Siegen. In Siegen gibt es zu wenig so genannte bezahlbare Wohnungen. Das Problem: Unternehmen haben an diesem Segment meist wenig bis kein Interesse.

Jede neu geschaffene Wohnung hilft, den Druck vom Kessel „Wohnungsmarkt Siegen“ zu nehmen, gerade im preisgünstigen Bereich. Das allerdings reicht nach Überzeugung größerer Teile der Kommunalpolitik nicht aus, um im niedrigeren Preissegment mittelfristig auskömmlich und ausreichend Wohnraum in der Stadt zur Verfügung stellen zu können. Neue Wege sollen her, fordern etwa Grüne und Linke.

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Fördermittel für sozialen Wohnungsbau bleiben in Siegen weitgehend unangetastet, berichtete Bürgermeister Steffen Mues im Rat. Seit Jahren gebe es regelmäßige Arbeitskreise mit Wohnungsbaugesellschaften und Bauunternehmen, „da bewegt sich seit Jahren nichts“, niemand habe Interesse, geförderten Wohnraum zu errichten.

Siegen: Stadt kann bei eigenen Grundstücken geförderte Wohnungen fordern

Aktuell schreibt die Stadt Siegen ein Grundstück am Lindenberg aus mit der Auflage, dort geförderte Wohnungen mitzubauen. Meist sei es in solchen Fällen so gewesen, dass städtische Grundstücke quasi verschenkt werden müssten, damit sich überhaupt Investoren fänden, so Stadtbaurat Henrik Schumann. Perspektivisch versuche man, 60 Wohneinheiten in Baulücken zu schaffen.

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In Ballungsräumen, im Rheinland etwa, seien Fördermittel für den Wohnungsbau hingegen regelmäßig vergriffen, weil die Bauherren dort „ordentlich quersubventionieren“: Dort würden Pakete geschnürt und Wohnungen, mit denen sich hohe Einnahmen erzielen lassen, gekoppelt an weniger bis kaum ertragreiche Sozialwohnungen. Ob das der Königsweg sei – „fraglich“, so Schumann. Auf Privatunternehmen zu hoffen sei wohl nicht unbedingt zielführend, eher solle man sich an genossenschaftliche oder öffentliche Wohnungsbauunternehmen halten.

Siegen: Teile der Politik sehen Stadt beim Bau geförderter Wohnungen in der Pflicht

„Wir haben auch viel günstigen Wohnraum in der Stadt, der nicht gefördert ist“, ergänzte Sozialdezernent Andree Schmidt – jede Wohnung, die neu entstehe, helfe, weil so andernorts wieder etwas frei werde. Ähnlich argumentiert auch das Studierendenwerk, das mit neuen Wohnheimplätzen den privaten Sektor kleiner, zentraler, bezahlbarer Wohnungen entlaste.

Zahlen vom Dezember

In Siegen gibt es – Stand 31. Dezember 2020 – 2723 öffentlich geförderte Wohnungen. Das geht aus einem Bericht der Verwaltung hervor.

„Wir kommen irgendwann nicht mehr weiter“, insistierte Günther Langer (UWG). Er berichtete von immer mehr Fällen, in denen das Jobcenter Wohnungen ablehnen würde, weil die Miete ein paar Euro über der festgesetzten Grenze liege. Private Bautätigkeit sei für den Siegener Wohnungsmarkt nicht genug. Er regte an, die Kommunale Entwicklungsgesellschaft (KEG) „personell und anderweitig“ aufzustocken.

Bezahlbarer Wohnraum in Siegen: „Der Markt regelt nicht, sondern er versagt“

In eine ähnliche Richtung überlegte auch Michael Groß (Grüne): Investoren zu finden, die das Wohnungsproblem lösen, sei eine gute Sache – aber wenn sie es nicht täten, „muss der Staat eingreifen“, und damit auch die Kommune. Es gebe „verschiedenste Konsortien, die lukrativste Bauvorhaben in der Stadt umsetzen“, so Groß – dann müsse man eben erwägen, Päckchen zu schnüren wie in den Ballungszentren und sozialen Wohnungsbau vorschreiben. „Es kann doch nicht sein, dass man die Stadt da alleine lässt.“ So jedenfalls könne es nicht bleiben, die Stadt müsse dringend etwas tun.

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Groß’ Fraktionskollege Martin Heilmann sekundierte. „Wenn die lokalen Platzhirsche nicht wollen“ müsse man vielleicht auf überregionale Unternehmen zugehen. Sei der Markt geschlossen, gelte es, eine Konkurrenzsituation zu schaffen. „Der Markt regelt nicht, sondern er versagt“, pflichtete Henning Klein (Linke) bei. Er mahnte zudem, in Sachen Klimaschutzmaßnahmen die soziale Frage nicht zu vernachlässigen, wenn es um die Schaffung von Wohnraum gehe – die vergleichsweise günstige Betonbauweise wird unter Klima-Gesichtspunkten oft kritisiert. Der beste Klimaschutz nütze nichts, wenn er auf Kosten der Armen gehe, so Klein.

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