Siegen. Die ehemalige Friedenskirche in Siegen-Achenbach ist heute ein Wohnprojekt für Menschen ohne feste Bleibe. Diese bringen sich im Stadtteil ein.

Zuerst gibt es Musik, später eine Lesung. Und danach wollen sie überlegen, ob aus der neuen Idee etwas werden kann. Ab 16 Uhr steht am Samstag in der früheren Friedenskirche in Achenbach zum ersten Mal die Benefizreihe FriedensKircheKultur“ auf der Agenda – und damit der Versuch, Menschen in das frühere Gotteshaus und in Kontakt mit den aktuellen Bewohnern zu bekommen. Von denen sei die Initiative ausgegangen, sagt Peter Schulte, der dort für den Heimatverein, respektive die Weiterbildungsgesellschaft Achenbach mbH als Sozialbetreuer aktiv ist.

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Bis vor gut einem halben Jahr gab es eine Zusammenarbeit mit der AWO, die dort eine ambulant betreute Wohngruppe unterhielt. Dann gab es einen Wechsel, seither sind die Unterkünfte dort an Obdachlose vermietet, bis sie wieder eine „richtige“ Wohnung gefunden haben. Überwiegend Männer, im Alter von 20 bis 40, lebten aktuell dort, in einer Art WG, „die aber auch ein offenes Haus ist“, erläutert Peter Schulte, und die sich einen besseren Kontakt zu ihren direkten Nachbarn und der weiteren Bevölkerung in Achenbach wünschten.

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Zugleich wurde Lisa Neumann auf das Gebäude und seine Bewohner aufmerksam. Sie absolviert derzeit ihren Bundesfreiwilligendienst beim Heimatverein, kam „beim Spazierengehen auf dem Historischen Rundweghier immer wieder vorbei“ und wollte mehr über das Haus wissen. Sie kam ins Gespräch mit Sozialarbeiter Michel Dylong, Maßnahmenleiter in der Weiterbildungsgesellschaft.

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Die junge Frau ist auch Gesellschafterin im „raubdruck-Verlag“ aus Netphen und Mitherausgeberin der Off-Zeitschrift „Der Goldene Schuß – News für alle, die in der Gosse zu Hause sind“ und fand die Idee für eine Veranstaltungsreihe in der Friedenskirche interessant. „Gestern sah es hier noch ziemlich wüst aus“, sagt sie lächelnd. Jetzt ist sie begeistert, wie es die Bewohner geschafft haben, ihr Zuhause für potenzielle Gäste aufzubereiten, für Lebensmittel zu sorgen und sogar eine 3G-Kontrolle zu installieren. Sie selbst habe Flyer verteilt, mit den Anwohnern gesprochen, „wir haben auch reichlich Plakate geklebt“.

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Lisa Neumann hofft, dass der Zuspruch deutlich größer werden wird in Zukunft. Wenngleich sie auch jetzt schon Freunde und Bekannte sieht, vertraute Gesichter aus der Kulturszene. Natürlich sind Kollegen aus dem raubdruck-Verlag da. Sebastian Taugerbeck alias „Taugi“, der neben Martin Stoffel, Carlos Tweed und GabiGee auf der Liste der Vorleser steht. Neumann selbst hat unter dem Alias „Toulouse LaDreque“ eine musikalische Playlist erstellt, die den Nachmittag mit Tee und Kuchen begleitet. „Ich will mich nicht als DJ bezeichnen“, wehrt sie ab. Nach ihren Vorstellungen könnte künftig – unter Absprache mit den Nachbarn – einmal im Quartal ähnliches passieren.

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Das Obdachlosenprojekt laufe in Zusammenarbeit mit der „Aktion Mensch“, erläutert Peter Schulte. Mit einer fünfjährigen Laufzeit könne der Verein planen, „allein mit Spenden lässt sich so etwas nicht finanzieren“. Die sind aber natürlich weiterhin willkommen, weil der Heimatverein und die Weiterbildungsgesellschaft in Achenbach immer sehr viel zu tun haben. Und neue Projekte finden.

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