Krombach. Obwohl der Crombacher Weihnachtsmarkt auch 2021 nicht nach bewährtem Konzept über die Bühne ging, kamen enorme Spenden für den guten Zweck herein

Vor mehr als 30 Jahren hatten ein paar Enthusiasten eine Idee. Sie entschlossen sich zu einem Weihnachtsmarkt und dafür, dessen Reinerlös für einen guten Zweck zu spenden. Im ersten Jahr 1990 gingen 2900 Mark an die Diakoniestation Kreuztal. Die Einrichtung gehört auch 2021 wieder zu den Empfängern. Aber diesmal gibt es 10.500 Euro. Für die anderen beiden auch. Womit das Projekt „Crombacher Weihnachtsmarkt“ ein weiteres Kapitel an seine ziemlich einmalige Erfolgsgeschichte anhängen kann.

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Es ist wenige Minuten nach 19 Uhr, als Thomas Haub im Namen der Arbeitsgemeinschaft die drei Empfänger bittet, ihre Umschläge zu öffnen. Das sind diesmal die Aktion „Strahlemännchen – Herzenswünsche für Krebskranke Kinder e.V.“, die bereits genannte Diakoniestation Kreuztal sowie die Siegener Tafel. Wie schon 2020 gibt es keine Zusammenkunft im Gemeindehaus, haben sich die Beteiligten virtuell zusammengefunden. Es wird laut auf den Kanälen. „Unglaublich“, „das gibt es doch nicht“, die Ausrufe sind irgendwie jedes Jahr gleich und das Lachen der Menschen ebenso, aber es ist authentisch und macht wieder und wieder deutlich, welchen Stellenwert die Aktion bei allen hat. Er sei ja vorgewarnt gewesen, dass es in diesem Jahr nicht ganz so viel werden könne, wie noch 2020, sagt Tim Müller im Namen der Siegener Tafel. Dass nun pro Empfänger sogar noch 500 Euro mehr herauskommen, sei einfach nur einmalig.

Mehr als 100 Personen waren im Hintergrund des Crombacher Weihnachtsmarkts aktiv

Tatsächlich war bereits im Vorfeld klar, dass einige Unternehmen aufgrund der anhaltenden Corona-Lage nicht oder weniger würden spenden können. Andere hatten ihre entsprechenden Mittel für die Flutopfer eingesetzt. Aber es seien wieder andere in die Bresche gesprungen, sagt Thomas Haub: „Und wir hatten auch stärkere Beteiligung aus den eigenen Reihen!“ So ist am Ende auch diese Spendenübergabe wieder zu einem Erfolg geworden, zum Beweis, dass eine gute Sache auch in problematischeren Zeiten ihre Unterstützer findet.

: Dietmar Braun und seine Kollegen von der Diakoniestation Kreuztal: Stefan Dörr und Katherina Platte betreuen das Projekt „Letzte Hilfe“.
: Dietmar Braun und seine Kollegen von der Diakoniestation Kreuztal: Stefan Dörr und Katherina Platte betreuen das Projekt „Letzte Hilfe“. © Unbekannt | Michael Kunz

Die „Plan B“-Variante des Marktes erfordere andere Strukturen, stellen Thomas Haub und sein Mitstreiter Frank Weber fest. Das habe sich schon 2020 gezeigt, entsprechend sei diesmal auf eine Straffung des Angebotes geachtet worden, dass an den beiden Wagen verkauft werde, was die Menschen wirklich interessiere. Was unter anderem bedeutete, dass mehr als 100 Personen im Hintergrund aktiv waren, um die fünf Auftritte zu organisieren, fasst Haub zusammen. Im Angebot waren 207 Flaschen Marsala, 180 Tüten Mandeln, 186 Flaschen Eierlikör, über 300 Tüten mit Keksen, ebenso mehr als 300 Paar Socken, über 250 Gläser Marmelade mit und ohne Schuss, Holz- und Bastelarbeiten, Liköre, Strickwaren und vieles mehr, wird stolz vermeldet. Nicht zu vergessen natürlich die rekordverdächtige Zahl von 10.170 Nussecken aus dem Ofen der Familie Schreiber. Die Stunden der Arbeit und der Stromkosten seien da kaum zu zählen.

Wofür die gemeinnützigen Vereine das Spendengeld der „Crombacher“ verwenden

Da könne doch vielleicht einmal mit der Ofenfirma und dem Stromanbieter über Rabatte oder eine Spende gesprochen werden, findet Dietmar Braun lachend. Der Leiter der Diakoniestation ist selbst früher mit Mandeln auf dem Markt präsent gewesen. Vor einigen Jahren habe er das geheime Rezept weitergegeben, wird gelacht und der Einfall für gut befunden. Ebenso beeindrucken die kleinen Dinge, wie etwa eine ältere Dame eine einzige Tüte mit Plätzchen beigesteuert habe. Auch das ist der Crombacher Weihnachtsmarkt.

Eric Junge zeigt für „Strahlemännchen“ den Scheck und den Avatar, der mit einem Teil des Geldes einem kranken Kreuztaler Schüler die virtuelle Teilnahme am Unterricht ermöglichen soll.
Eric Junge zeigt für „Strahlemännchen“ den Scheck und den Avatar, der mit einem Teil des Geldes einem kranken Kreuztaler Schüler die virtuelle Teilnahme am Unterricht ermöglichen soll. © Unbekannt | Michael Kunz

Wofür sollen die Spenden verwendet werden? Die Siegener Tafel brauche ein neues Kühlfahrzeug, betont Tim Müller. Die vorhandenen Wagen seien bei den großen Mengen an Lebensmitteln stark und ständig beansprucht. Da müsse beizeiten Ersatz her. „Wir denken natürlich auch über E-Fahrzeuge nach“, ergänzt Müller.

Tim Müller möchte für die Siegener Tafel ein neues Kühlfahrzeug anschaffen.
Tim Müller möchte für die Siegener Tafel ein neues Kühlfahrzeug anschaffen. © Unbekannt | Michael Kunz

Bei der Diakoniestation wird das Geld diesmal in ein relativ neues Projekt fließen. Mit „Die letzte Hilfe“, werde eine wichtige Lücke in der Betreuung geschlossen, sagt Katherina Platte. Leiterin der ambulanten Hospizhilfe. Dort könne jeder lernen, seinen Angehörigen die Endphase des Lebens zu erleichtern, zum Teil mit ganz einfachen Mitteln. Was früher in Mehrgenerationenfamilien ganz normal gewesen sei, müsse heute wieder gelernt werden. Am ersten Kurs hätten elf Frauen und ein Mann teilgenommen, zwischen 20 und Ende 50. Der nächste starte am 15. Januar und werde wieder vier Module, insgesamt drei Stunden umfassen. Wichtig sei, dass immer ein Ehrenamtler und ein Arzt die Kurse begleite. Bislang gebe es erst vier Ehrenamtliche, wie etwa Stefan Dörr, der das Unternehmen für alle Menschen sinnvoll und wichtig findet. Da würden aber mehr gebraucht. Auch Kinder und Jugendliche sollen künftig angesprochen werden.

Crombacher Weihnachtsmarkt: „Plan B soll nicht der Plan A werden!“

Bei „Strahlemännchen“ ist gut die Hälfte des Betrages für einen Kreuztaler Schüler verplant, der aus Krankheitsgründen nicht persönlich am Unterricht teilhaben kann. Dies soll aber durch einen Avatar ermöglicht werden, der für ihn im Klassenraum ist, mit dem er sich melden kann, den die Mitschüler auf den Schulhof oder sogar auf eine Klassenfahrt mitnehmen können. Auf diese Weise ist der junge Mann zumindest virtuell in der Lage, vor Ort zu sein, Lehrer und Klasse sehen zu können. Der Avatar koste 4500 bis 5000 Euro. Später würden Folgekosten von 1000 Euro pro Jahr fällig, erklärt Eric Junge für den Verein und freut sich zudem, dass die Spende in der Region umgesetzt werden kann. Aktuell gebe es fünf dieser Avatare bei „Strahlemännchen“, die etwa 35 Zentimeter groß seien.

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Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. Nach Möglichkeit die Rückkehr zum klassischen Markt, zu Begegnungen, zur Normalität. Ob es aber etwas wird, das kann derzeit niemand sagen. Notfalls müsse es eben noch einmal der Plan B werden. Aber, und da sind sich Thomas Haub und seine Kollegen auch ganz sicher: „Der Plan B soll nicht der Plan A werden!“