Siegerland. In Netphen gibt es einen Podcast, der für die Ausbildung im Öffentlichen Dienst wirbt. Wilnsdorf und Burbach setzen auf eher traditionellen Weg.
Auch die Siegerländer Verwaltungen müssen sich immer mehr bemühen, Nachwuchs zu gewinnen. „Es werden immer weniger Bewerber“, sagt Corinna Buro, Ausbildungsbeauftragte bei der Stadt Netphen. Zwar bekomme man alle Azubi-Stellen besetzt, doch dafür bedürfe es mitunter Kreativität. Um zu zeigen, wie attraktiv eine Ausbildung in der Verwaltung sein kann, hat sich die Stadt Netphen einen „Azubi-Podcast“ einfallen lassen. „Das gibt es nirgendwo anders im Kreis“, sagt Moderator Jan Seidel.
Netphen: Podcast soll auf Attraktivität einer Ausbildung in Verwaltung hinweisen
Drei Podcast-Folgen sind bereits erschienen. „Bei der Ersten haben wir allgemein über die Stadt Netphen als Ausbildungsbetrieb gesprochen“, erzählt der 21-Jährige, der selbst seine Lehre bei der Stadtverwaltung Netphen gemacht hat. Bei der zweiten Folge ging es um die Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte, bei dem Azubine Lara Greff berichtete. Stadtinspektorin Lisa Thomas wurde in der nächsten Folge interviewt: Bis vor Kurzem absolvierte sie das duale Studium zum Bachelor of Laws an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW.
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Beim Netphener Podcast wird alles auf Video aufgezeichnet und auf YouTube veröffentlicht – es ist also kein Podcast im klassischen Sinne, wo es nur etwas „auf die Ohren“ gibt. Jan Seidel, der die Podcasts schneidet, setzt ganz bewusst auf „visuelle Medien“. Gerade die würden die junge Generation ansprechen. Lange Texte wolle kaum noch jemand lesen.
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Alle bisherigen Folgen wurden „gut geklickt“, berichtet Jan Seidel. In Zahlen: Folge 1 hatte rund 400, Folge 2 circa 520 und Folge 3 etwa 180 Aufrufe. Das Format sei ein „Gewinn“, so könne man auch bei Ausschreibungen „immer auf die Podcasts verweisen“, erklärt der Videoexperte. „Wir versuchen über diese Schiene auf uns aufmerksam zu machen“, sagt Jan Seidel. „Viele wissen nach der Schule nicht, wohin sie möchten.“ Und das Format kommt gut an, nicht nur innerhalb der Netphener Verwaltung. Die Arbeiten für Folge 4 laufen. Auch einen Azubi-Film könnte man sich vorstellen, berichtet Corinna Buro. Den gab es in Netphen schon einmal. „Wir wollen ihn gerne neu aufziehen.“
Wilnsdorf: Ausbildungsstellen im Handwerk schwieriger zu besetzen
Ein Format wie den Podcast gibt es in der Gemeinde Wilnsdorf für die Azubi-Gewinnung nicht. „Neben der klassischen Stellenanzeige arbeiten wir eng mit der Agentur für Arbeit zusammen. Über diesen Austausch konnten wir schon einige Azubis gewinnen“, sagt Pressesprecherin Stefanie Gowik.
Die Ausbildungsberufe
In der Gemeindeverwaltung Wilnsdorf gibt es folgende Ausbildungsberufe: Verwaltungsfachangestellte/r in der Fachrichtung Kommunalverwaltung, Straßenwärter/in, Fachkraft für Abwassertechnik, Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste. Bei der Stadtverwaltung Netphen wird laut Corinna Buro die Lehre zum bzw. zur Verwaltungsfachangestellten/m, Straßenwärter/in, Fachkraft für Abwassertechnik, Anlagenmechaniker/in für Rohrsystemtechnik sowie der Bachelor of Laws angeboten. In der Burbacher Gemeindeverwaltung gibt es die Ausbildungsberufe Verwaltungsfachangestellte/r, Tiefbaufacharbeiter/in sowie darüber hinaus die Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice.
Die Gemeindeverwaltung präsentiere sich alljährlich auf der Ausbildungsmesse Süd-Siegerland, setze auf „die direkte, frühzeitige Ansprache der jungen Menschen“. „Dank unserer Kooperation mit dem Arbeitskreis Wilnsdorfer Unternehmer (AWU) sind wir in dessen Azubi-Map aufgelistet, die an den weiterführenden Schulen verteilt wird und die Schülerinnen und Schüler über Berufsfelderkundungstage und Betriebspraktika informiert.“
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Dennoch spüre auch die Gemeindeverwaltung den zunehmenden Trend nach höheren Bildungsabschlüssen, so Gowik. „Die Ausbildungsstellen für den beziehungsweise die Verwaltungsfachangestellten konnten wir bisher zwar stets besetzen, aber in den eher handwerklichen Ausbildungsberufen müssen wir oft länger nach geeigneten Bewerbern Ausschau halten. Manchmal suchen wir auch vergeblich“, erzählt Stefanie Gowik. Dabei habe die Ausbildung in der Verwaltung viele Vorteile: Es würde für den eigenen Bedarf ausgebildet, nach der abgeschlossenen Lehre warte „ein sicherer Arbeitsplatz“. Und eine Beschäftigung im Öffentlichen Dienst gehe mit tariflicher Vergütung, guten Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie attraktiven Sozialleistungen (Jahressonderzahlung, Leistungen zur betrieblichen Altersvorsorge, Gleitzeitregelung, etc.) einher.
Burbach: „Rückläufiger Bewerberzahlen“ bei Gemeindeverwaltung
Die Ausbildungsstellen für das kommende Lehrjahr konnten die Verwaltungen in Wilnsdorf und Netphen schon besetzen. In Burbach ist das Bewerberverfahren für die Ausbildungsstellen 2022 noch nicht abgeschlossen. „Die Bewerbungsfrist ist allerdings schon abgelaufen“, sagt Tim Lehmann, Pressesprecher der Gemeinde Burbach.
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Auch die Gemeindeverwaltung Burbach verzeichne einen Rückgang der Bewerberzahlen. Gerade in den handwerklich-technischen Ausbildungsberufen sei die Zahl der Bewerbungen „stark zurückgegangen“. „Trotz rückläufiger Bewerberzahlen konnten in den vergangenen Jahren fast alle Ausbildungsplätze besetzt werden“, betont Lehmann.
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Der überwiegende Teil der Bewerberinnen und Bewerber erfahre von den Stellenangeboten über die Tageszeitungen und über die Internetseite der Gemeinde Burbach sowie über die Social-Media-Kanäle der Gemeinde. „Durchschnittlich werden im Jahr zwei Auszubildende ausgebildet“, sagt Tim Lehmann. Um Nachwuchs zu gewinnen, ist die Gemeindeverwaltung ähnlich wie in Wilnsdorf mit ihren Stellenangeboten auf verschiedenen Plattformen vertreten sowie bei lokalen Ausbildungsmessen präsent. Besondere Aktionen wie in Netphen gibt es hingegen dort nicht.
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