Siegen. Das Studierendenwerk Siegen wird zum Wintersemester wieder alle seine Gastro-Betriebe öffnen – erstmals auch die Mensa am Campus Unteres Schloss.

Die Gastronomie des Studierendenwerks Siegen wurde von der Corona-Krise „mit voller Wucht getroffen“. Das sagte Geschäftsführer Detlef Rujanski bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020 des Studierendenwerks. Seit März vergangenen Jahres waren Mensen, Cafeterien und Bistros nahezu durchgehend geschlossen. Die große Herausforderung stehe nun im Spätersommer/Herbst an: „Wir werden den Neustart wagen.“

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Von den Pandemie-bedingten Auflagen einmal ganz abgesehen: Da das Semester weit überwiegend digital ablief und Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nach Möglichkeit vom Homeoffice aus arbeiteten, blieb der Campus so gut wie leer. 2019 verkaufte das Studierendenwerk Siegen genau 465.492 Essen, 2020 waren es nur 94.335: Ein Rückgang um 78 Prozent. Dass das Studierendenwerk das Jahr dennoch mit einem Überschuss von rund 1,7 Millionen Euro abschloss, liegt daran, dass der Landesschuss für die Subventionierung der Mensa-Essen nicht für ebendiesen Zweck verwendet werden musste. Ungeachtet dessen „mussten wir unsere Mitarbeiter aus dem Bereich Gastro nach Hause schicken“, sagt Detlef Rujanski.

Siegen: Mensa am Campus Unteres Schloss öffnet wegen Corona später als geplant

Zu betriebsbedingten Kündigungen kam es allerdings nicht – was sich bei Wiederanlaufen des Betriebs positiv auswirken wird. Wegen neuer tarifvertraglicher Regelungen war die Beantragung von Kurzarbeitergeld möglich, „wir haben für unsere Mitarbeiter auf 100 Prozent aufgestockt“, erklärt Detlef Rujanski. Damit entfällt für das Studierendenwerk eine Schwierigkeit, vor der manche andere Gastrobetriebe nach den Lockdowns stehen: Dass die Belegschaft bei Rückkehr zum normalen Geschäft so ausgedünnt ist, dass die Abläufe darunter leiden könnten.

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Das Studierendenwerk hatte kurz vor Beginn der Corona-Beschränkungen sogar noch etliche neue Leute eingestellt, weil für Sommer 2020 die Eröffnung der neu gebauten Mensa am Obergraben für den Campus Mitte auf dem Plan stand. Daraus wurde bisher nichts. Das einzige Angebot, dass das Studierendenwerk in den vergangenen Monaten überhaupt machen konnte, war ein To-Go-Service von Anfang November bis Mitte Dezember in der Cafeteria am Campus Adolf-Reichwein-Straße.

Uni Siegen nach Lockdowns: Studierendenwerk rechnet mit 6000 Mensa-Essen pro Tag

Zum kommenden Wintersemester soll es wieder vollumfänglich losgehen, sofern die Entwicklung der Inzidenzzahlen dem nicht im Wege steht. Um die Kolleginnen und Kollegen nach der langen Pause auf den Betrieb wieder bestmöglich vorzubereiten, habe das Studierendenwerk im Juni eine Qualifizierungsoffensive gestartet. Zu rechnen sei immerhin mit insgesamt 6000 Essen pro Tag an den Mensa-Standorten Unteres Schloss, Adolf-Reichwein-Straße und Emmy-Noether-Campus – wobei natürlich viel davon abhängt, in welchem Umfang die Studentinnen und Studenten das Angebot nach der langen Unterbrechung und angesichts der immer noch nicht beendeten Pandemie nutzen werden.

Mehr als Mahlzeiten

Die Mensa ist nicht nur aus ökonomischer Sicht ein wesentlicher Faktor für viele Studierende, wie Tobias Wolter, studentischer Verwaltungsratsvorsitzender des Studierendenwerks Siegen, unterstreicht.

„Die Mensa ist der Ort, wo Studierende zusammenkommen.“ Dort könnten die jungen Leute einander begegnen, sich vernetzen; gerade für Menschen, die von außerhalb oder sogar aus dem Ausland nach Siegen kämen, sei dieser soziale Aspekt sehr wichtig. „Es ist unverzichtbar, dass Mensa, Bistros und Cafeteria wieder öffnen können“, sagt Tobias Wolter. „Wir scharren mit den Hufen.“

Die Bedeutung der Mensen dürfe dabei nicht unterschätzt werden, wie Detlef Rujanski hervorhebt, „das Mensa-Essen ist ein wichtiger Punkt für Studierende“. Dank der Subventionierung könnten sich Studierende in der Mensa für etwa 150 Euro im Monat versorgen – weit weniger, als in anderen Gastro-Betrieben fällig würde. Angesichts des begrenzten Budgets, über das viele der jungen Leute lediglich verfügten, zähle oft jeder Euro. Rund 15 Prozent der Studierenden in Siegen erhielten 2020 BAföG. Das heiße aber nicht, dass nicht eigentlich noch mehr den Bedarf hätten, wegen der Vorgaben aber nicht zum Zuge kämen, wie Detlef Rujanski erläutert. „Wir fordern schon seit Jahren: Bafög muss attraktiver werden. Wir brauchen eine weitere kräftige Steigerung vor allem der Elternfreibeträge.“

Studierende in Siegen: Viele leben in finanziell schwierigen Verhältnissen

In der Corona-Krise habe sich gezeigt, „das viele Studierende in prekären Situationen leben“. Verschärft worden sei die Lage, weil etliche der üblichen Nebenjobs während der Lockdowns weggefallen seien. „Wir dürfen keinen Studierenden zurücklassen. Das Studium darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, sagt der Geschäftsführer. Darum sei eine „grundlegende Reform des Bafög“ erforderlich, „die endlich die Studienrealität zugrunde legt“. Mehr als 70 Prozent würden ihr Studium erst im zweiten Semester nach der Regelstudienzeit beenden. Rujanski: „Die Förderungshöchstdauer muss entsprechend um zwei Semester verlängert werden.“

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