Hilchenbach. Im Rahmen eines Forschungsprojekts ist eine App zu digitalen Bürgerbeteiligung entstanden. Sie macht den geplanten Windpark sichtbar.

Wie sehen die Windräder des künftigen Rothaarwindparks 2 aus? Wo sollen sie stehen? Von wo kann man sie sehen? Was ist überhaupt ein Bürgerwindpark? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es in einer neuen App, die an der Siegener Uni entwickelt worden ist und von der Stadt Hilchenbach auf ihrer Homepage vorgestellt wird. Das Forschungsprojekt „Creative Citizen“ versteht die App als digitale Plattform zur Bürgerbeteiligung.

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Um über die bisherigen Informationsveranstaltungen hinaus Bürgerinnen und Bürger zu erreichen und offene Fragen zu klären, soll die App zum Einsatz kommen. Den Windpark planen die RothaarWind II GmbH, deren Geschäftsführer Günter Pulte bereits den Bürgerwindpark auf der Lümke betreibt, und der Windenergieanlagen-Hersteller Enercon. „Ein Praxisfall wie die Planung eines Windparks ist für unsere Forschung von sehr großer Bedeutung“, sagt Dr. Jörg Radtke, Politikwissenschaftler an der Universität Siegen. Gemeinsam mit Wirtschaftsinformatikern rund um Prof. Dr. Volkmar Pipek untersuchten er und sein Team an der Universität Siegen in den vergangenen drei Jahren zusammen mit dem Software-Unternehmen Geomobile aus Dortmund, wie Online-Bürgerbeteiligung dabei helfen kann, zu besseren Verfahren und Lösungen zu kommen.

Beispiel für eine Visualisierung: An Oberndorf rückt der neue Windpark bis zu 1,2 Kilometer heran.
Beispiel für eine Visualisierung: An Oberndorf rückt der neue Windpark bis zu 1,2 Kilometer heran. © Rothaarwind | Rothaarwind

Durch die Information und finanzielle Bürgerbeteiligung am Windpark, der bereits eine zehnjährige Planungs-Vorgeschichte hat, wolle man erreichen, dass das Projekt einen möglichst großen Nutzen für die Bürger, die Standortgemeinden und die Region bewirkt, sagt Günter Pulte. Der Zuspruch aus der Bevölkerung sei sehr groß, dennoch berichtet der Bürgerwindpark-Geschäftsführer Pulte auch von Sorgen und Bedenken, die an den Planer herangetragen würden: Welche positiven Auswirkungen hat das Vorhaben auf den Klimaschutz, wie verändert sich das Landschaftsbild und wie wird der Naturschutz berücksichtigt? Die neue App soll Antworten auf solche Fragen geben. „Nicht-Informiert-Sein und Falschinformationen erzeugen Unsicherheit und Angst. Informiert-Sein ist die Voraussetzung für eine qualifizierte Meinung“, sagt Pulte. „Aus Umfragen wissen wir, dass die Bevölkerung vor allem Wert auf umfassende Informierung legt. Das kann aber schnell sehr komplex werden – die übersichtliche App hilft dabei, besser den Überblick zu behalten“, erklärt Dr. Radtke den Ansatz der Informations-App.

Testversion

Die „RothaarWind Info“-App kann auf www.rothaarwind.de heruntergeladen werden. Nutzer können einen Account erstellen. Auf der Oberfläche finden sich Artikel mit Informationen zum geplanten Windpark inklusive weiterführender Dokumente.

Fragen sind möglich und werden vom Projekt-Team gesammelt, weitergeleitet und ausgewertet. Die Antworten kommen vom Vorhabenträger.

Die App ist bislang eine Testversion, die zunächst erprobt und wissenschaftlich ausgewertet wird. Sie wird mehrere Monate verfügbar sein, die Fortsetzung des Einsatzes ist noch offen.

Das ist zu sehen: Windräder aus 25 Perspektiven

Die App enthält auch eine Schallkarte und Visualisierungen. Dabei werden die Anlagen in Fotos einmontiert. „Die Behörden haben uns insgesamt 25 Fotostandpunkte exakt vorgegeben, um die Sichtbarkeit des Windparks von bestimmten Ortslagen oder besonderen Aussichtspunkten darzustellen“, heißt es zur Erläuterung. „Die Fotos sollen dem natürlichen Sichtfeld des Menschen entsprechen. Daher dürfen für die Aufnahmen in der Regel nur sogenannte Normalobjektive verwendet werden.“ Die Einpassung der Windenergieanlagen in das Bild müsse sehr genau erfolgen. „Bäume, Gebäude, selbst Leitungen oder einzelne Äste, die vor den Anlagen liegen, müssen deswegen aufwendig freigestellt werden.“

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Das meinen die Kommunen: Hilchenbach dafür, Kirchhundem dagegen

Auch Hilchenbachs Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis sieht in dieser neuen App eine einzigartige Form der Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung: „Wir freuen uns sehr, den Hilchenbacherinnen und Hilchenbachern diese digitale und smarte Form der Informierung ob via Handy oder am PC bieten zu können. Es schafft neben der notwendigen Transparenz auch mehr Vertrauen rund um das Thema Bürgerwindpark – und das bedeutet letztlich auch Akzeptanz.“

Die Stellungnahmen der beiden Kommunen in der App sind gegensätzlich. „Der weitere Ausbau der Windenergie wird in der Stadt Hilchenbach positiv gesehen“, heißt es auf der Hilchenbacher Seite. Anders klingt das in der Gemeinde Kirchhundem, auf deren Gebiet zehn der insgesamt 17 Windräder stehen sollen. Sie möchte die Standorte für Windkraftanlagen in einem Bereich nördlich von Rahrbach konzentrieren. Für den an Hilchenbach angrenzenden Standort in Heinsberg habe sie daher das Einvernehmen versagt.

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