Kreuztal. Jetzt liegen die Unterlagen aus: Amprion erklärt, warum die Höchstspannungsleitung durchs Heestal laufen muss. Vom Umspannwerk ist keine Rede.

Die veränderten Planfeststellungsunterlagen für die Amprion-Höchstspannungsleitung, die 2026 in Betrieb gehen soll, sind seit Dienstag offen gelegt. Der Inhalt überrascht in Kreuztal nicht: Die Trasse bleibt, das Umspannwerk gegenüber von Schloss Junkernhees auch. Dabei wäre gerade die Änderung der Mastform, die nach der neuen Planung schlanker sein soll, ein Anlass zum Umdenken, meint Sascha Reller, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Junkernhees: Die breitere Schneise durch den Wald für die neuen Masten sei das „einzige herbeikonstruierte Gegenargument“ gewesen, auf den Neubau in Junkernhees zu verzichten und stattdessen die vorhandene Umspannanlage in Altenkleusheim zu erweitern.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Die Bürgerinitiative, die durch einen Rechtsanwalt vertreten wird, werde nun eine Stellungnahme erarbeiten und sich mit der Stadt Kreuztal „eng abstimmen". Allein die Dauer des Verfahrens zeige, wie schwer der Widerstand gegen die Amprion-Pläne wiege, sagt Sascha Reller Für den vorangehenden 36 Kilometer langem Abschnitt Iserlohn-Attendorn sei nur wenige Monate nach dem Anhörungstermin der Planfeststellungsbeschluss erlassen worden; dort habe soeben der Bau begonnen. Für die 42 Kilometer von Attendorn zur Landesgrenze sehe das anders aus: „Wir gehen jetzt ins fünfte Jahr. Das zeigt, dass es so nicht geht.“

Einwendungsfrist

Die Unterlagen liegen bis 14. März offen, die Einwendungsfrist endet am 28. März. Die Unterlagen können auf der Seite www.bra.nrw.de/-2205 sowie im Rathaus Kreuztal nach Terminvereinbarung eingesehen werden ( 02732 / 51-319)-

Amprion bietet telefonische Bürgersprechstunden am 1., 8. und 10. März von 16 bis 19 Uhr an. Terminvereinbarung: 0231/3176907.

Das wird verändert

Derzeit kommen drei Stromtrassen über die Krombacher Höhe ins Siegerland: die Höchstspannung (jetzt 220 kV, künftig 380 kV), der Strom fürs Ortsnetz (110 kV) und der Bahnstrom. Sie sollen auf denselben Masten geführt werden. Umgespannt werden muss zwischen 380 und 110 kV. Bisher geschieht das auf der Setzer Wiese vor den Edelstahlwerken in Geisweid. Um dorthin keine Schneise für die größere Leitung zu schlagen, will Amprion das neue Umspannwerk schon in Kreuztal, auf der Dänischen Wiese in Junkernhees, bauen, an das eine 110-kV-Leitung nach Geisweid angebunden wird.

+++ Lesen Sie auch: Kreuztal: Neuer Zorn auf Stromtrassen-Planer von Amprion +++

Die neuen Masten sind schmaler. „Die Flächeninanspruchnahme durch die Leitungsschutzstreifen und die Waldschutzstreifen kann dadurch reduziert werden“, heißt es im Erläuterungsbericht. Damit würden die Eingriffe in die Waldränder „minimiert“, die Abstände zur Wohnbebauung größer und die „Sichtverschattung“ geringer. Die schmaleren Maste seien zwar höher, die werde aber durch niedrigere Stützen um drei Meter abgemildert. Im Heestal soll allerdings die Umstellung auf eine Tonnenform unterbleiben. Die dort ohnehin schon bis zu 78,5 Meter hohen Masten müssten sonst noch „deutlich“ höher werden.

Für vier Masten werden die Standorte um bis zu zwölf Meter verschoben.

Das wird nicht geändert

Variante Meiswinkel: Bürgerinitiativen sowie die Städte Kreuztal und Siegen haben sich für eine Trasse im Wald ausgesprochen, die größeren Abstand zum Heestal und zur Ortschaft Meiswinkel hält. „Durch die Variante wären geringere Umweltauswirkungen auf das Baudenkmal Schloss Junkernhees und die Baudenkmäler im Wurmbachtal zu erwarten“, räumt Amprion ein. Es komme aber „zu einer vielfach höheren Waldinanspruchnahme“. Durch den Verlauf auf dem Höhenrücken würden die Masten „im Landschaftsbild weithin sichtbarer“.

_
_ © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Variante Meiswinkel – Untervariante Wald und Holz: Der Landesbetrieb Wald und Holz hat eine Trasse vorgeschlagen. die erst beim Hof Wurmbach aus dem Tal wegschwenkt. Dadurch würden nicht, wie in der Amprion-Planung, drei Hektar Wald zusätzlich beansprucht, sondern 11,5 Hektar. Davon wären auch „überwiegend hoch empfindliche und wertvolle Eichenmischbestände" betroffen. In der Tallage sei die Trasse weniger sichtbar als auf dem Höhenrücken. Auch das Kollisionsrisiko von Vögeln würde größer, „so dass die Variante für das Teilschutzgut Tiere nachteilig zu bewerten ist.“ Zwar würden die Baudenkmäler Hof Wurmbach und Backhaus entlastet. Dem stünden aber „stärkere Eingriffe in den Kulturlandschaftsbereich“ mit den „historischen Waldstandorten auf Bergkuppen und deren Hängen“gegenüber. Die weiterhin geplante Trasse berühre auf einer Länge von 600 Metern den Siedlungsrand von Meiswinkel und auf 300 Metern die „Splittersiedlung“ Hof Wurmbach. Die Variante des Landesbetriebs Wald und Holz sei zwar „bezüglich des Schutzgutes Menschen besser“. Zusammenfassend überwögen jedoch die Vorteile der ursprünglichen Planung, meint Amprion. Die Untervariante Wald und Holz sein „nicht vorzugswürdig“

+++ Lesen Sie auch: Junkernhees: Kreuztal nimmt Amprion-Gutachten auseinander +++

Variante Hof Wurmbach: Ziel sollte sein, entstehende Beeinträchtigungen durch eine Vergrößerung der Abstände zwischen den teils denkmalgeschützten Gebäuden und der Freileitung zu vergrößern. Der Leitungsverlauf der Variante würde die Leitung in östliche Richtung abrücken, sodass die Abstände zwischen den nächstgelegenen Gebäudeecken des Hofs Wurmbach vergrößert werden könnten. Das denkmalgeschützte Backhaus würde außerhalb des Schutzstreifens der neuen Leitung liegen und nicht mehr überspannt werden. Im Gegenzug würde die Variante die Leitung aber in den Wald schieben, der folgende Mast müsste 15 Meter höher sein „und somit exponierter und sichtbarer“.

+++ Lesen Sie auch: Strommasten in Kreuztal: Im Heestal wird es zu bunt +++

Alternativen im Heestal: Untersucht wurde, wie Masthöhen verringert werden können, um den Belangen von Denkmal- und Landschaftsschutz zu begegnen. Dabei wurden Alternativen für die 110-kV-Leitung gesucht, die die Umspannanlagen Junkernhees und Setzer Wiese verbinden. Eine Lösung wäre eine eigene, zweite Freileitung: Damit „würden jedoch weitere Flächen im Heestal belastet“. Zwar wären die Masten der 110-kV-Freileitung deutlich niedriger, sie stünden aber hangaufwärts auf deutlich höherem Niveau. „Die Leitungsführung würde zu zusätzlichen Waldeingriffen und dauerhaften Wuchshöhenbeschränkungen am südlich angrenzenden Waldrand führen.“ Eine andere Lösung wäre ein Erdkabel. Davon betroffen wären aber die Hees mit mehreren Zuläufen, schutzwürdige und verdichtungsempfindliche Böden, schutzwürdige Biotope, Kulturlandschaftsraum, Wasser- und Gasleitungen. Der Bau sei zwar „grundsätzlich technisch umsetzbar“, stellt Amprion fest. „Durch die zusätzliche Erdkabeltrasse entstehen jedoch weitere Eingriffe in Eigentum, in Boden und Wasser und in den Wald.“

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++