Kredenbach. Der Kunde hat eine Idee – Goldschmiedin Sabine Stötzel hat das Knowhow: Im Atelier in Kreuztal schafft sie Unikate, die Generationen überdauern.

Als der kleine Junge das blaue Monster malte, wusste er noch nicht, dass er damit den Entwurf für ein Schmuckstück anfertigen würde. Doch seine Mutter brachte die Zeichnung zu Goldschmiedin Sabine Stötzel, und die fertigt auf Grundlage des Bildes nun eine Kette an, so einzigartig wie das Werk des Sohnes. Statt lediglich auf Papier im Schrank zu weilen, kann sein Monsterchen noch in Jahrzehnten den Hals der Mutter schmücken. „Das schafft eine Erinnerung für den Rest des Lebens“, sagt Sabine Stötzel.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Ein Goldschmiede-Atelier mitten in einem Wohngebiet, eingerichtet im Basement eines Einfamilienhauses – das mag schon irgendwie überraschend sein. In diesem Fall ist es aber noch nicht einmal neu. Dieter Stötzel hat es 1976 eröffnet, Tochter Sabine hat es inzwischen übernommen – wobei der Papa immer noch mitarbeitet. Doch die Lage passt zum Konzept. Auf Laufkundschaft zielen die Stötzels nicht ab. Wer durch die kunstvoll mit Metall verzierte Tür – von Dieter Stötzel gestaltet – in den Laden möchte, muss schon wissen, was er oder sie dort zu erwarten hat. Und sollte sich in der Regel telefonisch anmelden, immerhin lagern gewisse Werte im Inneren. Dort gibt es dann die Möglichkeit, die eigenen Ideen verwirklichen zu lassen.

Auf Grundlage der Zeichnung eines kleinen Jungen fertigt Goldschmiedin Sabine Stötzel in ihrem Atelier in Kredenbach einen Kettenanhänger für dessen Mutter an. Kundinnen und Kunden bringen ihre eigenen Ideen mit – und die Expertin schafft daraus einmalige Schmuckstücke.
Auf Grundlage der Zeichnung eines kleinen Jungen fertigt Goldschmiedin Sabine Stötzel in ihrem Atelier in Kredenbach einen Kettenanhänger für dessen Mutter an. Kundinnen und Kunden bringen ihre eigenen Ideen mit – und die Expertin schafft daraus einmalige Schmuckstücke. © WP | Florian Adam

Siegen: Goldschmiedin Sabine Stötzel macht aus den Ideen ihrer Kunden Schmuckstücke

Manche kämen mit sehr vagen Vorstellungen, andere hätten etwas sehr Konkretes vor Augen. „Ich versuche, die Gedanken des Kunden zu sehen, daraus eine Zeichnung zu machen und sie dann in ein Schmuckstück umzusetzen“, beschreibt Sabine Stötzel den Prozess. Natürlich hat sie auch reichlich eigene Ideen, natürlich hat sie eine Auswahl fertiger Arbeiten in ihren Räumen ausgestellt, die sie auch zum Verkauf anbietet.

+++ Lesen Sie hier:Einkaufen Siegen: 30.000 Euro für Extras in Fußgängerzone+++

Wenn jemand einfach schauen und etwas erwerben möchte, geht das also klar. Doch vor allem die individuelle Lösung, das passgenaue Stück für genau diesen einen Kunden, diese eine Kundin ist es, was die Goldschmiedin reizt. Alles könne ein Schmuck sein, ob Armband, Ohrstecker oder ein Schreibgerät. „Sich zu schmücken, ist ein Lebensbedürfnis“, sagt Sabine Stötzel. Das sei weltweit und in allen Kulturen zu beobachten.

Siegen: Goldschmiede von Sabine Stötzel ist ein Familienbetrieb im Elternhaus

Die heute 40-Jährige ist quasi in der Goldschmiede groß geworden, schließlich war diese direkt im Elternhaus. Sie entschied sich trotzdem zunächst für eine andere berufliche Laufbahn, studierte nach dem Abitur Sprache und Kommunikation, machten ihren Bachelor, arbeitete in der Medienbranche. „Das war mir aber zu theoretisch. Mit 25 habe ich bei Papa dann noch die Ausbildung zur Goldschmiedin gemacht.“ Sie liebe es, mit anderen Menschen die Entwürfe zu entwickeln. Doch sie schätze es auch, „dass ich den Rest des Tages hier sitzen und in Ruhe arbeiten kann“.

Kontakt

Die Homepage von Sabine Stötzel ist unter schmuck-by-sabine.de zu finden.

Regelmäßig zeigt sie ihre Arbeiten auch auf Messen oder in Ausstellungen, etwa beim Kreuztaler Weihnachtsmarkt oder im Technikmuseum Freudenberg – in den vergangenen zwei Jahren natürlich nur, sofern die Pandemie-Lage es zuließ.

Kontakt gibt es über die Homepage oder unter 02732/2 18 69 oder 0170/2 43 04 73

Hinzu kommt, dass sie nicht mit irgendetwas Beliebigem arbeitet. Auch mit dem Material verbindet Sabine Stötzel Leidenschaft. Möglich ist grundsätzlich alles, was die Kundinnen und Kunden wünschen. Schiefer? Klar. Ein Haizahn, mitgebracht aus dem Urlaub? Kein Problem!

Goldschmiedin Sabine Stötzel hat ihr Atelier in einem Wohngebiet in Kredenbach. Sie fertigt in erster Linie Schmuckstücke nach Kundenwunsch an.
Goldschmiedin Sabine Stötzel hat ihr Atelier in einem Wohngebiet in Kredenbach. Sie fertigt in erster Linie Schmuckstücke nach Kundenwunsch an. © WP | Florian Adam

Goldschmiede Siegen: Sabine Stötzels Lieblings-Edelsteine sind Opale

Doch die 40-Jährige hat auch persönliche Favoriten, die sie besonders gern verarbeitet. Bei den Edelsteinen sind das Opale. „Nichts gegen Brillanten. Aber Opale sind faszinierend. Sie sehen einfach immer anders aus, sie sind einzigartig von ihrem Farbspiel her.“ Keiner gleiche dem anderen, jeder schimmere auf seine eigene Art – und das unterstreiche dann auch die Einzigartigkeit der Schmuckstücke. Sabine Stötzels Begeisterung für die schönen Steine geht soweit, dass sie bei einer Australienreise eine Opalmine besichtigt hat. Und ihr Lieblingsmetall dazu ist Mokume Gane; das ist geschichtetes und verschweißtes Edelmetall, hergestellt nach einer alten japanischen Schmiedetechnik. Die Oberflächen erinnern an die Maserung von Holz. Auch hier entsteht jeweils ein einzigartiger Effekt.

+++ Auch interessant:Freudenberg: Biohof produziert Fertiggerichte im Glas+++

Die Kundschaft sei sehr vielfältig, erzählt die Goldschmiedin: vom Anfang 20-Jährigen, der einen zierlichen Silberring für seine Freundin haben möchte, bis zum 83-Jährigen, der ein besonderes Geschenk für seine Frau sucht. Die Leute kämen aus einem weiten Umkreis zu ihr, manche aus Köln oder Dortmund. Abstimmungen während des Entstehungsprozesses der Schmuckstücke laufen dann oft über WhatsApp, für die entscheidenden Schritte „habe ich aber schon gerne den Menschen vor mir“, etwa, wenn es um die Festlegung der jeweils perfekten Kettenlänge geht.

Bei den Materialien, aus denen Goldschmiedin Sabine Stötzel Schmuckstücke herstellt, ist eine Menge möglich. So ist beispielsweise auch die Verarbeitung von Schiefer eine Option: Der Kunde hat die Wahl.
Bei den Materialien, aus denen Goldschmiedin Sabine Stötzel Schmuckstücke herstellt, ist eine Menge möglich. So ist beispielsweise auch die Verarbeitung von Schiefer eine Option: Der Kunde hat die Wahl. © WP | Florian Adam

Goldschmiedekurse Siegen: Wo Paare sich einzigartige Ringe selbst schmieden können

Da niemand beim Einkaufsbummel durch Zufall auf ihr Atelier aufmerksam wird, ist Sabine Stötzel auf andere Kanäle angewiesen. Ihr Vater habe bereits einen Kundenstamm aufgebaut, sagt sie, außerdem ist sie online sehr aktiv, hat eine aufwendige Website, ist bei Facebook und Instagram: „Das muss man alles nutzen, darüber kommen Anfragen. So hat man auch in Corona-Zeiten seine Kundschaft.“

+++ Lesen Sie hier:Shopping: Das erwarten Menschen beim Einkaufen in Netphen+++

Das Wichtigste aber sei die Mund-zu-Mund-Propaganda. Und ihre Werkstatt kann zudem mit besonderen Möglichkeiten punkten, denn Sabine Stötzel richtet Goldschmiedekurse in ihren Räumen aus. Es gibt auch Trauringkurse, bei denen die künftigen Eheleute zeitgleich oder getrennt voneinander – je nach Präferenz – unter Anleitung die Ringe füreinander anfertigen können. Vorkenntnisse sind nicht erforderlichen – und die Resultate von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die die Expertin teilweise in Fotos festgehalten hat, können sich echt sehen lassen. Dabei ist die Wahl des Materials freigestellt.

Siegen: Erinnerungsstücke werden dank Umarbeitung zum neuen Lieblingsschmuck

„Was für mich Schmuck auch ausmacht: Dass er weitergegeben werden kann“, sagt Sabine Stötzel. Auch die Umarbeitung von Erbstücken ist bei ihr möglich. Viele Menschen hätten Schmuck, der ihnen zwar ein kostbares Andenken sei, den sie aber nicht tragen würden, weil er nicht ihrem Geschmack oder Stil entspreche. Mit einer Umarbeitung lasse sich der perfekte Kompromiss finden. „Der materielle Wert ist nichts gegen den ideellen Wert“, betont sie. Genau diesen möchte sie für Menschen schaffen: „Goldschmiedin ist der schönste Beruf der Welt.“

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++