Siegen. Berufspendler leiden unter der Sperrung der A 45 – wie zum Beispiel Andre Seidel aus Siegen: Die junge Familie berichtet über die Folgen.

Nicht nur für die heimische Industrie hat die Vollsperrung der Brücke auf der A 45 schwerwiegende Konsequenzen. Auch Familien mit Angehörigen, die pendeln, belastet die angespannte Verkehrslage. „Von den einen auf den anderen Tag brauchte ich auf einmal drei Stunden mehr als gewohnt.“ Andre Seidel (24) aus Siegen hat aufgrund des verlängerten Hin- und Rückweges kaum noch Zeit für seinen Sohn. Darunter leide das gesamte Familienleben.

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Drei bis vier Stunden Fahrtzeit am Tag

„Als sie auf einmal gesagt haben, dass die Brücke gesperrt und repariert werden muss, haben wir erst gedacht: Für die paar Monate schaffen wird das schon.“ Von fünf Jahren war da noch keine Rede. Das werde nun schwierig. „Mein Mann muss jeden Tag sehr viel mehr Zeit einplanen, nur um zur Arbeit und wieder nach Hause zu fahren“, erzählt Nina Seidel (25). Der Kfz-Mechatroniker arbeitet im Zwei-Schicht-Betrieb bei Scania in Lüdenscheid, direkt an der gesperrten Autobahnausfahrt Lüdenscheid-Nord.

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Nina und Andre Seidel wohnen in Gosenbach. Die täglichen Wege des frisch gebackenen Vaters haben sich aufgrund der Brückensanierung verlängert. „Vorher habe ich am Tag etwa anderthalb Stunden für die Wege gebraucht – jetzt hat sich die Fahrzeit verdoppelt“, beklagt Andre Seidel. „Auf dem Rückweg kommt dann auf der ohnehin umständlichen Umleitung über die Dörfer noch der Feierabendverkehr hinzu.“ Seit der Sperrung muss er früher aufstehen und ist dann auch nicht vor halb zehn am Abend wieder zu Hause. Drei bis vier Stunden am Tag gehen für die Fahrten drauf.

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Andre Seidel sitzt nun jeden Tag drei bis vier Stunden im Auto, um zum Arbeitsplatz und zurück nach Hause zu kommen.
Andre Seidel sitzt nun jeden Tag drei bis vier Stunden im Auto, um zum Arbeitsplatz und zurück nach Hause zu kommen. © Privat | Privat

Nur noch am Sonntag ist genug Zeit

„Unser Sohn ist gerade drei Monate alt, in diesem Alter ist jede Minute mit ihm richtig wertvoll“, erzählt Andre Seidel. „Diese ganzen ersten Male, die der Kleine jetzt erlebt, wie zum Beispiel das erste Lächeln, bekommt nur meine Frau aktuell mit. Ich fahre morgens früh los, da ist der Kleine noch am Schlafen, dann gebe ich ihm vielleicht noch eine Flasche. Und abends, wenn ich wiederkomme, ist es genau dasselbe.“ „Wir haben nur den Sonntag, wo man als Familie mal was zusammen unternehmen kann“, sagt Nina Seidel. „Unser Familienleben bleibt zurzeit komplett auf der Strecke. Wir sind traurig über unsere aktuelle Lebenssituation und irgendwo macht es einen sauer, dass dafür nur der schlechte Zustand einer Brücke verantwortlich ist“

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    Bahn ist keine Alternative

    Andre Seidel hat schon darüber nachgedacht, sich in der Nähe nach einer neuen Stelle umzusehen. Dies sei aber nur der allerletzte Schritt, denn er schätze seine Arbeitsstelle in Lüdenscheid sehr. „Die Kameradschaft und das Arbeitsklima bei meinem jetzigen Job ist wirklich gut.“ Das möchte er eigentlich nicht aufgeben. „Für ganze fünf Jahre werde ich das aber nicht durchziehen können.“

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    Die Bahn ist keine Alternative, sagt Andre Seidel. „Ich müsste dann noch mit dem Bus ins Industriegebiet fahren.“ Nina Seidel hat die Hoffnung, dass eine andere Umleitung eingerichtet wird, um so schnell wie möglich eine Alternative zu schaffen. Sie wünscht sich, dass der Brückenbau schneller gelingt, als jetzt diskutiert wird. „In fünf Jahren steht der Kleine kurz vor der Einschulung“, sagt Andre Seidel, „und ich habe von seinem Leben bis dahin gar nichts mitbekommen.“

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