Siegen. Lars Dettmer aus Siegen ist Theaterpädagoge, Regisseur und Darsteller – aber eigentlich noch viel mehr. Sein Erfolg kommt nicht von ungefähr.
Lars Dettmer reizen Dinge, die er nicht versteht oder Bereiche, in denen er sich noch nicht auskennt. „Ich mache es mir nicht leicht“, sagt er. So hat er zum Beispiel das Thema Tod und Krankheit lange von sich weggeschoben – bis er daraus 2017 mit dem Jungen Theater Siegen ein Theaterstück machte: „Goldmenschen“, das sich mit dem Thema Demenz befasste. Die beste Inspiration des Theaterpädagogen, Regisseurs und Darstellers ist dabei stets der Alltag.
Theaterpädagoge Lars Dettmer aus Siegen: Ein Multitalent
Der 44-Jährige ist ein Multitalent, aber auch jemand, der unglaublich viel Fleiß und Herzblut ins Theater steckt. Sein Erfolg kommt nicht von ungefähr – so arbeitet er für viele Initiativen im Siegerland, wie das Junge Theater Siegen. Wer ihn kennt, schätzt seine unkomplizierte, kumpelhafte Art und seinen Anspruch, immer das Beste aus Theater zu machen. Gleichzeitig ist er auch oft die gute Seele bei seinen Projekten. „Als Theaterpädagoge ist man auch ein bisschen Therapeut“, sagt er. Gerade Jugendliche hätten großes Vertrauen zu ihm. Er möchte von ihnen „niemanden hängen lassen“. „Meine Aufgabe ist auch, zuzuhören.“ Auch wenn er nicht bei jedem Problem helfen könne.
„Als Theaterpädagoge bist du eine Personalunion – du bist quasi Theater in einer Person“, sagt er über seinen Beruf. Regie, Autor, Lichttechnik, Ton, Organisation – ganz so leicht zusammenzufassen, was Lars Dettmer alles tut, ist es nicht. Und auch ihm fällt es schwer, den Überblick über all seine Aktivitäten zu behalten – immer wieder fällt ihm im Interview noch etwas ein, was er schon gemacht hat oder woran er gerade arbeitet.
Theaterpädagoge Lars Dettmer: Seine Arbeit
„Meine zwei großen Baustellen sind Kultur und Schule NRW und das Junge Theater Siegen“, sagt er. Seit 2008 ist er als Theaterpädagoge für das Landesprogramm in Grundschulen im Siegerland und an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Siegen unterwegs. Er leitet den Theaterjugendclub „Neon“ des Bruchwerk-Theaters, der wiederum Teil des theaterpädagogischen Programms „Spiel:Farben“ des Jungen Theaters Siegen ist.
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Derzeit arbeitet er zusammen mit dem Jungen Theater Siegen am Thema „Scham“ – nachdem es bereits 2019 und 2020 eine Ausstellung und eine Internetseite zu diesem Thema gab, soll im Frühjahr 2022 ein Theaterstück dazu aufgeführt werden. Ein Projekt, wo die Schamgrenzen ausgetestet werden, jeder Darsteller aber die Kontrolle über seine persönlichen Grenzen hat. Zuständig für die Regie ist Lars Dettmer beim Projekt „Nichts“, das ebenfalls im Frühjahr 2022 auf die Bühne gebracht werden soll. Die meisten der Projekte des Jungen Theaters Siegen „wachsen auf meinen Mist“, sagt Lars Dettmer. „Die Ideen versiegen nie.“
Podcast-Format
Lars Dettmer hat am Theaterpädagogischem Zentrum Köln studiert, ist Theaterpädagoge BuT. Seine Fortbildung ist vom Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) zertifiziert.Über seine Projekte informiert er auf Facebook unter „Lars Dettmer“. Zu hören ist er mit David Penndorf beim Podcast „Jäger des Mythos“: https://podtail.com/de/podcast/jager-des-mythos
All seine Projekte aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Bleiben wir also bei den „Großen“. Dazu zählt auch die städtische Tanzschule „Spitzentanz“ in Kreuztal, wo Dettmer den theaterpädagogischen Teil leitet, sei es bei Aufführungen wie „Dance & Sing“ oder Workshops (wir berichteten). Wenn die Tanzschule erst einmal ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus eingezogen ist, könnte auch dort mehr Theater stattfinden, hofft der Siegener. Kreativ austoben tut er sich gerade auch in dem ein oder anderem Podcast- oder Hörspielprojekt. Ein „neues Feld“, bei dem er seiner Wissbegierde nachgehen kann.
Siegener Lars Dettmer: Theater als „Gruppenprozess“
Bei seiner Theaterarbeit ist ihm wichtig, dass er möglichst wenig vorgibt. „Am Anfang weiß man nicht, wo endet das Ganze“, sagt er und lacht. „Ich bin nicht der, der sagt: Ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen.“ Ein „bisschen Chaos“ gehöre dazu.
Aus der Theatergruppe heraus soll die Handlung seiner Stücke entstehen. „Es ist ein Gruppenprozess. So hat der Applaus am Ende für jeden einen ganz großen Wert.“ Auch bei der Entwicklung von „Dance & Sing“ zusammen mit Tanzlehrerin Britta Papp setzt er auf die Kreativität der Jugendlichen. Lars Dettmer bringt die unterschiedlichen Handlungsfäden dann zusammen.
Lars Dettmer aus Siegen: „Existenzängste kann ich mir nicht leisten“
13 Jahre ist er schon freiberuflich im Theater tätig, arbeitet vor allem mit Kindern und Jugendlichen zusammen. „Rein emotional gesehen“ sei sein Job eine 24/7-Tätigkeit – ab und an bremst er sich dann doch aus. Als Familienvater hat er auch sonst noch genug zu tun. Die Ideen für zig weitere Projekte hätte er, doch irgendwann fehlt auch ihm die Zeit.
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Bislang braucht fast jedes seiner Theaterprojekte ein bis zwei Jahre Vorlauf, bis es aufgeführt wird. Zeit für die Beantragung von Fördermitteln, Proben und mehr. All das erfordert viel Organisation. „Existenzängste kann ich mir nicht leisten“, sagt der Siegener. Er plant alle seine Projekte weit im Voraus, „damit ich schlafen kann.“ Davon abgesehen, ist sein Tatendrang aber auch einfach unermesslich.
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