Hilchenbach. Im Rat beschwichtigt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis: Die Stadt habe niemandem vom Naturschutzbund persönlich angreifen wollen.
Die vom Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) verlangte Entschuldigung formuliert Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis zwar nicht – wohl aber einen versöhnlichen Hinweis: „Ein persönlicher Angriff auf den Naturschutzbund war nicht beabsichtigt.“
Es geht um die Planung für den Ausbau der Liftschänke mit Seminarräumen, Übernachtungsangebot und neuer Gaststube mit Hausbrauerei. Die Naturschutzverbände hatten sich gegen die Pläne des Hilchenbacher Investors Jan Strackbein ausgesprochen, der das Gebäude für seine IT-Beratungsgesellschaft gekauft hat. Sie legten sogar den Abbruch des Gebäudes nahe, das – bei zunehmend milden Wintern – ohne Wintersport auf dem Giller keine Berechtigung mehr habe. Die Stadt hatte daraufhin erwidert, dass nicht nur die Liftschänke, sondern auch das Wohnhaus der ehemaligen Nabu-Vorsitzenden im städtebaulichen Außenbereich liege. Die Hilchenbacher Schwesterorganisation BUND fand das „diffamierend“.
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Willkommensgruß an den Nabu in Hilchenbach
Der Vergleich sei nur „beispielhaft“ gemeint gewesen, führte der Bürgermeister nun aus. Es gehe jeweils um den Bestandsschutz für vorhandene Gebäude. „An Neubauten wären andere Maßstäbe anzulegen.“ Kaiogolidis verband das Hilchenbacher Bekenntnis zum Liftschänken-Projekt („Wir stehen geschlossen dahinter“) mit dem Appell an die nun entscheidenden Behörden, ihre Zustimmung zu erteilen. „Die Stadt Hilchenbach hat ihre Hausaufgaben gemacht.“ Freude drückte Kyrillos Kaioglidis über den Umzug der Nabu-Kreisgeschäftsstelle in das Haus der Hilchenbacher Klimawelten aus: „Wir streben eine gute Zusammenarbeit an.“
BUND attackiert Stadt, Stadt keilt zurück
Das war vor zwei Wochen im Infrastrukturausschuss: Naturschutzbund, Bund für Umwelt und Naturschutz und Stadt Hilchenbach geraten sich über die Liftschänke in die Haare. Anlass ist die Vorlage, in der die Verwaltung zu Einwänden gegen den Ausbau der Liftschänke zur Gastronomie mit Seminarräumen und Gästezimmern Stellung nimmt. Der Naturschutzbund (Nabu) hatte auf die „Alleinstellungslage“ des Hauses im Landschaftsschutzgebiet hingewiesen. Die Stadt erwiderte „verwundert“ mit dem Hinweis, dass die Geschäftsstelle des Nabu selbst – bis zu ihrem kürzlich erfolgten Umzug in de Klimawelten nach Hilchenbach – im Landschaftsschutzgebiet „direkt angrenzend an eine Biotopverbundfläche gelegen gewesen sei.
Gebäude im Landschaftsschutzgebiet
Das, so zitierte Baudezernent Michael Kleber im Infrastrukturausschuss aus einer Mail von Friedrich Henstorf, Hilchenbacher Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), sei „diffamierend“ für die Familie Düben, die das 150 Jahre alte Haus „legal gekauft“ habe. Die Formulierung richte sich gegen die frühere Nabu-Vorsitzende Helga Düben und ihren ebenfalls im Nabu engagierten Ehemann Michael Düben, schreibt Henstorf, und sei aus der Vorlage zu streichen: „Darüber hinaus wäre eine Entschuldigung angebracht.“ Die Stadt denke nicht daran, kommentierte Michael Kleber die Forderung: Ob der BUND denn im Umkehrschluss unterstelle, der Erwerber der Liftschänke sei „illegal“ zu seinem Besitz gelangt?
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Stadt begrüßt Engagement für neue Liftschänke
Der Hilchenbacher Jan Strackbein, der die 1975 errichtete Immobilie für seine Beratungsfirma Areto gekauft hat, hörte sich das aus den Zuschauerreihen im Ratssaal an. Vor allem an ihn richteten sich die Beteuerungen der Kommunalpolitiker, das Vorhaben auf dem Giller zu unterstützten. „Bitte nicht resignieren“, rief Ausschussvorsitzender Michael Stötzel (SPD) dem Investor zu, „wir unterstützen Sie, wo wir können.
Hilchenbach könne für Strackbeins Engagement „froh und dankbar“ sein, sagte Stötzel weiter. Die seit 1975 genehmigte Nutzung habe „keinen gestört“, die Erweiterung des Angebots werde eine „deutliche Aufwertung“ des Giller-Gebietes und des Rothaarsteigs insgesamt bedeuten. Dirk Becker (SPD), Ortsvorsteher von Lützel und Vorstand des Skivereins, sah in der Stellungnahme des Nabu „eine schallende Ohrfeige für alle, die sich für den Skisport in Lützel engagiert haben“. Die 20.000 Euro teure Investition in eine Pistenraupe wäre vergeblich gewesen. Für den Nabu hatte Michael Düben festgestellt, dass bei den zuletzt milden Wintern „Skibetrieb nicht durchführbar war und ist“ und somit „eigentlich die Nutzungsberechtigung für dieses Gebäude entfallen“ sei. Die Liftschänke müsse „eigentlich abgerissen werden“.
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Nabu fordert Abriss
Oliver Schneider (CDU) zeiget sich „verärgert“ über die Argumentation der Naturschutzverbände und die Reaktion des BUND auf die Verwaltungsvorlage. Arten- und Naturschutz würden „missbraucht“. Ein „Treppenwitz“ sei es, einerseits das Dachgeschoss als Lebensraum für Fledermäuse unter Beobachtung stellen zu wollen, andererseits aber den Abriss des Gebäudes zu verlangen. Selbst ohne den geplanten Ausbau könne die Liftschänke unverändert weiter betrieben werden. „Der Investor nimmt bei einem minimalen Eingriff in die Natur richtig Geld in die Hand. Ich hoffe, dass er das schnell umsetzen kann.“
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„Einmalige Chance“ für das Freizeitgebiet Lützel/Giller
Martin Born (fraktionslos), Ortsvorsteher von Grund, erwähnte, dass das von den Naturschutzverbänden genante Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) auf Grunder Gemarkung liege. „Wenn das gefährdet wäre, wäre ich der Erste, der auf die Barrikaden ginge.“ Der Ausbau der Liftschänke sei eine „einmalige Chance“. Born wies darauf hin, dass die Ginsberger Heide nach dem Oberen Schloss das Wochenendausflugsziel der Region mit den höchsten Besucherzahlen sei. Das neue Angebot der Liftschänke könne den Betrieb, der sich bisher rund um das Naturschutzgebiet Ginsberger Heide konzentriere, sogar „ein bisschen entzerren“.
Baudezernent Michael Kleber verbreitete Zuversicht, dass die Änderung des Flächennutzungsplans genehmigt werde. Alle bisher vorliegenden Stellungnahmen der beteiligten Kreisbehörden seien „positiv“. Der Infrastrukturausschuss gab einstimmig grünes Licht für das weitere Verfahren: Nach dieser „frühzeitigen Beteiligung“ wird der Plan überarbeitet und offengelegt.
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