Freudenberg. Für Conny Corthym-Klein begann alles hinter der Lyz-Bühne in Siegen. Heute ist sie Künstleragentin und Programmgestalterin des LŸZ-Mix-Varietés.

Kleine Zufälle haben oft eine große Wirkung. Als Bernd Michael Genähr 1993 das Lyz-Mix-Varieté ins Leben rief und gemeinsam mit seiner Partnerin Christa Weigand beim ersten Programm auf der kleinen Bühne aktiv war, kam auch Conny Corthym-Klein ins Spiel. Ihre Freundin Christa Weigand fragte an, ob sie nicht Lust habe, Künstler des Varietés vor und nach ihrem Auftritt zu betreuen. Als Mutter von drei Kindern sah sie die Chance, an einem Tag der Woche von zu Hause wegzukommen und die Luft hinter der Bühne zu schnuppern.

Siegen: Das waren die Bühnen-Anfänge von Conny Corthym-Klein

Fester Bestandteil im Jahresprogramm wurde das Lyz-Mix-Varieté ab 1995. Zunächst traten vorwiegend regionale Künstler auf: Mo de Bleu mit seiner Jonglage-Kunst, Frank Neuser mit Clownerie und Jonglage, der Stelzenakrobat Michael Wibbelt, Pikkus der Zauberer, hinter dem sich Pastor Dietrich Hoof-Greve verbirgt. Und immer wieder der inzwischen verstorbene Helmut Siemon, Vater des langjährigen Fotografen der Westfälischen-Rundschau, Horstgünter Siemon, mit seiner Gedichtkunst und seinen skurrilen Erfindungen: „Der wohnte direkt um die Ecke und kam immer mit einem Koffer“.

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Auch Musik hatte ihren Platz: Dafür standen etwa Saxofonistin Caroline Hild und Sängerin Annette Kreutz und viele andere. Das Konzept eines bunten Programms stimmte: Das Kleine Theater war immer ausverkauft. Und Conny Corthym-Klein war längst von der Helferin hinter der Bühne zur Programmmacherin geworden: „So wurde das Lyz zum Geburtshaus meiner Arbeit.“

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Einen großen Schritt nach vorne erfuhr dieses Konzept durch eine Erweiterung in den gesamten Raum Südwestfalen. Dank einer großzügigen Förderung des Landes NRW konnte Conny Corthym-Klein nun auch Künstler von weiter her engagieren: „Die sollten für eine eventuelle professionelle Bühnenlaufbahn fit gemacht werden.“ Sterne des Südens hieß diese Show, die dann auf vielen westfälischen Bühnen mit Akrobatik, Jonglage, Zauberei, Kabarett, Travestie die Zuschauer begeisterte. Kein Programm war wie das andere und wurde auch von Firmen und Organisationen für Jubiläen oder Jahresfeste gebucht. Und tatsächlich starteten einige der Akteure auch nationale und internationale Karrieren. Etwa der aus Seelbach stammende Marco Diekmann, der es mit seiner Jonglage-Kunst bis nach Australien geschafft hat.

Freudenberg: Künstleragentin Conny Corthym-Klein profitiert vom Netzwerk

Conny Corthym-Klein hat durch ihre Kontakte zu anderen Theatern ein Netzwerk geschaffen, das es ihr ermöglicht, auch ganz große Programme anzubieten. Wie vor einiger Zeit anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Kulturhauses Lyz, als sie eine Show zusammenstellte, die auch im Frankfurter Tigerpalast, der Mutter aller Varietés, begeistert hätte. Dabei stellt sie eins klar: Alle Künstler, die im Lÿz-Mix-Varieté auf der Bühne stehen, treten grundsätzlich ohne Gage auf: „Sie bekommen Fahrtkosten, gutes Catering und eine nette Atmosphäre. Und nutzen ihren Auftritt oft als Test für neue Stücke.“

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Die vielen Kontakte, die Conny Corthym-Klein im Laufe der Zeit aufgebaut hatte, sprachen sich schnell herum. Oft kam die Frage: „Du kennst doch viele Künstler, kannst du uns jemanden für eine Feier empfehlen?“ Also meldete sie 2000 ein Gewerbe an und hat seitdem unzählige private und offizielle Veranstaltungen, Feierlichkeiten und Partys organisiert. Vom Veranstaltungsort über das Programm bis zum Catering bietet sie alles an, was einen solchen Termin einzigartig und unvergesslich macht. Dass unter den etwa 200 Künstlerinnen und Künstlern, die sie in ihrer Angebotsliste hat, mit Tobias Mann, Christof Sieber oder dem Schnellsprecher Wilfried Schmickler auch ganz große Namen sind, kommt nicht von ungefähr.

Siegen: Einmal stand ein Travestiekünstler auf den Mann der Künstleragentin

Conny Corthym-Klein hat im Laufe der Jahre auch in das Seelenleben von Künstlern blicken können. Ihr Lampenfieber vor dem Auftritt und ihre Erleichterung, wenn alles geklappt hat: „Sie brauchen viel Raum und viel Applaus. Wenn der nicht kommt, sind sie tief enttäuscht.“

Im alten Kinderzimmer

Das Büro „Kleinkunst – Musik – Varieté“ hat Conny Corthym-Klein in einem ehemaligen Kinderzimmer in ihrem Wohnhaus in Freudenberg-Büschergrund, Alte Poststraße 44, 02734/3838 oder 0178/1605453. Mehr Infos: www.kleinkunst-siegen.de, info@kleinkunst-siegen.de.

Und auch Skurriles hat sie schon erlebt. Etwa einen Tänzer mit dem Schwerpunkt Bauchtanz: „Der hatte vorher sehr viel Hochprozentiges getrunken. Nach zwei Umdrehungen verlor er das Gleichgewicht und fiel über den Bühnenrand ins Publikum.“ Klar, dass dieser erste Auftritt in Siegen gleichzeitig sein letzter war. Auch schön: „Ein Travestiekünstler hatte sich in meinen Mann verguckt. Ich musste dem klarmachen, dass das nicht ging.“

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Ihren Mann Georg Klein, den späteren Leiter des Kulturbüros des Kreises Siegen-Wittgenstein, hat sie übrigens durch ihren Beruf kennengelernt: Da war sie noch beim Ordnungsamt beschäftigt. Das Kulturbüro leitet heute Jens von Heyden, der sich auch sehr für die Kleinkunstszene einsetzt und Künstlerinnen und Künstler fördert. „Immer, wenn ich abends von einer Veranstaltung nach Hause komme, staune ich, was ich heute wieder erlebt habe“, sagt Conny Corthym-Klein. Etwas Schöneres kann man über seinen Beruf eigentlich nicht sagen.

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