Unglinghausen. In Unglinghausen kommen Pläne an die Wand: Für die Ortsumgehung Ferndorf werden neue Varianten diskutiert, die das Netphener Stadtgebiet berühren.

Ortsbürgermeisterin Elke Bruch behält die Planung der Ortsumgehungskette Kreuztal-Erndtebrück im Auge. Im„Dialogforum“, das der Landesbetrieb Straßen NRW regelmäßig einberuft, ist sie nach erfolgreicher Bewerbung – per Losentscheid – eine von acht Bürgervertreterinnen der Region. In der Bürgerversammlung berichtete sie jetzt über einen Stand der Planung informiert, der öffentlich erst im Juni im Rahmen einer Veranstaltung bekannt gemacht wird.

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„Hohes Konflitpotenzial“ mit Naturschutz

Was dort in eine „Raumwiderstandskarte“ einfließt, ist auch das Ergebnis der bisherigen Umweltverträglichkeitsuntersuchung, die der Landesbetrieb bereits um Februar einem nicht öffentlich tagenden Arbeitskreis vorgelegt hat: Bei der Planung der „Ortsumgehung Ferndorf“ – gemeint ist das sechs Kilometer lange Teilstück zwischen Südumgehung Kreuztal und Allenbach – gibt es ein „hohes Konfliktpotenzial“. Soll heißen: Die Trasse der neuen B 508 muss sich zwischen vielen großflächigen Schutzgebieten durchschlängeln. Drei Varianten auf der Höhe zwischen Kredenbach und Unglinghausen werden wohl weiteruntersucht, die mit den geringsten Widerständen scheint die auf der Unglinghausener Seite sein. „Das wird eine sehr schwierige Geschichte“, sagt Elke Bruch, die sich über die ökologischen Zwangspunkte nicht wundert, auf die die Straßenplanung trifft: „Eigentlich haben wir’s geahnt.“

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Die Ortsumgehungskette soll das Ferndorftal – im Bild: Kredenbach – vom Verkehr entlasten. Die neue B 508 könnte über den Höhenrücken (rechts) zwischen Kredenbach und Unglinghausen geführt werden.
Die Ortsumgehungskette soll das Ferndorftal – im Bild: Kredenbach – vom Verkehr entlasten. Die neue B 508 könnte über den Höhenrücken (rechts) zwischen Kredenbach und Unglinghausen geführt werden. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Netphener Rat war gegen Planungsstopp

Horst Otto befürchtet Übles für Unglinghausen: „Die Städte Kreuztal und Hilchenbach wollen die Straße nicht auf ihrem Gebiet haben.“ Das werde von dort auch „vehement" vertreten: „Das vermisse ich in Netphen.“ Bürgermeister Paul Wagener erinnert an das Jahr 2010. Damals, als es noch um die Planung der Südumgehung Kreuztal ging, hat in Unglinghausen die Bürgerversammlung abgestimmt, mit Mehrheit gegen die Ortsumgehungskette. Die Grünen hatten in den Rat eine Resolution eingebracht, mit der sich die Stadt Netphen für einen Planungsstopp ausgesprochen hätte. Er sei dafür gewesen, betont der Bürgermeister, „die Mehrheit des Rates hat anders votiert." SPD und Grüne unterlagen mit 28 gegen elf Stimmen.

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Auch über eine eigene Anschlussstelle Unglinghausen wird gesprochen

Die südliche Variante der Ortsumgehung Ferndorf würde nur 100 Meter vom Oberndorf entfernt, noch unterhalb der Waldesstille, verlaufen, stellt Norbert Butters fest: „Das ist fürchterlich.“ Die Auswirkungen auf die Landschaft, sagt Marcel Otto, „stellen jedes Windrad in den Schatten.“ Manfred Oerter zweifelt am Bedarf für die neuen Straßen. Das Verkehrsaufkommen gehe zurück, es werde aus Gründen des Klimaschutzes auch weiter zurückgehen müssen: „Die Fakten haben sich geändert.“ Oerter stellt in Frage, ob der Bedarf überhaupt jemals bestanden hat: Nach den Verkehrszählungen fahren in der Unglinghausener Ortsdurchfahrt doppelt so viele Autos wie auf der B 62 in Lützel. „Da sind wir echt belogen worden. Das muss gestoppt werden.“

Die Straßenplanung sei „aus der Zeit gefallen“, heißt aus den Reihen der Bürger. Aufgezählt wird die Vielzahl der Quellen auf der Höhe zwischen Kreuztal, Hilchenbach und Netphen – ein Naherholungsgebiet und ein Ziel für auswärtige Gäste. Ortsbürgermeisterin Elke Bruch sieht tatsächlich keinen Anlass zu entspanntem Zuschauen: Eine Trasse auf der Netphener Seite der Kuppe legt die Anbindung an die L 729 nahe, die Unglinghausen mit Kredenbach verbindet: „Es wird sogar geprüft, ob hier eine Abfahrt Unglinghausen hinkommt.

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So geht es weiter

Die Ortsumgehung Ferndorf wird er zweite Abschnitt von „57 verbinden“ nach der Südumgehung Kreuztal,für die auf Beschluss des Oberverwaltungsgerichts gerade der Planfeststellungsbeschluss nachgearbeitet wird. Anschließen wird sich die Ortsumgehung Hilchenbach, die auf 3,7 Kilometern Allenbach und die Kronprinzeneiche verbindet. Dort ist noch eine Tal-Variante entlang der Bahnstrecke im Gespräch – die natürlich nicht mehr zum Zuge käme, wenn die Ortsumgehung Ferndorf auf Netphener Gebiet geführt würde.

Weiter voran schreitet die Planung hinter der bereits ausgebauten Strecke Kronprinzeneiche-Lützel: Dort wird die B 62 dreispurig ausgebaut und der Bahnübergang Altenteich überbrückt. Dieser letzte Abschnitt ist aktuell auch Thema im Naturschutzbeirat – eigentlich nur, weil die parallel zur Straße verlaufende Rothaarbahn schneller werden und der Bahnübergang Erndtebrück Grünewald deshalb mit Halbschranken gesichert werden soll. Das führt dazu, dass die B 62 dort auch zusätzliche Links- und Rechtsabbiegespuren bekommt und entsprechend ins Edertal gedrückt wird – näher heran an das Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet „Rothaarkamm und Wiesentäler“ und das Naturschutzgebiet Edergrund.

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