Kreuztal. Bei der Schuldnerberatung in Kreuztal werden Wartelisten geführt. Oft hilft nur noch der Insolvenzantrag.

Diakonie und Caritas bieten seit 20 Jahren Schuldnerberatung in Kreuztal an. Die Sprechstunden für den ersten Kontakt finden im Stadtteilbüro in der Fritz-Erler-Siedlung statt: montags von 14 bis 17 Uhr (Diakonie) und mittwochs von 14 bis 16 Uhr (Diakonie). Die Stadt Kreuztal beteiligt sich finanziell an diesem zusätzlichen Angebot vor Ort. Nach dem Auftaktgespräch werden die schriftlichen und telefonischen Verhandlungen mit den Gläubigern, die Überprüfung der Forderungsunterlagen und die gesamte Regulierungsarbeit in den Siegener Büros der Beratungsstellen bearbeitet, die unter anderem vom Land, dem Jobcenter und der Sparkassen-Stiftung mitfinanziert werden.

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Das leistet die Schuldnerberatung: Strom und Gas am Laufen halten

80 Klientinnen und Klienten aus Kreuztal wurden 2021 von der Caritas-Schuldnerberatung unterstützt, darunter 46, die neu aufgenommen wurde. 27 Ratsuchende sind in ein Verbraucher-Insolvenzverfahren begleitet worden, doppelt so viele wie im Vorjahr. Für 26 wird weiter an der Schuldenregulierung gearbeitet und dazu mit den Gläubigern verhandelt. 14 haben eine Basisberatung und existenzsichernde Maßnahmen bekommen, auf die weitere Unterstützung müssen sie warten, bis auf der Warteliste vorgerückt sind. Die Schuldnerberatung bewirke auch eine Verbesserung des familiären Klimas, berichtet die Caritas. „Auch die Situation am Arbeitsplatz hat sich entspannt und drohende Kündigungen konnten vermeiden werden.“

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Von der Diakonie sind 30 Personen begleitet worden, 14 im vorigen Jahr erstmals. Davon gingen elf Klienten in die Insolvenz, weil Einigungsversuche mit den Gläubigern scheiterten. Für neun Klienten war eine „geordnete Regelung“ möglich, sieben Fälle sind noch nicht abgeschlossen. 22 Klienten werden bei der Schuldenregulierung beraten. Acht bekamen zunächst die Basisberatung. Dabei wird auch sichergestellt, dass Strom und Gas nicht abgeklemmt werden, die drohende Kündigung der Wohnung abgewendet und zumindest das Girokonto gerettet

Das sind die Hilfesuchenden: Richtig tief in den Miesen

Bei der Caritas-Schuldnerberatung kommen 14 Prozent aller kreisweit beratenen Personen aus Kreuztal, zum Vergleich: In Kreuztal wohnen 11,2 Prozent der Bevölkerung des Kreises. Siegen (Bevölkerungsanteil: 31 Prozent) stellt 55 Prozent der Klienten.

Die größte Gruppe der Ratsuchenden bei der Caritas steckt richtig tief in der Klemme: Fast 39 Prozent sind mit mehr als 30.000 Euro verschuldet, 20 Prozent mit 20.000 bis 30.000 Euro. Gut ein Viertel, 27,5 Prozent, hat mehr als 15 Gläubiger. Ein Drittel der Klienten ist 30 bis 40 Jahre alt, fast ein Viertel zwischen 40 und 50. Immerhin sind aber auch mehr als elf Prozent der Klienten jünger als 25 Jahre. Mehr als 41 Prozent leben von Arbeitslosengeld 2, nur 25 Prozent haben ein eigenes Erwerbseinkommen. Die größten Gruppen sind entweder unverheiratet (42,5 Prozent) oder geschieden (25 Prozent).

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Bei der Diakonie ist ein Drittel der Schuler mit mehr als 30.000 Euro in der Kreide, über 43 Prozent haben aber auch „nur“ weniger als 10.000 Euro Schulden. 40 Prozent haben mehr als 15 Gläubiger. Auch hier ist fast die Hälfte der Ratsuchenden zwischen 30 und 40 Jahre alt. zwei Drittel sind entweder ledig oder geschieden, über 43 Prozent arbeitslos.

So geraten Menschen in die Krise: Mit Jonverlust geht es los

Überwiegender Auslöser der Schuldenkrise ist nach der Statistik der Caritas-Beratung eine mangelhafte Haushaltsführung (fast 63 Prozent). Gemeint ist damit zum Beispiel, dass Anträge bei Behören nicht richtig oder rechtzeitig gestellt wurden oder belastende Erbschaften nicht ausgeschlagen wurden. Mit etwa je einem Viertel folgen der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Trennung von Partner oder Partnerin als Begründungen für den finanziellen Absturz – wobei die Arbeitslosigkeit vor allem bei den neuen Fällen eine größere Rolle spielt: „Eine direkte Auswirkung von Corona.“

Im Jahresbericht der Diakonie-Schuldnerberatung stehen der Verlust des Arbeitsplatzes (fast 13 Prozent) und „fehlende Finanzkompetenz“ (10 Prozent) bei den Ursachen der Verschuldung ganz oben, gefolgt von Einkommensrückgang, Krankheit, Sucht oder Behinderung und Trennung oder Tod eines Angehörigen.

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