Geisweid. Grüner Stahl: 107 Kilo CO2-Emissionen je Tonne Rohstahl sind es bei Deutschen Edelstahlwerken in Siegen-Geisweid. Auf dem Weltmarkt: 1700 Kilo.

Der Grüne Stahl ist da: Die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) können ihren Kunden ihren sogenannten Green Steel mit drastisch reduzierten CO2-Emissionen pro Tonne anbieten. 107 Kilogramm pro Tonne Rohstahl sind möglich, sagt Ralf Schneider, Market Manager bei den DEW – statt 400 Kilo. Im weltweiten Durchschnitt werden sogar 1700 Kilo CO2 je Tonne Rohstahl erzeugt.

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Die DEW setzen dabei auf die sogenannte Elektrostahlroute, bei der die zum Schmelzen nötige Temperatur durch elektrische Energie erzeugt wird. Dabei wird laut Schneider in der Produktion komplett Schrott recycelt, statt auf die Metallgewinnung durch Ressourcenverbrauch in Form von Kohle und Erz zu setzen. „Wir beschäftigen uns seit zwei Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit“, sagt Schneider. Etwa 30 Prozent des deutschen Stahls werden aus Schrott recycelt.

DEW mit schnellem Beitrag zum Klimaschutz – in Form von CO2-armem Stahl

Ansatz der DEW: Den Lichtbogenöfen ist es egal, woher der Strom kommt, der sie zum Glühen bringt. Kunden wird angeboten – und bei Einigung garantiert sowie über entsprechenden Zertifikatekauf abgesichert –, dass der Strom für ihre Produkte vollständig aus Erneuerbaren Energien kommt; aus Deutschland und Europa. Hier habe man einen Weg gefunden, sehr schnell einen enormen Beitrag in Sachen Klimaschutz zu leisten, ohne noch 20 Jahre diskutieren zu müssen, so Schneider. „Es reden alle über Wasserstoff, es gibt aber keine Technologie“, so der Experte. Stahl und Wasserstoff – das sei wie Feuer und Wasser. Im Prozess drohe Materialversprödung, „da muss es noch viel Forschung und Entwicklung geben. Heute Gas, morgen Wasserstoff, das funktioniert nicht.“

Das Unternehmen

4000 Beschäftige arbeiten bei den Deutschen Edelstahlwerken an fünf Standorten in NRW.

1200 etwa sind im Werk in Geisweid tätig.

Umweltfreundlicherer Stahl ist teurer, die Produktion muss ungestellt werden, das kostet Geld, „das muss vom Verbraucher auch verstanden und mitgetragen werden“, sagt Ralf Schneider. Mehrere tausend Tonnen Stahl haben die DEW in dieser Form in den vergangenen Monaten produziert und verkauft, „da ist aber noch Luft nach oben.“ Die DEW können auf grünen Stahl umstellen – begleiten müsse das aber die Politik, fordert Schneider.

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Zu den Kunden der DEW gehört die Autoindustrie – und die setze nur auf grünen Stahl, wenn die Menschen CO2-arm hergestellte Autos nachfragen. Wobei hier bereits ein Umdenken eingesetzt habe, so Schneiders Einschätzung: „Da ist sehr viel in Bewegung. Es muss in die Köpfe: Nachhaltigkeit gibt es nicht einfach so als Beigabe.“

SPD fordert: Staat soll nachhaltigen Unternehmen bei Transformation helfen

Das bestätigt André Stinka, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, der sich am Donnerstag, 2. September, in Geisweid ein Bild bei den DEW machte: Grüner Stahl sei teurer als der herkömmlich produzierte. Stinka erneuert die Forderung nach einem Stabilitätsfonds für Unternehmen, die in Nachhaltigkeit investieren wollen, um beispielsweise bei der Umrüstung von Öfen zu helfen. Zudem könne der Staat die Kriterien bei eigenen Ausschreibungen so gestalten, dass Firmen, die nachhaltiger produzieren, Vorteile hätten. Wie die DEW ressourcenschonend über Schrott und den Einkauf von Ökostrom vorangingen – beeindruckend und ein hervorragendes Beispiel, „wie wir wirtschaften können und müssen.“ Im Bereich Elektrostahlroute seien die DEW in NRW führend.

Das Bundesland sei gerade in der Stahlsparte stark und müsse das auch bleiben. „Der Staat muss beim Umbau helfen – wir schenken den Unternehmen das Geld nicht“, bekräftigt Stinka, das Geld müsse zurückgezahlt werden. Aber über einen Stabilitätsfonds, der genaue Vorgaben machen soll (etwa Nachhaltigkeit, Tariftreue), könnten Unternehmen eben Mittel für Investitionen erhalten, die sie ohne nicht stemmen könnten. „Die Produktion umbauen und den teureren Stahl am Weltmarkt loswerden – die Rechnung muss mir mal einer erklären“, so der Energiepolitiker.

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