah Martin Gräbener (Linke) in der Forderung der CDU, den Burkini außer für den Schwimmunterricht von Schulkindern nicht zuzulassen. Brigitte Eger-Kahleis (AFS) bezeichnete selbst diese Ausnahme als „nicht konsequent“. Ihre Forderung, sich „irgendwelchen abartigen Dingen, die nicht in unsere Kultur gehören, zu widersetzen“, löste heftige Reaktionen aus. Klaus Volker Walter (FDP) sprach praktische Aspekte an — Schwimmanzüge und Schwimmshirts wurden genannt: „Wenn, dann muss man auch andere köperverhüllende Bekleidung verbieten.“

Lisa Bleckmann (Grüne) fand, dass der Rat kaum etwas an der Unterdrückung muslimischer Frauen ändern, wohl aber deren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtern könne. „Die Kleidung können wir nicht vorschreiben.“ „Geben Sie sich einen Ruck“, forderte Önder Sahin, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrats, „weder die deutsche Kultur noch Siegen werden daran zugrunde gehen.“ Wenn der Burkini ein Mittel der Diskriminierung wäre, so Peter Schulte (WAS), wäre das Verbot dieser Badebekleidung eine zweite Benachteiligung — „und das von einer Seite, die noch vor einem halben Jahrhundert den Bikini als Untergang des Abendlandes bezeichnet hat.“

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