Siegen. Die Siegener möchten lange in den eigenen vier Wänden bleiben. Die Befragung „Wohnen im Alter“ gibt Hinweise, was die Stadt dafür machen kann.

Barrierefreies (Um)Bauen wird in Siegen künftig ein immer wichtigeres Thema sein. Unter anderem das geht aus den Ergebnissen der Befragung „Wohnen im Alter“ hervor, die die Stadt nun vorlegt. „Der Großteil der Siegener Bürgerinnen und Bürger möchte auch im Alter selbstbestimmt in der vertrauten Wohnung und im eigenen Stadtteil weiterleben“, ist einer Mitteilung zu entnehmen. Um Barrieren zu reduzieren, die dem entgegenstehen, seien aber oft bauliche Maßnahmen in Häusern und Wohnungen notwendig.

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Mehr als 520 Menschen haben die Fragebögen ausgefüllt. Insgesamt sind mehr als 43.000 Siegenerinnen und Siegener bereits heute 50 Jahre oder älter – „bei steigender Tendenz aufgrund des demografischen Wandels“, so die Stadt. Bei den Planungen für deren künftigen Bedarf gehe es nicht nur um die Zahl an benötigten Wohnungen und Häusern, sondern auch um „Wünsche und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger an Wohnformen, Ausstattungen, Serviceangebote und Lagequalitäten“. Trotz der „vergleichsweise kleinen Zahl an Teilnehmenden“ ließen sich aus den Ergebnissen Empfehlungen für die handelnden Akteure im Siegener Wohnungsmarkt ableiten.

Siegen: Menschen möchten im Alter gerne im vertrauten Stadtteil wohnen bleiben

Sehr wichtig seien unterstützende Initiativen von privater und öffentlicher Seite, etwa die Regiestelle „Leben im Alter“ der Stadt Siegen, der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein oder auch die Wohnberatung Siegen-Wittgenstein. Unterstützende Dienstleistungen würden ebenfalls von vielen Menschen als Möglichkeit angesehen, an ihrem Wohnort und in ihrer Wohnung zu bleiben. „Die bestehenden Serviceleistungen werden in den nächsten Jahren sicherlich noch deutlich ausgebaut werden können und müssen“, sagt Thomas Daschke von der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung.

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Allerdings gebe es auch „eine nicht unerhebliche Anzahl an Personen“, die noch im Laufe der nächsten Jahre umziehen möchten. „Da sowohl an den Wohnort als auch an die Wohnung unterschiedliche Anforderungen gestellt werden, sollte bedarfsgerechter, das heißt, barrierearmer Wohnraum nicht nur in bevölkerungsstarken Stadtteilen wie Siegen-Mitte und Weidenau geschaffen werden, sondern auch in den eher ländlicheren Stadtteilen“, fährt Thomas Daschke fort.

Ergebnisse der Befragung „Wohnen im Alter“ in Siegen

Im Falle eines Umzugs in eine andere Wohnung wünscht sich der Großteil der Teilnehmenden eine Drei-Zimmerwohnung mit 60 bis 89 Quadratmetern Wohnfläche. Außerdem sollen die monatlichen Wohnkosten unter 600 Euro liegen. Die Wohnung sollte ein barrierearmes Badezimmer, ausreichend breite Türen und einen stufenlosen Wohnungszugang aufweisen. Zusätzlich wären ein Stellplatz, eine Terrasse oder ähnliches sowie ein Garten wünschenswert.

Offen für alle ab 50

Die Befragung lief zwischen dem dem 7. Dezember und 3. Januar.

Außer 1000 zufällig ausgewählten Haushalten, die Anfang Dezember per Post angeschrieben wurden, bestand für alle übrigen Siegenerinnen und Siegener der Zielgruppe „50plus“ die Möglichkeit, online teilzunehmen.

Stadtbaurat Henrik Schumann dankt allen, die den Fragebogen ausgefüllt haben: „Nur wenn verlässliche Informationen über die aktuelle Wohnsituation und die zukünftigen Wohnwünsche vorliegen, kann der Wohnungsmarkt bedarfsgerecht entwickelt werden.“

Das Thema Barrierefreiheit gewinnt seit einigen Jahren an Bedeutung. Der Hauptansatz dabei ist, bereits bei Neubauten auf Barrierefreiheit zu achten. Umbauten im Bestand sind nämlich in der Regel komplizierter und sollen so überflüssig werden.

Die Wohnform, die die Befragten bei einer zukünftigen Wohnungssuche am ehesten berücksichtigen würden, ist das barrierearme Wohnen ohne Serviceleistungen, gefolgt vom barrierearmen Wohnen mit Serviceleistungen. Hier leben die Menschen in ihren eigenen vier Wänden, werden aber bei Bedarf durch diverse Angebote unterstützt. Das innovative Mehrgenerationenwohnen, bei dem Jung und Alt zwar räumlich getrennt voneinander wohnen, sich aber gegenseitig im Alltag unterstützen können, ist eine Wohnform, in der sich jeder dritte Befragte sein zukünftiges Leben vorstellen kann.

Klassische, auf Senioren ausgerichtete Wohnformen wie Alten- und Pflegeheime werden zwar auch nachgefragt, jedoch nur vereinzelt.

Da im Alter die Mobilität zurückgeht oder erschwert wird, sind kurze Wege zu Ärzten und Versorgungseinrichtungen sowie eine gute ÖPNV-Anbindung notwendig, um das selbstständige Leben gewährleisten zu können.

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Des Weiteren ergab die Umfrage, dass in Siegen eine große Heimatverbundenheit herrscht und ein Großteil der Menschen nicht umziehen möchte – und wenn doch, dann am liebsten im gleichen Stadtteil. „Daher sollten auch die ländlichen Stadtteile gut erschlossen und nahversorgt sein“, folgert die Verwaltung. Außerdem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass altengerechte Wohnformen auch im ländlichen Raum nachgefragt werden.

Schließlich wünschen sich die Befragten flächendeckende Dienstleistungen und Serviceangebote, damit ein Verbleib in den eigenen vier Wänden erleichtert wird.

Zusätzlich würde der barrierereduzierende Umbau der eigenen Wohnung dazu beitragen, dass die Wohnwünsche von einem Großteil der Siegener Bevölkerung über 50 Jahren erfüllt werden können.