Krombach. Der befürchtete Einbruch blieb aus: Der Crombacher Weihnachtsmarkt erwirtschaftet trotzt der Pandemie einen großen Gewinn.
Der „Plan B“ für den Crombacher Weihnachtsmarkt 2020 wird für das letzte Kapitel beibehalten. Erstmals muss unter den aktuellen Corona-Bedingungen auch die Spendenübergabe in anderer Form über die Bühne gebracht, virtuell per Internetschaltung.
Der Freude aller Beteiligten tut das keinen Abbruch. Denn: Als Thomas Haub im Namen der Arbeitsgemeinschaft ziemlich genau um 18.20 Uhr am Montagabend das allgemeine Startsignal zum Öffnen der Umschläge gibt, herrscht für eine halbe Minute gespannte Stille. Dann setzt ungläubiges Lachen ein, Jubel sogar. „Oh mein Gott“ ist zu hören, „das hätten wir ja nie erwartet“, tönt es über die Leitung.
Gemeinschaftssinn greift in der Coronakrise
Selbst in diesem einzigartig problematischen Jahr haben die drei Empfänger nicht nur ihre Schecks bekommen, es steht auch eine beachtliche Zahl darauf. Jeweils 10.000 Euro können ausgezahlt werden. Am Ende sei es dann doch noch „nur eine Wetterbewegung“ gewesen, und lange nicht der insgeheim doch auch von Thomas Haub und seinen Kollegen befürchtete schwere Einbruch.
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Der Vorsitzende der AG beschwört den Gemeinschafts- und buchstäblichen Familiensinn, der gerade in der Coronakrise gegriffen habe, bei allen Beteiligten, die ohne Ausnahme mitgearbeitet und sich nun erst recht engagiert hätten. „Wir haben gebacken, gebrannt, aufgebaut und gekocht“, strahlt Haub in die Webcam und dankt allen, die an den drei Tagen zum Verkaufswagen bei Möbel Leber respektive auf den Wochenmarkt gekommen sind.
„Wir hätten auch gern noch den vierten Tag gemacht“, fügt er an, was aber wegen des erneuten Lockdown nicht mehr ging. Der Gin sei ohnehin schon verkauft gewesen, tröstet er Iris Dittmann, die Leiterin der Caritas-Beratungsdienste, die eigentlich vorhatte, an jenem ausgefallenen Tag eine Flasche auf dem Wochenmarkt zu kaufen.
Abschlussklasse aus Hilchenbach spendet die Abi-Kasse
Alle verderblichen Waren hätten noch vor Weihnachten abgesetzt werden können. Natürlich gehörten auch die legendären Nussecken der Familie Schreiber wieder zum Angebot. 9000 seien diesmal gebacken worden.
Und woher kam es nun, das Geld, dass die Spendenempfänger auch am Ende des Krisenjahres 2020 in Entzücken versetzt hat? Es gebe keine „echte Großspende“, betont Frank Weber für die AG. Dafür seien sehr viele kleine Beiträge von Menschen eingegangen, die zehn oder zwanzig Euro beigesteuert hätten: „Das Geld, das sie sonst für eine Wurst und einen Glühwein ausgeben hätten.“
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Das besondere Ansehen, dass der Crombacher Markt inzwischen genieße, habe sich auch in einer Zuwendung aus Hilchenbach manifestiert. Die Abschlussklasse des Stift Keppel habe ihre über mehrere Jahre gesparte Abi-Kasse mangels Gelegenheit für eine große Feier für gute Zwecke gespendet, ergänz Frank Weber. Unter mehreren Bewerbungen seien die Klimawelten Hilchenbach und eben der Markt in Crombach ausgewählt worden.
Caritas-Projekt „Hörst Du mich“ wird fortgesetzt
Ein wenig Sorge sei schon gewesen, dass sich die Spender zurückhalten würden unter den besonderen Umständen, „weil sie denken, warum mitmachen, es kann ja doch keine besondere Summe zusammengekommen“. Umso schöner sei nun, gemeinsam bewiesen zu haben, dass rund um den Crombacher Weihnachtsmarkt immer etwas auf die Beine gestellt werden könne.
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Die Vertreter der drei Empfänger betonen die gleichen Punkte, können kollektiv kaum fassen, so kurz nach Weihnachten eine derart positive Überraschung zu erleben. Immerhin hätten viele Menschen selbst genug Probleme, über die Runden zu kommen und trotzdem geholfen, betont Iris Dittmann im Namen des Caritas-Angebotes „Hörst Du mich“, das sich die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zur Aufgabe gemacht hat, deren Eltern lebensbedrohlich erkrankt sind. Für ihre Kollegin Katharina Jung bedeutet es sogar die Sicherheit ihrer Stelle, weil das Projekt definitiv 2021 fortgesetzt werden könne.
Planung für Crombacher Weihnachtsmarkt 2021 läuft
Die stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle für Mädchen in Not VAKS e.V., Melissa Thor und ihre Kollegin Katharina Heinrich strahlen ebenso um die Wette, wie schließlich auch Jutta Schmidt und Klaus Grünebach für den Pflegekreis Wilnsdorf. Die Crombacher und alle Unterstützer hätten ein wichtiges Zeichen gesetzt.
Damit das auch 2021 weitergehen kann, haben die Vorbereitungen für den nächsten Markt bereits begonnen, versichert Thomas Haub. Die Frage, wie es dann ganz real Ende des Jahres aussehen kann, lässt er bewusst offen und betont lieber noch einmal die Sehnsucht nach dem echten Markt, den alle in den vergangenen Wochen gehabt hätten.
Zunächst einmal gehe es im Frühjahr daran, aus der langjährigen Arbeitsgemeinschaft einen Verein zu machen. Das sei eine notwendige Reaktion auf die Geschehnisse in Alchen, fügt der AG-Vorsitzende an. Das letzte Wort gehört dann allerdings noch einmal Klaus Grünebach aus Wilnsdorf. Er habe eine Menge Lächeln auf den Gesichtern gesehen an diesem Abend. Das sollte möglichst lange erhalten bleiben.
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