Hilchenbach. Eine unendliche Geschichte kommt vom „Tor zum Ferndorftal“ auf die Zielgerade – mit viel Begleitmusik.
Platz genug vor den Altglas- und Altpapiercontainern am Ortseingang von Helberhausen. Doch ohne ein Bad im Schlamm – oder wahlweise: im Sumpf der Wiese dahinter – gelangt keine geleerte Flasche und keine gelesene Zeitung in die Wertstoffbehältnisse. „Tor zum Ferndorftal“ soll dieser Platz sein, hat die Stadt in ihrem integrierten Handlungskonzept IKEK formuliert. Davon ist er weit entfernt.
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Was jetzt passiert: Ein Mobil-Klo muss auch noch weg
Die SPD-Fraktion brachte jetzt zumindest den jüngsten Teil der unendlichen Geschichte auf die Tagesordnung des Infrastrukturausschusses. In einer gut drei Seiten langen Vorlage legt die Verwaltung dar, warum der Platz immer noch so aussieht wie vor einem Jahr, als das Gremium die Verlagerung der Container nach Hilchenbach beschlossen hatte. Im Juli 2021 sei der Haushaltsplan mit den Mitteln für die Platzverlagerung genehmigt worden. „Zu dieser Zeit war eine Umsetzung des Container-Konzeptes aus verschiedenen organisatorischen und personellen Gründen, unter anderem dem zwingenden Vorrang anderer Aufgaben, nicht leistbar.“
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Auf dem jetzigen Standort am Freibad Hilchenbach wäre nur noch Platz für einen Container aus Helberhausen, der Glasiglu wäre dageblieben oder ersatzlos weggefallen. Daher hatte – ebenfalls schon im März 2020 – Baubetriebsholeiter Till Söhler vorgeschlagen, den Bereich der Buswende neben dem Freibad als neuen Standplatz zu nutzen. Dazu mussten nicht nur für den Minigolfplatz neue Parkplätze gesucht werden. Sondern auch für die zwischenzeitlich dazugekommene Mobiltoilette: Sie wurde an der Endstation für die Busfahrer aufgestellt, solange die Fahrten auf der B 508 zwischen Kreuztal und Hilchenbach sich während der Baustellenzeit um bis zu 45 Minuten verlängern – und das wird in den nächsten Jahren noch der Fall sein.
Container-Konzept
Für 25 Hilchenbacher Container-Stellplätze hat der Baubetriebshof Gestaltungsvorschläge erarbeitet – immer dabei ist ein Wind- und Sichtschutz.
Grundsätzlich sollen die Container öfter geleert und Hinweise auf den nächsten Stellplatz angebracht werden.
Mit der verbindlichen Einführung der Papiertonne würden Papiercontainer entbehrlich.
Eine Menge Beteiligte reden mit
Tim Lukas Debus (SPD) war von der Darstellung wenig beeindruckt: „Offenbar ist in den letzten elf Monaten nichts erfolgt.“ Torsten Klotz (CDU) widersprach. Nicht die Ausführungen der Verwaltung, sondern „der ganze Antrag“ sei unverständlich. Schließlich habe die CDU die Misere in Helberhausen im März 2021 zum Thema gemacht: „Es ist jedem klar, dass der Platz so, wie er ist, nicht nutzbar ist.“ Das sei nun einmal der Holzabfuhr geschuldet, die nach dem Borkenkäfereinfall unvermeidbar sei.
Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis erwies auf die Personalsituation, die der Baubetriebshof „vorbildlich“ gemeistert habe, zeitweise mit einer Minimalbesetzung von nur drei Personen. Das Container-Thema fordere wegen der vielen Beteiligten, vom TuS für das Freibad über den Minigolfplatz bis zu den Verkehrsbetrieben, viele Abstimmungsgespräche. „Ich habe das nicht für so existenziell wichtig gehalten, um das zu priorisieren.“ „Ich habe mich gewundert, wie viele Beteiligte dabei sind“, bestätigte Baubetriebshofleiter Till Söhler. Inzwischen seien die Voraussetzungen geschaffen, indem der TuS zwei Parkplätzen für den Minigolfplatz abtritt. Der künftige Containerstandort werde mit einem Sichtschutz und so „beispielhaft“ ausgestattet, dass er Modell für die noch anderen umzugestaltenden Containerplätze stehen werde. Mit sechs gegen drei Stimmen bei vier Stimmenthaltungen stimmte der Ausschuss dem SPD-Antrag zu und beschloss – noch einmal – den Umzug der Container von Helberhausen nach Hilchenbach.
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Wie es dazu kam: Erster Anlauf 2009
2009 wollte die Anwohner der Jahnstraße in Helberhausen die Container loswerden, der damalige Stadtentwicklungsausschuss beschloss das Umsetzen zum Parkplatz gegenüber dem Friedhof am Ortsteingang. „Dieser Beschluss wurde jedoch bisher, unter anderem aus finanziellen Gründen, nicht umgesetzt“, berichtete die Verwaltung acht Jahre später und schlug nunmehr vor, die Container am Rauhen Berg. auf der Zufahrt zum Seniorenheim Abendfrieden, aufzustellen. Das gab so viel Ärger, dass der Ausschuss die Entscheidung vertagte. „Zwischenzeitlich sind die Wertstoffcontainer provisorisch an einem neuen, städtischen Platz gegenüber dem Friedhof Helberhausen eingerichtet worden“, berichtete die Verwaltung ein halbes Jahr später und empfahl das auch „als endgültige Lösung“.
100.000-Euro-Projekt für IKEK
Wiederum ein Jahr später, nun also 2018, taucht der Platz als „Tor zum Ferndorftal“ und „Starterprojekt“ im IKEK auf. Ein „optischer Blickfang“ soll daraus werden, mit Wanderparkplatz und Wohnmobilstellplatz, Brücke über die Ferndorf zum Helberhäuser Weg. „Gegebenenfalls könnte eine Löffelskulptur durch einen Künstler/Bildhauer entwickelt werden. Weiterhin könnte in den neuen Eingang zum Dorf auch ein Mühlrad, welches zur 700-Jahrfeier 2018 gebaut wird, integriert werden.“ Auch die „Einfassung der Wertstoffcontainer durch Hecken oder Palisaden“ ist Teil des 100.000-Euro-Projekts.
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Im März 2021 stellt Torsten Klotz für die CDU den Antrag, das IKEK-Projekt weiterzuverfolgen, zumal die Löffelstadt Helberhausen nun auch einen Löffelpfad als eigenen Rundwanderweg hat. Und bis dahin „den Bereich um und an den Wertstoffcontainern auszubessern und wieder zugänglich machen“. Daraus wurde dann die Entscheidung, die Container ganz abzuziehen. Fortsetzung: siehe oben. Das Wasserrad steht jetzt an der Bushaltestelle. Man wartet auf einem Rahmenplan für Helberhausen.
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