Siegen. Bildungswissenschaftler und Schulpädadoge Dr. Jörg Siewert, Uni Siegen: Junge Menschen brauchen Kontakt zu Gleichaltrigen, in Schule und Freizeit
Schulkinder begegnen ihren Mitschülern zurückhaltender. „Schüler und Schülerinnen machen sich viele Gedanken über das Pandemiegeschehen. Sie merken, dass seit anderthalb Jahren alles anders ist“, sagt Dr. Jörg Siewert, Bildungswissenschaftler mit Schwerpunkt Schulpädagogik an der Universität Siegen. Seit Beginn der Pandemie werde zu viel Verantwortung auf Kinder übertragen. „Ich finde, wir bürden den Kindern zu viel auf – wenn zum Beispiel Erwachsene ihnen immer wieder verdeutlichen, sie würden ihre Familie krank machen, wenn sie nicht aufpassen.“
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Jüngere können sich erst seit kurzer Zeit impfen lassen, sollen sich aber seit Anfang der Pandemie Sorgen um die Gesundheit ihrer Angehörigen machen. Das setze viele Kinder unter Druck, anderen Menschen nicht zu nahe zu kommen. „Deswegen kann von bedenkenlosen Begegnungen wie vor Corona noch nicht die Rede sein“, so Siewert.
Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im Lockdown zugenommen
Studien zeigten, dass psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie enorm zugenommen haben. Für Siewert eine Konsequenz der Lockdowns. „Homeschooling hat bei vielen Schülern soziale und emotionale Probleme verursacht, da kein persönlicher Austausch möglich war.“ Er findet es daher wichtig, dass die Schulen offen bleiben, um ein Minimum an Begegnungen mit Gleichaltrigen zu gewährleisten. Denn der Kontakt zu Mitschülern und die persönliche Teilnahme am Unterricht ermögliche den Kindern einen normalen Alltag. Das sei entscheidend, um ihre Lage zu verbessern.
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Außerdem profitieren Kinder davon, dass auch im Freizeitbereich wieder mehr Begegnungen möglich sein. Das gemeinsame Lernen im Klassenverbund und ihre Hobbys gäben ihnen ein Stück Sicherheit zurück. Das Tragen einer Maske und das regelmäßige Testen im Unterricht sei mittlerweile ganz normale Routine für die Klassen.