Siegen. Auch in der evangelischen Kirche werden die Pfarrer knapp. „Multiprofessionelle Pastoralteams“ sollen die verbleibenden Seelsorger unterstützen.
Pfarrerinnen und Pfarrer könnten im evangelischen Kirchenkreis Siegen künftig stärker im Team mit anderen Berufsgruppen arbeiten. Zu solchen sogenannten „interprofessionellen Pastoralteams“ könnten etwa Diakoninnen und Diakonie, Gemeindepädagoginnen und -pädagogen oder Gemeindemanagerinnen und -manager gehören, erklärte Superintendent Peter-Thomas Stuberg auf der Kreissynode.
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2025 viele Pensionierungen im Kirchenkreis Siegen
Pfarrerinnen und Pfarrer könnten sich dadurch stärker auf ihre seelsorgerlichen Kernaufgaben wie Verkündigung und Seelsorge konzentrieren und müssten nicht auch noch das betriebs- und verwaltungswirtschaftliche Management einer Gemeindestemmen. „Es gilt, den kirchlichen Dienst durch die Einbringungen von vielen verschiedenen Begabungen zu bereichern und nicht kirchliche Angebote abzubauen“, betonte Stuberg.
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In einigen Gemeinden der Evangelischen Kirche von Westfalen sind interprofessionelle Pastoralteams bereits im Einsatz. Ab dem Jahr 2025 stehen zahlreiche Pensionierungen beim Pfarrpersonal im Kirchenkreis Siegen an, die voraussichtlich nicht im selben Umfang nachbesetzt werden können. Denn aktuell treten in der westfälischen Landeskirche nur etwa 15 Nachwuchstheologinnen und -theologen pro Jahr ihren Pfarrdienst auf Probe an. „Von dem Bild, dass jeder Kirchturm oder gar jedes Dorf seine eigene Pfarrperson im Wohnumfeld haben wird, müssen wir uns also allmählich verabschieden“, sagte Stuberg.
Synode zieht Diakonie an sich
Personelle Veränderungen könnte es auch im Diakonischen Werk im Evangelischen Kirchenkreis Siegen geben. Superintendent Stuberg und Pfarrer Tim Winkel, Vorsitzender des Diakonischen Werks, stellten Pläne vor, wonach die Leitung des Diakonischen Werks künftig komplett bei der Kreissynode liegen könnte. Dadurch würden Doppelstrukturen in der Leitungsstruktur des Diakonischen Werks abgebaut, das zurzeit als eingetragener Verein organisiert ist, erläuterte Stuberg. Zusätzlich ist die Einrichtung einer Kreispfarrstelle für Diakonie im Gespräch. Ein hauptamtlicher Diakoniepfarrer könnte auch theologische Impulse in die Diakonie in Südwestfalen gGmbH einbringen, deren Eigentümer das Diakonische Werk und der Kirchenkreis Siegen gemeinsam sind, erklärte Winkel. Die Stelle eines theologischen Vorstands in der Diakonie in Südwestfalen würde damit wegfallen.
Pfarrer Winkel stellte auch die Pläne für das Diakonie-Jubiläum 2022 vor, wenn das Diakonische Werk und das Diakonie-Klinikum Jung-Stilling jeweils ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Geplant sind unter anderem ein Festgottesdienst im Februar mit Präses und EKD-Ratsvorsitzender Annette Kurschus, eine Wanderausstellung zur Diakoniegeschichte und Aktionen im Rahmen der Woche der Diakonie
Auch in der Jugendarbeit fehlen Hauptamtliche
Interprofessionelle Teams könnten eine Chance sein, den hauptamtlichen Dienst gaben- und ressourcenorientiert zu organisieren. Jedes Mitglied könnte entsprechend der eigenen Begabungen arbeiten. „Es könnte also ein sehr spannender Prozess sein, wenn sich eine Region auf den Weg macht, zum Beispiel Angebote zu machen für junge Familien oder auch für Alleinerziehende.“
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Die Weidenauer Pfarrerin Karin Antensteiner gab zu bedenken, dass es auch im Bereich der Jugendarbeit nicht einfach sei, hauptamtliche Mitarbeiter zu finden. „Ist das nicht nur eine Verschiebung des Mangels von der einen auf die andere Seite?“. Dagegen begrüßte der Leiter des kreiskirchlichen Jugendreferats, Volker Peterek, die Einrichtung von interprofessionellen Pastoralteams als berufliche Perspektive für Jugendreferentinnen und Jugendreferenten. „Das könnte gerade für ältere Kolleginnen und Kollegen interessant sein, die sich sonst vielleicht mit Mitte 30 in einen anderen Bereich verabschiedet hätten.“ Auf einer Pfarrkonferenz soll der Einsatz von Interprofessionellen Teams in Kürze nochmals vertieft besprochen werden.
2031: Nur noch in Pfarrer für 5000 Menschen
Für Diskussionen unter den Synodalen sorgte der Beschluss der Landeskirche, wonach Pfarrerinnen und Pfarrer künftig mehr Gemeindeglieder betreuen müssen. Die Landessynode hatte im Mai beschlossen, dass die Bemessungsgrenze von aktuell 3000 Gemeindeglieder pro Pfarrstelle auf 3500 erhöht wird. Ab dem Jahr 2026 soll eine Pfarrerin oder ein Pfarrer dann für 4000 Gemeindeglieder zuständig sein, ab 2031 sogar für 5000.
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Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng von der Siegener Martini-Kirchengemeinde verwies auf deutlich niedrigere Bemessungsgrenzen in anderen Landeskirchen und warnte: „Viele junge Theologinnen und Theologen wechseln in andere Landeskirchen.“ Pfarrer Christian Schwark aus Trupbach-Seelbach regte an, auch Bewerber aus nicht universitären Hochschulen in den Pfarrdienst aufzunehmen, etwa von der CVJM-Hochschule Kassel oder der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. Pfarrer Oliver Günther aus Oberholzklau forderte, zusätzlich zur Zahl der Gemeindeglieder auch andere Faktoren bei der Stellenbemessung zu betrachten. „Man sollte auch die Größe der Region als Bezugsrahmen einbeziehen.“
Regionen bei Pfarrer-Nachwuchs unterschiedlich beliebt
Superintendent Stuberg räumte ein, dass die Erhöhung der Bemessungszahlen die berechtigte Frage aufwerfe, wie unter diesen Bedingungen eine verlässliche Beziehungspflege zu den Menschen einer Kirchengemeinde möglich sein kann. „Deshalb wollen wir über die interprofessionellen Teams versuchen, die pastorale Versorgung auf mehrere Schultern zu verteilen.“ Daneben hätten die feste Bemessungsgrenzen aber den Sinn, dass innerhalb der Landeskirche ein Standard für alle Pfarrstellen eingezogen werde. Dadurch solle eine Gleichheit zwischen den verschiedenen Regionen innerhalb der Landeskirche hergestellt werden, die bei Nachwuchstheologen unterschiedlich beliebt seien.
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