Grissenbach. Gerhard Stötzel war Zentrums- Abgeordneter im Reichstag. An ihn möchten die Grissenbacher erinnern.

In Grissenbach soll an den aus dem Dorf stammenden Reichstagsabgeordneten Gerhard Stötzel erinnert werden: mit einer Station der „Stehenden Stadtführung vor dem Haus, an dessen Stelle das Wohnhaus der Familie gestanden hat. Und mit der Benennung eines Gerhard-Stötzel-Platzes in der Dorfmitte bei der Brücke In der Grissenbach. Das beantragt die SPD-Fraktion zu den nächsten Sitzungen des Kulturausschusses und des Rates am 23. Juni. Sie greift damit einen Vorschlag aus der Bürgerversammlung auf. „Eine Benennung des kleinen Platzes würde dem Wirken von Gerhard Stötzel gerecht werden und die Erinnerung an den bedeutenden Sohn Grissenbachs hochhalten“, schreibt Fraktionschef Manfred Heinz.

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Nachforschungen

Bereits vor über 20 Jahren war der am 23. Dezember 2021 verstorbene Netphener Heimatforscher Ewald Hatzig im Rahmen seiner familiengeschichtlichen Recherchen darauf gestoßen, dass einem gebürtigen Grissenbacher im 19. Jahrhundert an seinem neuen Wohnort Essen eine erstaunliche Karriere vom Metalldreher zum Zeitungsredakteur und zum Reichstagabgeordneten in Berlin gelungen war.

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Die Frage, wo das Geburtshaus von Gerhard Stötzel gestanden hat, konnte aber erst jetzt geklärt werden. Hanne Kuhn aus Deuz fand im Rahmen ihrer Nachforschungen für ihr geplantes „Grissenbacher Häuserbuch“ heraus, dass es sich bei den in der Urkatasterkarte von Grissenbach aus dem Jahr 1837 für zwei nebeneinander liegende Hausgrundstücke jeweils genannten Eigentümern Andreas Müller um zwei verschiedene Personen handelte. Damit schied das heute noch existierende Haus „Sippche“ als Stötzels Geburtshaus aus.

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Erinnerung

Auch wenn das Grundstück, auf dem Stötzels Geburtshaus stand, seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem städtisch anmutenden Ziegelhaus bebaut ist, ist die vor Frage geklärt, wo im Dorf eine Ehrung von Grissenbachs berühmtestem Sohn im öffentlichen Raum in Betracht kommt.

Gegen Sonntagsarbeit

Gerhard Stötzel, von Beruf Redakteur des „Rheinisch-Westfälischer Volksfreunds“, war im Reichstag Mitunterzeichner des Gesetzentwurfes über die Sonntagsruhe und gegen Sonntagsarbeit. Nur in den Jahren 1893 bis 1998 verlor er seinen Wahlkreis an den Industriellen Friedrich Alfred Krupp. Stötzel war auch Abgeordneter des preußischen Landtags: ab 1885 für den Wahlkreis Koblenz-St. Goar.

Auf der Bürgerversammlung in Grissenbach informierte Wilfried Lerchstein die Anwesenden über das Leben und Wirken von Gerhard Stötzel. Gemeinsam mit Thomas Kleber regte er an, den in der alten Ortsdurchfahrt vor über 30 Jahren geschaffenen namenlosen, rot gepflasterten Platz in Sichtweite von Stötzels Geburtsstätte als „Gerhard-Stötzel-Platz“ zu benennen. Zum anderen wurde vorgeschlagen, in dem Bereich, wo sein Geburtshaus stand, mit einer Gedenktafel an die wichtigsten Stationen im Leben von Gerhard Stötzel zu erinnern. Spontan erklärte Thorsten Görg, der Vorsitzende des Heimatvereins DKS, die Bereitschaft des Vereins, sich an der Finanzierung einer Gedenktafel zu beteiligen.

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Zur Person

Geboren wurde Gerhard Stötzel am 4. Dezember 1835 in Grissenbach im Haus mit der Nummer 24. Dort wohnte Maria Elisabeth Müller, Schwester des Hausbesitzers Andreas Müller. Dort dort zog ihr Ehemann, der Landwirt und Fabrikarbeiter Tillmann Stötzel ein. Gerhard Stötzel war das erste Kind, er hatte zwei Brüder und zwei Schwestern, lernte Metalldreher, vermutlich bei Irle in Deuz und zog – spätestens – 1861 mit seiner Familie nach Essen. Gerhard Stötzel wurde Soldat im Krieg gegen Frankreich 1870/71 und begann danach seine politische Laufbahn. Von 1877 bis zu seinem Tod 1905 gehörte er für die Zentrumspartei dem Reichstag an.

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