Eichen. Wie kann die Zukunft des Stahls aussehen? Darüber diskutierten Minister Karl-Josef Laumann und Thyssen-Krupp-Steel-Betriebsrat Helmut Renk.
Erst gibt es einen Ortstermin bei Thyssen-Krupp-Steel in Eichen, dann ein Gespräch gegenüber im Eichener Hamer. Der Betriebsratsvorsitzende Helmut Renk hat sich mit Arbeitsminister Karl-Josef Laumann sowie den drei heimischen CDU-Abgeordneten in Land- und Bundestag zusammengesetzt, um eine deutliche Botschaft an die Politik in Land und Bund zu richten. Der geplante „Grüne Stahl“ ist nichts, dem sich die Belegschaft entgegenstellen würde. „Aber allein ist das für ein Unternehmen nicht zu machen“, sagt Renk. Seine Forderung schon seit längerem: „Das Land muss einsteigen!“ Sollte dies nicht machbar sein, müsse ein anderer Weg der Unterstützung gefunden werden.
Kreuztal: Thyssen-Krupp-Steel fordert Unterstützung
Weder Thyssen-Krupp noch andere Stahlhersteller könnten die Kosten für den Wandel allein aufbringen, betont Renk gleich mehrfach an diesem frühen Abend und bedauert im gleichen Moment, dass es nicht gelungen sei, die Unternehmen an einen Tisch zu bringen. Die Vorstellungen einer Deutschen Stahlunion seien leider gescheitert. Ohne Stahl ist eine moderne Gesellschaft aus Sicht Renks aber nicht denkbar.
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Die Landesregierung sei nicht unbedingt begeistert über die Vorstellung einer Beteiligung, stellt Karl-Josef Laumann unumwunden fest. Ebenso wichtig ist ihm aber auch das Erhalten von qualifizierten gewerblichen Arbeitsplätzen im Land Nordrhein-Westfalen. Der Landesteil Westfalen habe heute deutlich mehr davon, als das Ruhrgebiet. Laumann bedauert dieses Ungleichgewicht. Was aber nichts daran ändere, dass es ein fatales Signal sei, diese Quelle des Wohlstandes einfach so aufzugeben.
Thyssen-Krupp-Steel in Kreuztal: Der Grüne Stahl komme nicht über Nacht
Mit dem Ausstieg aus der Atomkraft und der Braunkohlegewinnung seien gerade für dieses Bundesland nachhaltig spürbare Entscheidungen in Sachen Klimapolitik gefallen. „Ich finde das richtig“, betont Karl-Josef Laumann, wenngleich andere Staaten diesen Weg nicht mitgegangen seien. Nun aber auch die Stahlherstellung zu streichen, halte er für falsch. Wie die Unterstützung der Unternehmen allerdings letztendlich ausfallen kann, bleibt an diesem Freitag offen. Er habe sich aber noch einmal verdeutlichen lassen, wer alles den Stahl kaufe, der im Siegerland produziert werde.
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Laumann und Renk sind sich einig, dass es genug andere Länder gibt, die nur darauf warten, Deutschland in der Stahlherstellung zu folgen, sollte eine politische Entscheidung zum Ausstieg fallen. Am Stahl hingen andere Branchen, was einen Arbeitsplatzverlust enormen Umfangs nach sich ziehen würde. Auch andere Branchen seien mit den Kosten eines Umbaus ohne Hilfe überfordert, betont Helmut Renk. Gut eine Dekade werde das Projekt des Umbaus dauern, der Grüne Stahl komme nicht über Nacht.
Später spricht Renk von „der Lebensdauer eines Autos“, das könnten auch 14 Jahre sein. Dazu komme, dass die für den gesamten Prozess notwendigen erneuerbaren Energien noch gar nicht vorhanden seien.
Kreuztal: Volkmar Klein (CDU) sieht Nachhaltigkeit des Stahls
Stahl sei und bleibe ein wichtiger Grundstoff, der außerdem komplett wiederaufbereitet werden könne, und auf dessen Produktion Deutschland weder verzichten könne, noch sollte, unterstreicht danach auch Volkmar Klein (CDU). Der Bundestagsabgeordnete verweist darüber hinaus auf die vom Bund aufgelegte Milliardenförderung, bei der es nun darauf ankomme, das Geld richtig zu verteilen. Ihm geht es nicht nur um die Sicherung der Produktion für den Moment, sondern um eine längerfristige Zukunft.
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Klein dankte den Vertretern der CDA in Siegen-Wittgenstein, die sich um die Sorgen der Eichener Stahlkocher kümmerten und ihren Bundesvorsitzenden wieder einmal ins Siegerland geholt hätten. „Wir machen uns große Sorgen“, stimmt der CDA-Kreisvorsitzende Hartmut Steuber zu. Die Entlassungen in mehreren Betrieben würden nachdenklich stimmen, wobei in Eichen immerhin eine Job-Garantie bis 2026 bestünde. Völlig sicher vor einem Arbeitsplatzabbau mache das aber dennoch nicht. Und ganz wichtig für die Region sei in diesem Zusammenhang „auch die Route 57“, sagt Steuber.
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