Allenbach. Die Bezirksschülervertretung setzte sich in der Pandemie für die Interessen der Schüler ein. Bei der Delegiertenkonferenz zieht sie Bilanz

Das zurückliegende Schuljahr war wegen der Pandemie und dem damit verbundenen Wechsel zwischen Distanz-, Hybrid- und Präsenzunterricht eine große Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler. Vielleicht wichtiger denn je war deshalb die Arbeit der Bezirksschülervertretung (BSV) Siegen-Wittgenstein, die sich für die Interessen von mehr als 29.000 Schülern im Kreis einsetzt. Dieser Verantwortung kam die BSV nach und setzte sich immer wieder dafür ein, die Schulpolitik für die Schülerinnen und Schüler aktiv mitzugestalten.

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Während sich die BSV wegen Corona lange nur digital traf, konnte die neunte Bezirksdelegiertenkonferenz kurz vor den Ferien in Präsenz stattfinden. 15 Schülervertretungen versammelten sich in der Aula des Gymnasiums Stift Keppel in Allenbach. Er freue sich über die hohe Beteiligung und darüber, die Vertreter endlich wieder persönlich begrüßen zu dürfen, sagte Bezirksschülersprecher Jost Hoffmann, bevor der Vorstand die Arbeit des aktuellen Schuljahres vorstellte.

Schülervertreter aus Siegen-Wittgenstein für Präsenzunterricht

Zuletzt hatte sich die BSV für die Rückkehr zum Regelbetrieb an den Schulen ausgesprochen. Angesichts der Entwicklung der Infektionszahlen sei das der richtige Weg. Im Zuge der Schulöffnungen setzte sich die BSV jedoch auch für einen ausreichenden Schutz der Schülerinnen und Schüler durch ausreichende Schutzmaßnahmen ein. Statt zwei Tests pro Woche forderte die BSV mindestens drei, besser fünf Tests pro Woche. Außerdem sollten alle Schülerinnen und Schüler für jeden Tag in der Woche eine kostenlose FFP2-Maske bekommen. Bereits seit längerer Zeit setzt sich die BSV außerdem für den Einsatz von mehr Schulbussen ein, damit auch der Weg zur Schule in der Pandemie sicherer ist. Dazu wurden mehrere Gespräche mit kommunalen Politikern verschiedener Parteien geführt.

Hoffen auf Normalität

Von dem etwa einmonatigem Präsenzunterricht vor den Ferien erhofft sich die BSV eine Rückkehr zur Normalität. Der Fokus dabei solle auf der sozialen Interaktion liegen.

Für den Neubeginn nach den Ferien fordert Jost Hoffmann: „Schülerinnen und Schüler dürfen im Schuljahr 21/22 nicht erneut von der Politik allein gelassen werden.“

Gegenüber der Landespolitik formulierte die BSV deutliche Kritik. Schulministerin Yvonne Gebauer hatten die Schülervertreter fehlende Konzepte und mangelnde Weitsicht vorgeworfen. Durch Versäumnisse in den Bereichen Testpflicht und kostenlose Masken sowie die mangelnde Transparenz bei der Kommunikation durch das Ministerium sei die Situation der Schülerinnen und Schüler weiter verschlechtert worden. In der Zeit, als Distanzunterricht unvermeidbar war, forderte die BSV den Einsatz von mehr Schulsozialarbeitern.

Schüler leiden an psychischen Erkrankungen wegen Corona

Die BSV setzt sich außerdem dafür ein, das Thema „psychische Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche“ in die Öffentlichkeit zu bringen. Bei mehr als 70 Prozent aller Jugendlichen zeigten sich depressive Verstimmungen als Folge der Coronakrise. Die Dauerbelastung seit dem Ausbruch des Virus, die in vielen Fällen durch eine gereizte Stimmung zuhause verstärkt werde, schlage sich in den Noten und auch in der seelischen Gesundheit vieler Schülerinnen und Schüler nieder. Mit diesen Problemen fühle man sich allein gelassen, bemängelt die BSV.

Auch deshalb fordert die BSV eine baldige Impfung aller Schülerinnen und Schüler. Ein Plan der Politik, die Schülerinnen und Schüler zu impfen, könne den Frust vermeiden und stattdessen ein positives Signal senden. Vor allem aber würden Impfungen auch für mehr Sicherheit sorgen. „Wir diskutieren seit über einem Jahr, wie wir die Schulen infektionssicher machen können, die Impfung wäre hier der beste Weg“, sagte Jost Hoffmann. „Der Anspruch sollte sein, alle Schülerinnen und Schüler bis zum Ende der Sommerferien zu impfen.“ Masken und Lüften könnten nur eine Übergangslösung darstellen, der Distanz- und Wechselunterricht seien ebenfalls auf Dauer nicht gut für die Schülerinnen und Schüler.

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Das Thema Digitalisierung an Schulen bekam durch die Pandemie eine noch höhere Bedeutung. Die Ausstattung der Schulen sei in vielen Fällen immer noch mangelhaft, kritisierte die BSV. „Die Realität ist leider immer noch Kreidetafel und Papierheft, statt Fernseher und Tablet“, sagte Hoffmann. Diese schlechte Ausstattung schade dem Distanzlernen, deshalb müsse sich die Situation schnell verbessern. Zwar gehe es nun wenigstens voran, die Schülerinnen und Schüler würden aber zu wenig miteinbezogen. „Schülerinnen und Schüler müssen ihre Ideen einbringen können, nur so können wir Schulen angemessen digitalisieren“, sagte Hoffmann.