Lippe. Das Hundezentrum von Uschi Loth auf der Lippe ist mehr als nur eine Hundeschule. Diese Vierbeiner können auch Leben retten.

Es war ein Sprung ins Ungewisse, den Uschi Loth vor 18 Jahren wagte. 2004 gab die Lehrerin für Biologie und Chemie ihre Stelle am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Neunkirchen auf, um einer anderen Leidenschaft ausreichend Raum in ihrem Leben zu geben. Wobei sie sich als Hundetrainerin weiterhin der Lehre und Ausbildung verschrieb – allerdings mit einer ganz anderen Art „Schülerschaft“.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Hundezentrum Siegerland: In ganz Deutchland bekannt

Lange hatte sie nach einer passenden Örtlichkeit gesucht und sie schließlich in der alten Radarstation auf der Lippe gefunden. Sie kaufte dem Bund die 70.000 Quadratmeter große Fläche ab und entwickelte dort das Hundezentrum Siegerland (www.teamwaerts.com) zu einer heute deutschlandweiten Institution für Hundeausbildung. Aktuell arbeiten neben Uschi Loth noch drei weitere Trainerinnen auf der Lippe. „Ich arbeite im Moment mit einem tollen Team, das alles Angebote qualifiziert abdeckt.“

+++ Lesen Sie auch : Netphen: Süße Labrador-Welpen suchen ein neues Zuhause ++

Die örtlichen Gegebenheiten und das breite Ausbildungsangebot seien wohl einzigartig, erklärte Uschi Loth Bürgermeister Christoph Ewers, der die Einrichtung besuchte, um sich über die Entwicklung des Hundezentrums zu informieren. Trotz Corona hat Uschi Loth zuletzt einiges investiert. So wurden beispielsweise die Sanitärräume saniert und zum Teil barrierefrei ausgebaut. „Das Mobiliar der Zimmer besteht fast ausschließlich aus Sachspenden“, freut sich die „Hundeflüsterin“ über die breite Unterstützung. Im Dusch- und Kämmraum für die vierbeinigen Gäste hat das Inventar einer ehemals in Burbach niedergelassenen Tierärztin Verwendung gefunden.

+++ Lesen Sie auch: Kreuztaler Welpenmafia muss sich weiter nicht verantworten +++

Trainingsgelände mit Schwimmteich

Shop: Der Shop, zu den Anfängen des Hundezentrums noch ein bescheidenes Beiwerk der Hundeschule, ist inzwischen ein „Vollsortimenter“ für Fellnasen und ihre Frauchen und Herrchen geworden. Auch wer keinen Kurs belegt hat, ist willkommen, um Futter, Leinen, Spielzeug und vieles mehr für „den besten Freund des Menschen“ einzukaufen. Allerdings, so schränkte Uschi Loth ein, ist der Laden nicht durchgängig besetzt, mitunter muss man ein bisschen Wartezeit mitbringen. Dann lohnt sich ein Gang über das weitläufige Gelände, auf dem es einiges zu entdecken gibt.

+++ Lesen Sie auch: Hundesteuer-Vergleich: Hundeleben ist in Siegen am teuersten +++

Trainingsgelände: Gegenüber dem Laden- und Gästehaus findet in einem niedrigen Gebäude die Zielobjektsuche statt. „Mit der Ausbildung können Hunde bereits mit 10 Wochen beginnen“, so Uschi Loth. An diesem Tag trainieren die drei Sheltie-Rüden Sami, Zabou und Tobi ihre Spürnasen in den beiden Suchlandschaften. Wer weiter schlendert, entdeckt ein Autowrack, ein stillgelegtes Flugzeug und ausrangierte Weihnachtsmarkt-Buden auf dem Gelände, das zudem über große Trainingswiesen und einen Hundeschwimmteich verfügt. Herzstück ist eine gewölbte Trainingshalle, deren Front- und Rückseite mit durchlässigen Netzwänden offen gestaltet ist. Hier findet gerade eine sogenannte Obedience Rallye statt, ein Stationen-Parcours, auf dem Hund, Herr- und Frauchen verschiedene Befehle oder Übungen verfeinern sollen.

Sheltie-Rüde Sami sucht nach einem verstecken Gegenstand. Nach wenigen Augenblicken wird er unter den Blicken von Bürgermeister Christoph Ewers und Hundetrainerin Uschi Loth fündig.
Sheltie-Rüde Sami sucht nach einem verstecken Gegenstand. Nach wenigen Augenblicken wird er unter den Blicken von Bürgermeister Christoph Ewers und Hundetrainerin Uschi Loth fündig. © Gemeinde Burbach

Assistenzhunde-Ausbildung ausgebremst

In einem weiteren langgestreckten Bau hat Uschi Loth soeben eine neue Gästeküche einbauen lassen. Hier finden sich neben einem gemeinsamen Speiseraum weitere, großzügige Seminar- und Tagungsräume. Diese werden rege genutzt, auch wenn das Hundezentrum Siegerland 2021 einen herben Rückschlag erlitt.

Unbekanntes Kleinod: das Hundemuseum

Versteckt im Kellergeschoss unter den Schulungsräumen des Hundezentrums Siegerland befindet sich ein kaum bekanntes Kleinod: ein privates Hundemuseum.

Hier hat Klaus Loth über Jahre einen Schatz an Historischem, Seltenem und Skurrilem rund um den Hund liebevoll gehortet, katalogisiert, in Szene gesetzt und ausgezeichnet. Weinflaschen mit Hundeetiketten, Socken mit Vierbeinermotiven, kleine Figuren und Statuen, Bilder, Playmobil-Sets, Bücher, Filme, T-Shirts, Hundezubehör und vieles mehr liegt fein säuberlich arrangiert in Regalen, wird optimal ausgeleuchtet oder steht dekorativ in den Räumen.


Wer die Ausstellung auf der Lippe einmal besuchen möchte, kann sich direkt an Uschi Loth wenden.

Das neue Assistenzhundegesetz bremst vor allem eigenständige Hundeschulen wie die auf der Lippe aus. Der Gesetzgeber entzieht ihnen nach aktuellem Stand ab 2023 de facto die anerkannte Prüfungsberechtigung von Assistenzhunden. Für Uschi Loth und ihr Team, die bundesweit und sogar im Ausland für ihre erfolgreiche Arbeit in diesem Bereich bekannt sind, eine bittere Pille. Zumal die zuständigen Behörden nach Aussage Uschi Loths auch auf mehrmalige Nachfrage immer noch keine Informationen darüber geben können, wo man sich als Hundetrainer entsprechend zertifizieren lassen kann. „Ich lehne zum Beispiel die geforderte grundsätzliche Kastration von Assistenzhunden ab“, bleibt die Burbacherin ihren Prinzipien treu.

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Hundetrainerin Monika Münker startet wieder bei Null +++

Vorerst läuft die Assistenzhundeausbildung noch weiter wie bisher. Ob Rollstuhl-Begleithunde, Blindenhunde, PTBS-Assistenzhunde für Opfer von sexuellem Missbrauch – der Bedarf nach speziell geschulten Hunden nimmt stetig zu. Ob im Hundezentrum Siegerland auch ab 2023 anerkannte Prüfungen abgenommen werden dürfen, ist unklar. Das Problem: Ohne die Berechtigung, Hunde als Assistenzhund zu zertifizieren, bleibt diesen Hunden – und somit ihren Besitzerinnen oder Besitzern – der Zutritt in öffentlichen Einrichtungen oder auch in Supermärkte oft verwehrt. „Die Burbacher Geschäfte bilden hier eine rühmliche Ausnahme – sie helfen immer gern“, so Uschi Loth, die sich weiter um die Berechtigung bemühen wird. Sie geht unterdessen davon aus, dass zahlreiche Hundehalter auf ein offizielles Anerkennungsdokument für die Ausbildung in Burbach sogar verzichten würden.

+++ Lesen Sie auch: Tierheim Siegen: Warum Ikea Hund, Katze, Maus,... ausstellt +++

Beispiele: Diabetikerwarnhunde und Epilepsie-Assistenzhunde

Diabetikerwarnhunde: Bürgermeister Christoph Ewers war schon bei seinem letzten Besuch fasziniert von den Fähigkeiten der klugen Fellnasen, wie etwa den Diabetikerwarnhunden. Diese sind darauf trainiert, einen Zuckerschock wahrzunehmen, noch bevor er ausgelöst wird. „Die Hunde riechen das. Dann zeigen sie an. Tritt dann doch ein Zuckerschock ein, weil nicht schnell genug Hilfe kam, betätigen sie einen ,Buzzer‘, den die Person bei sich trägt, um über diesen Weg Hilfe zu rufen“, so Uschi Loth. So könnten Eltern eines zuckerkranken Kindes nachts beruhigter schlafen, ohne jede Stunde aufzustehen, um die Werte zu messen.

+++ Lesen Sie auch: Hundesteuer Siegen: Vierbeiner anmelden, sonst droht Ärger +++

Epilepsie-Assistenzhunde: Zuletzt hat die Hundetrainerin auch einige Epilepsie-Assistenzhunde ausgebildet. „Es ist faszinierend, zu was diese Hunde fähig sind, wenn sie richtig trainiert werden. Für viele Menschen sichern Assistenzhunde ein wertvolles Stück Lebensqualität und Eigenständigkeit“, betonte Christoph Ewers die Wichtigkeit der Assistenzhundeausbildung. Dieser Dienst wird indes nur in eingeschränktem Maße goutiert. So würde lediglich die Blindenhundeausbildung von den Krankenkassen bezahlt, erklärte Uschi Loth.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++